Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
wie riskant das ist und so weiter. Denn wenn man liest, was da so drin steht â¦Â« Er wiegte sorgenvoll seinen Kopf.
»Ja, das kann ich nachvollziehen. Die Probleme hatte ich auch«, bestätigte Marlene nun ein wenig zugänglicher. Sie hatte sich sofort an ihre Situation erinnert, als das mit Sophie gerade passiert war, und der Mann tat ihr leid.
»Letztendlich werden Sie unterschreiben. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, dafür kennt man sich viel zu wenig mit dieser hoch komplizierten medizinischen Materie aus.«
»So wird es wohl sein, da haben Sie recht. Wahrscheinlich braucht es nur die Bestätigung durch die Autorität eines Arztes, damit man sich traut, diese Entscheidungen zu treffen. Astrid kann das leider nicht selbst tun.«
»Wie geht es Ihrer Frau denn?«
»Sie hat schwere Kopfverletzungen und liegt im künstlichen Koma.«
»So war das bei Sophie auch.«
»Wie lange hielt man sie im Koma?«
»Fast zwei Wochen dauerte das.«
Marlene berichtete noch ein wenig über ihre Erfahrungen mit Krankenhaus- und Rehaklinik-Aufenthalt, und dann erschien Sophie auch schon wieder, nicht besser gelaunt als vor der Untersuchung. Der Pfleger, der den Rollstuhl schob, erklärte, dass irgendetwas nicht geklappt hatte. Gleich darauf tauchte auch der zuständige Arzt auf und bestätigte, dass Sophie sich morgen nochmals zum MRT einfinden müsste. Als Marlene mit ihrer missgelaunten Freundin davonzog, stand ihr Sitznachbar auf und nickte ihr zum Abschied zu. Seine GröÃe war bemerkenswert, bestimmt über 1,90. Und eigentlich war er ganz sympathisch gewesen. Sie sah noch, wie er sich sofort auf den Arzt stürzte, um endlich seine Fragen loszuwerden.
Als Angermüller bei den Uniformierten am Eingang der Bezirkskriminalinspektion vorbeikam, fiel ihm die Beschwerde ein, die er vorhin über die Kollegen in Bad Schwartau gehört hatte. Es war leider oft so, dass die Leute einfach zu viel von der Polizei erwarteten, und nur aufgrund eines vagen Verdachts konnte man halt nicht tätig werden. Wie es der Zufall so wollte, waren sie heute Nachmittag ebenfalls in der Dienststelle in Bad Schwartau gewesen und, ohne etwas erreicht zu haben, wieder abgezogen. Auch ihnen waren voll beladene Kuchentabletts, allerdings bei den Kollegen von der Kripo, aufgefallen. Vielleicht hatte ja jemand Geburtstag.
Im siebten Stock sprang er aus dem Fahrstuhl und eilte durch den Flur. Er war der Letzte, der sich im Besprechungsraum zu ihrer Lage einfand, wenn man einmal von Harald Appels, ihrem obersten Chef, absah. Aber der pflegte grundsätzlich immer erst aufzutauchen, wenn alle längst versammelt waren.
»Alles okay?«, fragte Jansen. So wie alle Kollegen den Kriminalhauptkommissar anschauten, waren sie von Jansen über Astrids Unfall offensichtlich ins Bild gesetzt worden. Angermüller gab nur ein beruhigendes Nicken zur Antwort. Was sollte er auch dazu sagen? Astrid lebte, es bestand wohl in der Hinsicht auch keine Gefahr mehr. Aber welche Folgen von dem Unfall bleiben würden, das stellte sich erst heraus, wenn sie aus dem Dauertiefschlaf geweckt würde.
Er dachte an die junge Frau, die im Rollstuhl saÃ, die Freundin der Polizeikritikerin. Deren Unfall lag schon ein Dreivierteljahr zurück, und sie war eisern dabei, zu trainieren, um ihr altes Leben wieder aufnehmen zu können. Körperlich war sie auf einem guten Weg, hatte ihre Freundin erzählt, aber durch die schweren Kopfverletzungen war auch ihr Sprachzentrum betroffen, und sie musste nun das Sprechen von Grund auf neu erlernen. Angermüller konnte sich diese Problematik gar nicht so richtig vorstellen, obwohl die Frau sie ihm ausführlich geschildert hatte. Aber ihrer Aussage nach schien es mehr als mühsam zu sein und vor allem sehr, sehr langwierig. Was erwartete Astrid wohl noch alles? Und was bedeutete das für sein eigenes Leben? Er schob diese beklemmenden Gedanken beiseite und atmete einmal tief durch.
»So, was haben wir, liebe Kollegin, liebe Kollegen?«
Als Erster meldete sich Thomas Niemann zu Wort. Er koordinierte gewöhnlich die Ermittlungen als Aktenführer, übernahm die Recherche am Computer, arbeitete eng mit der Datenstation des LKA Kiel zusammen, kämmte INPOL-Dateien durch und fügte seine und die Erkenntnisse der anderen im Team zusammen.
»In der Vermi/Utot-Datei gibt es ungefähr zwei Dutzend Männer asiatischer
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