Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
fragte Angermüller nach.
»Zheng Zhong.«
»Tsching, Tschang, Tschong«, echote Jansen leise, aber nicht leise genug für Frau Knaake-Guo.
»Könnte Ihr Kollege diese dummen Scherze vielleicht lassen? Wir sind doch nicht im Kindergarten!«
Angermüller sandte Jansen einen warnenden Blick. Der zuckte nur mit den Schultern und zog eine Grimasse.
»Erinnern Sie sich vielleicht an irgendeine körperliche Besonderheit bei Herrn Zheng, eine Narbe, ein Muttermal oder so? Sagt man das eigentlich so, Herr Zheng?«, vergewisserte sich der Kriminalhauptkommissar noch einmal.
»Herr Zheng, ja, so ist es korrekt. Aber ich kann Ihnen keine weiteren Erkennungsmerkmale von ihm nennen. Ich habe ihn vielleicht drei- oder viermal gesehen, da trug er immer Anzug, sah sehr gepflegt aus. Tätowierungen oder so was hab ich nicht bemerkt.«
»Können Sie uns sagen, wo Herr Zheng wohnt, Frau Knaake-Guo? Und welche Art von Geschäften machte er mit Ihrem Mann? Wann haben sich die beiden Ihres Wissens nach das letzte Mal getroffen?«
Sie wusste nur, dass der Mann in Hamburg wohnen musste. Seine genaue Adresse war ihr nicht bekannt. Vielleicht hielt er sich auch nur zeitweise in Deutschland auf.
»Jianguo und er haben manchmal gemeinsam Sachen aus China importiert, auch um Frachtkosten zu sparen.«
»Hat Ihr Mann denn noch andere Geschäfte gemacht, auÃer mit diesem Laden hier?«
»Ich denke nicht, aber so genau weià ich darüber nicht Bescheid. Ich vertrete ihn hier nur, wenn er abwesend ist. Eigentlich habe ich eine eigene Keramikwerkstatt.«
Sie wies auf ein Regal voller Kannen, Tassen und Becher, die Angermüller entfernt an seine unförmigen Werke aus den Plastizier-Abenden an der Waldorfschule seiner Töchter erinnerten.
»Ich weià nur, dass Zheng kein angenehmer Partner war. Man muss ihm immer auf die Finger schauen, sagte mein Mann. Er sei nicht ehrlich. AuÃerdem war er wohl sehr streitsüchtig und wurde auch mal handgreiflich. Der schreckt vor nichts zurück, meinte Jianguo. Zum letzten Mal getroffen haben sie sich kurz vor der Abreise meines Mannes, Freitag oder Sonnabend.«
Bei dieser Angabe wurde Angermüller sofort hellhörig, auch Jansen und Anja-Lena schauten aufmerksam zu der Frau.
»Genauer können Sie das nicht sagen?«
Frau Knaake-Guo schüttelte den Kopf.
»Nein, kann ich nicht. Aber ich weiÃ, dass es mal wieder Ãrger gab zwischen den beiden und mein Mann ziemlich sauer auf Zheng war.«
Sie erzählte all dies, ohne eine Miene zu verziehen. Irgendwie wirkte sie so auf Angermüller, wie man sich im Vorurteil Asiaten vorstellte, verschlossen, emotionslos und nicht durchschaubar. Dabei war sie eigentlich nur mit einem Asiaten verheiratet und stammte dem Namen und der Sprache nach zu urteilen aus dem deutschen Norden.
»Das ist jetzt nur eine Frage, bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Glauben Sie, Ihr Mann könnte etwas mit Zhengs Tod zu tun haben?«, forschte der Kommissar vorsichtig nach. Frau Knaake-Guos Reaktion â sie machte eine unschlüssige Kopfbewegung und sah zu Boden â war, nun ja, eben undurchsichtig, wie er fand.
»Wann erwarten Sie Ihren Mann denn zurück?«
»Wenn er seine Geschäfte drüben abgeschlossen hat. Er hat noch keinen Rückflug gebucht. Das macht er immer erst von dort.«
Angermüller versuchte noch eine Weile, mehr Details über die Beziehung der beiden Männer zu erfahren, aber die Mühe war vergebens.
»Dann vielen Dank, Frau Knaake-Guo. Frau Kruse wird noch Ihre Personalien aufnehmen, und falls wir noch mehr Informationen brauchen, melden wir uns bei Ihnen.«
Kaum sichtbar nickte die Frau mit dem Kopf. Anja-Lena notierte ihre Daten. Plötzlich wurde die Ladentür geöffnet. Ein zierliches, hübsches Mädchen mit deutlich chinesischen Zügen sprang herein. Als sie die Beamten sah, stutzte sie.
»Ist das wieder die Polizei, Mama?«
Ihre Mutter bestätigte stumm.
»Doch nicht wegen Papa?«
Als Frau Knaake-Guo der Tochter keine Antwort gab, schüttelte die verzweifelt den Kopf, dass die glatten schwarzen Haare flogen, und schien kurz davor, in Tränen auszubrechen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und war wieder verschwunden.
»Gut, wir machen uns auf den Weg, Frau Knaake-Guo«, verabschiedete sich der Kriminalhauptkommissar. »Und kümmern Sie sich um Ihre Tochter. Sie scheint
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