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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Abschürfungen. Hinzu kommen Teilamputationen an Armen und Beinen. Der Körper ist komplett überrollt worden.«
    Â»Und weiß man schon, wer es ist?«
    Der Kollege schüttelte den Kopf.
    Â»Man hat keine Papiere oder irgendwas bei ihm gefunden. Alle Taschen der Kleidung waren geleert. Natürlich gibt es Faserspuren, auch an den Schuhen Bodenanhaftungen. Dazu müssten wir allerdings wissen, wo sich das Opfer zuvor aufgehalten hat. Das Einzige, was jetzt schon sicher ist: Es handelt sich um einen Mann, wahrscheinlich Asiate.«
    Â»Ist die Obduktion schon gelaufen?«
    Jansen sah auf die Uhr.
    Â»Sind die wahrscheinlich grade bei. Hab Anja-Lena hingeschickt. Nach fast drei Wochen Urlaub kann die Deern dat schon mal ab. Teschner is mit.«
    Angermüller nickte zerstreut. Er drückte den Einschaltknopf am PC und griff nach den Papieren, welche sich innerhalb der kurzen Abwesenheit auf seinem Schreibtisch angesammelt hatten.
    Â»Und wie war’s nu so im Süden?«
    Nach Jansens Frage zu urteilen, lag Oberfranken Tausende Kilometer von Lübeck entfernt, kurz vorm Mittelmeer.
    Â»Schön war’s. Wetter, Essen, Familie, alles gut.«
    Der Kriminalhauptkommissar war nicht in der Stimmung, jetzt eine bunte Schilderung seines durchaus angenehmen Kurzurlaubs abzugeben.
    Â»Hörst dich nich so richtig begeistert an …«, stellte Jansen fest und warf einen skeptischen Blick in Angermüllers Richtung.
    Â»Meine Frau ist im Krankenhaus. Hatte gestern einen Fahrradunfall. Sie hat schwere Gehirnverletzungen und wird im künstlichen Koma gehalten.«
    Â»Ach du Schiete!«
    Claus Jansen sprang auf und klopfte Angermüller auf die Schulter.
    Â»Ich mach uns erst ma ’n Kaffee.«
    Während sich sein Partner an der alten Kaffeemaschine im Zwischenflur ihrer Büros zu schaffen machte, wanderten Angermüllers Gedanken zurück zum Vorabend. Als er nach langem Warten auf dem Krankenhausflur endlich zu Astrid durfte, lag sie mit geschlossenen Augen zwischen Kabeln, Schläuchen und blinkenden Apparaten auf der Intensivstation. Ihr Gesicht war sehr blass, und aus ihrem Mund ragte ein dicker Schlauch. Unter dem Krankenhaushemd hob und senkte sich regelmäßig ihr schmaler Brustkorb. Etwas verloren hatte er in seinem Besucherkittel auf einem Schemel neben ihr gesessen und sie nur angeschaut. Sie war ihm so fremd erschienen. Eine Schwester, die sich immer wieder an den medizinischen Geräten zu schaffen machte, ermutigte ihn schließlich, doch Astrids Hand zu halten und mit ihr zu reden.
    Â»Auch wenn es nicht so scheint, Ihre Frau bekommt mehr mit, als Sie denken.«
    Im Halbdunkel, welches dort herrschte, war ihm die ganze Situation so unwirklich vorgekommen. Er hatte dann Astrids Hand gestreichelt, ihr von seinem Besuch in Coburg erzählt und ihr sämtliche Grüße ausgerichtet, die ihm aufgetragen worden waren. Gleichzeitig war ihm immer wieder ihrer beider Situation durch den Kopf gegangen. Dass sie sich eigentlich getrennt hatten, er vor einem Jahr schon aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen war, dass er mit Derya gerade eine neue Beziehung begonnen hatte, so unvorhersehbar deren Zukunft auch sein mochte, und dass er nun doch der Mensch war, der Astrid am nächsten stand. Er fand es auch völlig selbstverständlich, in dieser kritischen Situation bei ihr zu sein, er bangte um sie, er hoffte für sie, er wollte sie nicht verlieren.
    Es ging gegen Mitternacht. Julia hatte ihm schon vor einer Stunde eine SMS geschickt, dass sie und Judith jetzt ins Bett gingen. Wahrscheinlich würden die Kinder trotzdem nicht schlafen und auf ihn und seinen Bericht aus dem Krankenhaus warten. Angermüller hatte sich gleichzeitig hellwach und hundemüde gefühlt. Die auch ziemlich erschöpft wirkende junge Ärztin hatte ihm schließlich geraten, nach Hause zu gehen.
    Â»Ich weiß, Sie denken, Sie können sie jetzt nicht allein lassen. Aber Sie können hier eh nichts für Ihre Frau tun. Sie braucht sehr viel Ruhe und Zeit. Ihr Gehirn ist stark angeschwollen und im Ausnahmezustand, und das wird noch eine ganze Weile andauern. Der Tiefschlaf, in dem wir sie halten, ist so eine Art Schutzfunktion gegen die Schmerzen, gegen den Stress, den der Körper aufgrund der ganzen Verletzungen hat. Aber kommen Sie ruhig jeden Tag her, lassen Sie sie spüren, dass Sie da sind, beziehen Sie Ihre Frau in Erzählungen mit ein oder in

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