Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
pustete er hörbar die Luft aus, ein unverkennbares Zeichen, dass die Geduld des Kollegen mal wieder auf eine harte Probe gestellt wurde. Nach knapp zehn Minuten löste sich die schöne Frau Möller aus ihrer Ecke und lief zum Eingang.
DrauÃen hielt ein Mercedes, ein hochbeiniger silberner Offroader. Gehörte so ein dickes Auto hier zum Image des erfolgreichen Geschäftsmannes und zukünftigen Landespolitikers, überlegte Angermüller? Ein groÃer Mann, das Haupthaar schon etwas dünn, schick, aber durchaus leger gekleidet, sprang aus dem Wagen und eilte herein. Susann Möller wechselte leise ein paar Worte mit ihm, er nickte und schaute dabei unauffällig in die Richtung der wartenden Beamten.
»Guten Tag, ich bin Mirko Möller.«
Er drückte jedem der beiden kräftig die Hand und sah ihnen dabei fest in die Augen. Sympathisch, offen, einer, der Menschen für sich gewinnen kann, war Angermüllers erster Eindruck.
»Was kann ich für Sie tun?«
Angermüller stellte Jansen und sich selbst vor.
»Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«
Susann Möller sah aufmerksam zu ihnen herüber. Ihr Mann bat Angermüller und Jansen in sein Büro, das erstaunlich einfach eingerichtet war und mit den vielen Papierstapeln und Aktenordnern nach reichlich Arbeit aussah.
»Bitte entschuldigen Sie die Unordnung.«
Er legte die groÃe Geldtasche mit dem Logo der Sparkasse, die er die ganze Zeit in der Linken hatte, auf einem Sideboard ab, nahm einen Packen Kataloge von einem Stuhl und zog noch einen Hocker unter dem Schreibtisch hervor.
»Bitte nehmen Sie doch Platz. Es ist hier einfach zu eng für zwei völlig unterschiedliche Tätigkeitsfelder. Bis vor Kurzem habe ich mich aus diesem Kämmerchen um die Firma und um meine parteipolitischen Aufgaben gekümmert. Demnächst zieh ich hier aus, und meine Frau wird im Geschäft allein die Chefin sein. Und das kriegt sie ohne mich alles mindestens genauso gut hin, da bin ich mir sicher.«
Mirko Möller lächelte die Kommissare freundlich an, dann wurde er ernst.
»Entschuldigen Sie, wenn ich das jetzt so frage: Sind Sie wegen Wally hier, Walter Bosse? Marlene rief mich vorhin an. Das ist ja wirklich unaussprechlich grausam, was da passiert ist.«
Betroffen schüttelte er den Kopf. Als sein Handy sich meldete, drückte er das Gespräch weg, stellte das Gerät auf stumm und legte es vor sich auf den Tisch.
»Was können Sie uns zu dem Geschehen sagen?«, fragte Angermüller.
Der Mann machte eine ratlose Geste.
»Nicht viel, auÃer, dass ich Wally gestern Abend bei Marlene kurz begegnet bin. Wirklich sehr kurz, denn kaum hatte er mich gesehen, ist er überstürzt aufgebrochen.«
»Warum das?«
»Keine Ahnung. Sie werden ja schon gehört haben, dass er ein dickes Alkoholproblem hatte. Wir sind in dieselbe Klasse gegangen und waren mal ganz gut befreundet. Aber in den letzten Jahren ist es immer einsamer um ihn geworden, also, er hat von sich aus sämtliche Kontakte abgebrochen. Ich glaube, er hat eine Abneigung entwickelt gegen alle, denen es besser ging als ihm. Dabei war er mal ein begabter, erfolgreicher Journalist. Ein wirklich tragischer Fall.«
»Und nach dem Treffen bei Marlene Deicke haben Sie Walter Bosse nicht mehr gesehen?«
»So ist es.«
Nachdenklich wiegte Angermüller seinen Kopf und sah dem Zeugen ins Gesicht.
»Wir sind aber eigentlich aus einem anderen Grund hier, Herr Möller.«
»Ach ja? Weshalb denn?«
Zum ersten Mal meinte der Kriminalhauptkommissar, eine kleine Unsicherheit in dem so ausgeglichenen Wesen des Mannes wahrzunehmen.
»Sie wollten sich darum kümmern, dass Marlene Deickes Auto, dessen Bremsen scheinbar jemand in böser Absicht manipuliert hatte, von der Polizei untersucht wird. Das haben Sie aber nicht getan. Warum?«
Bevor er antwortete, entfuhr Mirko Möller ein albernes Lachen.
»Sind Sie wirklich deshalb hier?«
»Was finden Sie denn so lächerlich daran?«
»Also entschuldigen Sie, aber ich hab die ganze Geschichte nicht wirklich ernst genommen. Wer sollte denn einen Anschlag ausgerechnet auf Marlenes Auto verüben?«
Seine Miene war ein einziges ungläubiges Staunen.
»Aber sie hat Ihnen doch sicher erzählt, was der Mann vom Pannendienst gesagt hatte?«
»Diese Typen machen sich doch auch gerne mal wichtig, gerade vor
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