Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
überlegte Angermüller, »vielleicht ist er ja doch als Geldeintreiber für die Mafia getourt. Wäre zumindest eine Erklärung für seinen Lebenswandel.«
»Na, hoffentlich nich«, tönte Jansen, der sich bis dahin auffällig zurückgehalten hatte, aus seiner Ecke, »sach das bloà nich gleich dem Appels. Dann hast du in fünf Minuten die Heinis vom LKA am Hals. Das willst du nich wirklich!«
Die Panik seines Kollegen amüsierte den Kriminalhauptkommissar.
»Keine Sorge. Jetzt wo wir wissen, wer der Tote vom Bahndamm ist, versuchen wir es erst mal auf unsere Art.«
»Dann werd ich mich mit Teschner wieder in der Gegend von Reinfeld umsehen und den Zeugen auf den Zahn fühlen, die nach der ersten Runde nicht ausgeschieden sind. Okay?«, schlug Anja-Lena vor.
»Ja, einverstanden. Ich geb jetzt unserer Suchmaschine Niemann noch einen kleinen Auftrag, und dann suchen wir zuerst die Familie von Walter Bosse in Bad Schwartau auf. Und wenn wir schon mal da sind, nehmen wir uns auch noch einmal die chinesischen Landsleute dort vor. Und in der Nordsparbank sagen wir auch wieder Guten Tag. Fertig mit Frühstück, Claus?«
Kapitel XIII
»Von der Polizei sind Sie? Und es geht um meinen Mann?«
Die Nachfrage der Frau klang etwas verunsichert, doch ihre Antwort kam klipp und klar:
»Wenn Sie von Walter Bosse sprechen: Das ist mein Ex-Mann. Für irgendwelche Beschwerden oder für Schäden, die er in volltrunkenem Zustand verursacht, sind Sie bei mir ganz bestimmt an der falschen Adresse. AuÃerdem hab ich gleich eine Kundin und gar keine Zeit.«
»Sie haben recht, es handelt sich um Ihren geschiedenen Mann. Er ist letzte Nacht beim Brand seines Fahrzeugs verstorben.«
Angermüller machte eine Pause, um ihre Reaktion abzuwarten, bevor er weitere Einzelheiten nannte. Sabrina Bosse, in einen helltürkisfarbenen Kasack zur weiÃen Hose gekleidet, strahlte eine irgendwie saubere Eleganz aus. Es war wohl ihre Berufsbekleidung, wie Angermüller aus dem Schild für die âºBeauty Lounge Sabrinaâ¹ schloss, das neben der Haustür unter dem Namenschild angebracht war.
»Das ist traurig.«
Sie schluckte und blickte zu Boden, dann richtete sie sich wieder auf.
»Aber ich sage Ihnen ganz offen, dass ich schon lange mit dem Schlimmsten gerechnet habe. Wally ist offenen Auges in sein Unglück gelaufen. Wie ist das denn passiert? War es ein Unfall?«
»Es steht eindeutig fest, dass Fremdverschulden vorliegt. Jemand hat den Wagen in Brand gesteckt und dafür gesorgt, dass er nicht mehr herauskommen konnte.«
»Oh Gott, das ist ja schrecklich! Das hat er wirklich nicht verdient.«
Entsetzen breitete sich auf ihrem ebenmäÃigen, perfekt geschminkten Gesicht aus.
»Wissen Sie schon, wer das getan hat?«
Der Kriminalhauptkommissar verneinte.
»Können Sie uns Auskunft geben, mit wem Ihr früherer Mann Umgang pflegte? Freunde, Kollegen? Ob es Leute gab, mit denen er regelmäÃig Kontakt hatte?«
»Tut mir leid, da sind Sie bei mir an der völlig falschen Adresse. AuÃer durch Zufall aus der Ferne hab ich Wally nach der Scheidung nicht mehr gesehen. Seit es mit seinem Alkoholismus immer schlimmer wurde, hatten auch die Kinder keinen Kontakt mehr zu ihm, dafür habe ich gesorgt. Seit Jahren habe ich ihn nicht gesprochen. Ich hab mir immer nur die Gerüchte von anderen anhören müssen, was er in seinem Suff wieder verzapft hatte, dass er vor einiger Zeit aus dem Job und inzwischen auch aus seiner Wohnung geflogen ist. Zum Glück habe ich mir mit meinem Kosmetikstudio eine eigene Existenz aufgebaut. Von seinen Unterhaltszahlungen konnte ich ja schon lange nur noch träumen!«
Ihre Betroffenheit war der Empörung darüber gewichen, was sie durch ihren Ex-Mann alles zu ertragen hatte.
»Wissen Sie, wie das ist, wenn Ihnen von den Leuten immer wieder mit hämischem Gesicht Schauergeschichten über Ihren Ex aufgetischt werden? Das ist überhaupt nicht schön, kann ich Ihnen sagen. Aber es gibt Leute in unserer kleinen Stadt, denen bereitet das ein höllisches Vergnügen.«
»Ja, dann lasse ich Ihnen einfach meine Karte hier, und sollte Ihnen doch noch etwas einfallen, das uns weiterhelfen könnte, melden Sie sich einfach.«
»Das wird sicher nicht passieren«, meinte Sabrina Bosse knapp, griff nach der Karte und setzte plötzlich ein charmantes
Weitere Kostenlose Bücher