Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
ich Psychologie studieren. Ist nicht ganz einfach mit Wechsel.«
»Ah ja. Und in der Zwischenzeit geben Sie Chinesischunterricht an der Volkshochschule, das ist doch eine gute Lösung.«
»Ja, ist schön, Deutschland«, nickte Steven und lächelte Anja-Lena an, während er ihr eine gespülte Schüssel zum Abtrocknen reichte, »ich möchte gerne hier weiter lernen.«
Steven war ein gut aussehender Mann. Es war schwer einzuschätzen, wie alt er wohl war. Er konnte Anfang 20, aber auch zehn Jahre älter sein, überlegte Angermüller. Im Gegensatz zu manchen Chinesen, mit denen er beruflich schon zu tun gehabt hatte â auch im aktuellen Fall â und die ihm sehr verschlossen und mürrisch vorgekommen waren, fand der Kommissar diesen Steven ausgesprochen offen, humorvoll und freundlich. Nun ja, so richtig kennengelernt hatte er eigentlich noch nie jemanden aus China, gestand sich Angermüller dann selbst ein. Es war das erste Mal, dass er sich privat mit einem Chinesen unterhielt.
Schon eine ganze Weile lehnte Jansen mit seiner Cola in der Hand am Kühlschrank und hörte aufmerksam zu. Als er Angermüllers Aufmerksamkeit bemerkte, der ihn gerne in die Unterhaltung mit eingebunden hätte, wandte er sich ab und ging zurück zu den anderen. Irgendwas stimmte nicht mit dem Kollegen, dachte Angermüller, und nur an dem ungewohnten Essen konnte es eigentlich nicht liegen. Gewöhnlich benahm sich Jansen nicht so ungesellig.
»Und ich hoffe«, mischte Anja-Lena sich ein, »du bleibst noch ein bisschen an der Volkshochschule, damit ich meinen Kurs zu Ende machen kann!«
»Sie sprechen übrigens hervorragend Deutsch, Steven. Haben Sie das in der Schule gelernt?«
»Ich haben schon in Beijing Kurs gemacht. Hatte ich Glück und Platz in Goethe Institut bekommen. Und hier dann weiter gelernt.«
»Sehr gut, wirklich! Ach, sagen Sie, könnten Sie wohl so nett sein, mir ein paar Rezepte von den Gerichten aufschreiben, die Sie heute für uns gekochte haben? Ich würde die gern selbst mal ausprobieren.«
»Das ist kein Problem. Welche denn?«
Sie fachsimpelten noch eine Weile. Steven erklärte Angermüller, was für ein Universalgerät das beilförmige Messer in seiner Heimat darstellte, dass man damit Knoblauch quetschte, Fleisch schnitt und Kräuter und Gemüse hackte.
»Soll immer sehr scharf sein. Muss man gut auf Finger aufpassen!«
Ausführlich erläuterte er Angermüller einige Besonderheiten der chinesischen Küche, gab ihm Tipps, worauf er beim Einkauf von Sojasauce und Essig zu achten hatte und welches Ãl er verwenden sollte. Zwischen den beiden Männern herrschte sogleich eine vertraute Atmosphäre, kein Wunder, da auch Steven mit Leib und Seele beim Kochen dabei war.
Später setzte sich Angermüller zu seinen Kollegen, und natürlich dauerte es nicht lange und Dienstliches wurde zum Thema.
»Hat sich unser Leitender eigentlich wieder gemeldet?«, wollte Norbert Teschner wissen, »ich meine wegen seiner SoKo zur organisierten Kriminalität mit den Kielern. War ihm ja eine echte Herzensangelegenheit.«
»Harald hat mich heute Morgen angerufen, ja«, bestätigte Angermüller. »Beim dritten Mal hab ich ihn an den kompetenten Kollegen Niemann weitergegeben. Der hat ihm klipp und klar gesagt, dass wir uns zum jetzigen Zeitpunkt beim LKA damit lächerlich machen würden, und das hat Harald dann wohl auch so gesehen.«
»Hast du schon was rausgefunden, Thomas, über den Chinesen, den uns die Frau aus dem Teeladen in Reinfeld genannt hat?«, mischte sich Anja ein.
»Auf jeden Fall hat man diesem Zheng Zhong vor acht Wochen in der deutschen Botschaft in Peking ein Visum ausgestellt. Wann und wo er damit eingereist ist, hab ich noch nicht erfahren. Die Anfrage läuft noch.«
Jansen, der auf der Sofakante saà und unruhig mit einem Bein wippte, beteiligte sich nicht an der Unterhaltung, bis er plötzlich etwas brüsk verlangte:
»Könnt ihr das Thema jetzt vielleicht mal beenden? Das können wir doch auch morgen im Büro besprechen.«
Alle sahen ihn erstaunt an.
Als Norbert Teschner ihn aufforderte: »Dann erzähl uns doch mal was Lustiges, Claus!«, stand der auf und verlieà die Gesellschaft ohne ein Wort.
»Wat is mit dem denn los?«
Niemann schüttelte den Kopf, und auch die andern waren völlig
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