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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und seinem schönen Gesicht etwas Grobes verlieh.
    Â»Darf ich bitte vorgehen?«
    Ihre ausgesprochen höfliche Art verunsicherte ihn, das merkte Marlene. So wie er auftrat, war er anderen Umgang gewöhnt, vor allem mit Frauen wahrscheinlich. Sie erinnerte sich, wie Mirko über Taos Berufswunsch gesprochen hatte. Wieder einmal fragte sie sich, wie es kam, dass manche Menschen genau dem Klischee entsprachen, dass sich die Allgemeinheit von ihnen zurechtschnitt. Marlene trat vor ihm in die Küche, wo Sophie ihr gespannt entgegen sah.
    Â»Wir haben Besuch, Sophie. Tao, auch ein ehemaliger Mitschüler von mir, ist gerade gekommen. Er will nur mal kurz Guten Tag sagen. Viel Zeit haben wir ja eh nicht, wegen der Logopädie.«
    Sie zwinkerte Sophie mit einem Auge zu. Die Logopädin hatte am Morgen angerufen und den Termin abgesagt. Zu Anfang hatte Marlene es gar nicht schlecht gefunden, dass Tao von selbst bei ihnen aufgetaucht war. So konnte sie ihn gleich fragen, ob er eine Ahnung hatte, was am Sonnabend passiert sein könnte, das Sophie so erschreckt hatte. Doch als sie erfasste, mit was für einem Typen sie es zu tun hatte, beschloss sie, das Thema vorerst besser nicht anzuschneiden. Jetzt hoffte sie inständig, dass Sophie nicht allzu ablehnend reagieren würde.
    In den paar Jahren, in denen sie zusammen zur Schule gingen, hatte sie nicht besonders viel mit Tao zu tun gehabt. Sie erinnerte sich nur, dass er ziemlich faul und schlecht in der Schule war. Den Lehrern gegenüber muckte er nicht auf, dafür hatte er auf dem Schulhof die große Klappe. Und wenn ihn jemand wenig nett ›Schlitzauge‹ rief, prügelte er denjenigen grün und blau. Auch ohne großen Anlass prügelte er sich gern. Alex Fettsack nutzte diese Neigung geschickt für sich aus und schickte Tao vor, wenn er mit jemandem Probleme hatte. Manche behaupteten damals sogar, er würde ihn dafür bezahlen.
    Ein kurzes Erschrecken glitt über Sophies Gesicht, als sie Taos ansichtig wurde. Dann streckte sie ihm ihre gesunde Hand entgegen.
    Â»Mamma mia!«
    Kurz schaute Tao etwas verunsichert, dann nahm er die Hand und schüttelte sie.
    Â»Hallo«, sagte er zu Sophie und grinste Marlene gleichzeitig etwas verkrampft an.
    Â»Wat sacht sie da?«
    Â»Du weißt doch, dass Sophie bei einem Unfall eine schwere Kopfverletzung davongetragen hat und nicht sprechen kann. Sie sagt dir auf ihre Art ›Hallo‹. ›Mamma mia‹ waren anfangs die einzigen Worte, die sie sagen konnte.«
    Er hörte nicht auf zu grinsen. Ihn schien das Ganze unglaublich zu amüsieren.
    Â»Mamma mia!«, wiederholte er mit einem unterdrückten Lacher, »Mamma mia!«
    Â»Ich weiß nicht, was daran so lustig ist.«
    Deutlich war Marlene der Ärger über Taos Benehmen anzuhören.
    Â»So, meine Partnerin hast du kennengelernt, dann kannst du ja wieder gehen.«
    Â»Wie, krieg ich keinen Kaffee?«
    Â»Ich wüsste nicht, dass ich dich eingeladen habe. Und du hast doch gehört, dass wir einen Termin haben.«
    Â»Mann, du bist doch immer noch so ’ne Giftspritze wie früher. Da will man dich nur mal nett besuchen, deine Freundin kennenlernen …«
    Auf Taos Gesicht lag ein Lächeln, doch in seine Stimme hatte sich ein aggressiver Ton geschlichen. Marlene kannte das noch von damals. Da hatte er sich mit demselben Gesicht die schlimmsten Beleidigungen angehört, bis er irgendwann zuschlug.
    Â»Ihr fahrt also zurück nach Berlin an diesem Wochenende?«
    Â»Wer hat dir das denn schon wieder gesagt? Und außerdem, entschuldige, was geht das dich an?«
    Jetzt war Marlene richtig wütend. Was bildete sich dieser ungehobelte Idiot ein?
    Weiterhin trug Tao dieses unangenehme Lächeln zur Schau. Er entgegnete leise:
    Â»Es gibt überhaupt keinen Grund, so unfreundlich zu reagieren.«
    Sein drohender Unterton war nicht zu überhören.
    Â»Ich habe eine einfache Frage gestellt und du brauchst einfach nur darauf zu antworten.«
    Er stellte sich direkt hinter Sophie, die der Unterhaltung mit angespannter Aufmerksamkeit gefolgt war und nun besorgt zu Marlene schaute.
    Â»Also«, schwer stützte er sich auf die Lehne von Sophies Stuhl, sodass sein Kinn kurz über ihrem Kopf schwebte, »noch einmal von vorn: Wann genau fahrt ihr zurück nach Berlin?«
    Verdammt noch mal, was will er, überlegte Marlene fieberhaft, warum will er das

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