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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Aber versuch bitte, ganz ruhig zu bleiben. Antworte mir einfach mit Ja oder Nein.«
    Sofort wollte Sophie wieder aufgeregt losbrabbeln.
    Â»Psst! Beruhige dich bitte und hör mir zu«, bat Marlene noch einmal eindringlich und legte einen Finger auf Sophies Lippen.
    Â»Sag mal, vorhin, als ich in der Diele sauber gemacht habe und du allein mit dem Rollstuhl hinters Haus gefahren bist: Ist da jemand zu dir gekommen?«
    Die Freundin schaute ernst und konzentriert. Sie presste die Lippen zusammen, als ob sie sich selbst den Mund verbieten wollte. Dann nickte sie heftig.
    Â»Und dieser Jemand, der hat deinen Rollstuhl zum Wasser gefahren und umgekippt?«
    Sophie nickte wieder.
    Â»Ein Mann oder eine Frau?«
    Jetzt schaute Sophie etwas verwirrt und schüttelte den Kopf. Marlene versuchte es anders, aber an der Fragestellung lag es nicht. Sophie hatte die Person wohl tatsächlich nicht gesehen.

    Â»Wenn Mama aufwacht, dann sieht sie gleich unser Foto. Dann freut sie sich bestimmt, oder, Papa?«
    Julia stellte die Aufnahme, die von vorletzten Weihnachten stammte, auf den Nachttisch neben Astrids Bett. Da strahlten sie zu viert vor dem Weihnachtsbaum in die Kamera, eine glückliche Familie.
    Â»Ja, das ist bestimmt eine gute Idee«, stimmte Georg zu. Genau wie am Abend zuvor lag Astrid mit geschlossenen Augen und künstlich beatmet auf ihrem Bett. Die Mädchen hatten zum Glück schnell die Beklommenheit abgelegt, in die sie zu Anfang die Szenerie auf der Intensivstation versetzt hatte. Nach ein paar ziemlich stummen Minuten hatten sie angefangen, ihrer Mutter abwechselnd etwas zu erzählen, über ihren Besuch in Coburg, die Schule, über ihre Freundinnen – und über ihren Geburtstag.
    Georg, der sich im Hintergrund hielt, war etwas erschrocken. Sie hatten öfter mal ihren Geburtstag in den letzten Tagen erwähnt, und natürlich wusste er, dass der im September war, aber dass er schon in der nächsten Woche lag, war ihm so nicht präsent gewesen.
    Es war meist Astrid, die sich um Geschenke kümmerte, in ihrer vernünftigen Art Kompromisse aus den Wünschen der Mädchen und dem, was sinnvoll war, in liebevoll verpackte Überraschungen umsetzte. Leider konnte er seine Frau nun nicht danach fragen, die sicherlich schon etwas vorbereitet hatte. Georg war stets für die Versorgung der kleinen und großen Gäste mit Essen und Trinken zuständig gewesen. Aus Kindertagen hatte sich erhalten, dass am Abend, wenn die Kinderparty vorbei war, auch noch Großeltern, Tanten und Onkel sowie ein paar Freunde der Familie vorbeikamen. Er würde mit den Mädels reden müssen, wie sie sich unter diesen besonderen Umständen ihren Geburtstag vorstellten.
    Den Stationsarzt hatte Georg nicht zu fassen bekommen, bevor sie ans Krankenbett traten. Eine freundliche Schwester, die ab und an hereinkam, nach Astrid sah, die Geräte kontrollierte, sagte den Kindern, es gehe ihrer Mutter gut, sie ruhe sich einfach aus nach dem Unfall und würde bald auch wieder aufwachen – was bald auch immer bedeuten mochte. Georg war der Frau und ihren beruhigenden Erläuterungen auf jeden Fall dankbar. Für Julia und Judith war es bedrückend genug, Astrid in dieser Situation zu sehen, sie sollten sich nicht auch noch Sorgen machen.
    Kurz darauf erschien die junge Ärztin vom Vorabend, und sofort lag Georg wieder ein Bündel Fragen auf der Zunge. Doch sie drückte ihm nur einige Papiere in die Hand, mit der Bitte, sich diese in Ruhe durchzulesen, zu unterschreiben und im Schwesternzimmer abzugeben. Dann verschwand sie wieder. Er sah kurz in die Unterlagen, die auch der Patientenaufklärung dienen sollten. Es ging um Sonden, die bei Astrid gelegt werden sollten, in den Kopf für Untersuchungen des Gehirns und in den Magen für ihre Ernährung, um Risiken und Folgen. Wie unausweichlich war das alles? Gab es Alternativen dazu? Georg fielen immer mehr Fragen ein.
    Â»Es ist prima, wenn ihr eure Mama besucht«, meinte die Schwester nach einer halben Stunde, »aber wie schon gesagt, sie muss sich ausruhen, damit sie möglichst schnell wieder gesund wird. Sie freut sich aber bestimmt, wenn ihr morgen wieder kommt.«
    Nach diesem freundlichen Hinweis zogen sie sich aus Astrids Zimmer zurück, und Georg schickte seine Töchter mit dem Bus nach Hause. Bevor er sich auf den Weg zur Lagebesprechung in die Bezirkskriminalinspektion machte, wollte er

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