Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
die irgendwas mit dem Herrn Wu zu tun haben, dann herrscht bei denen jetzt Alarmstimmung. Die wissen, dass wir dran sind, und werden einen Fehler machen. Im Grunde müssen wir uns nur auf die Lauer legen und abwarten.«
    Â»Schön wär’s«, griente Jansen, »so einfach, wie du das sagst, ist das ja leider nich.«
    Â»Weiß ich doch. Die Frage ist nur, wo setzen wir an? Wo ist die Schwachstelle?«
    Â»Mmh.«
    Sie schwiegen beide und beobachteten die wenigen Schwimmer, die im Außenbecken, der unfreundlichen Witterung trotzend, ihre Bahnen zogen.
    Â»Wir sollten uns auf jeden Fall auch mit Kleinhausens Jugendfreund Tao beschäftigen.«
    Â»Apfelschorle, Milchkaffee«, bellte die Kellnerin und knallte die Getränke vor ihnen auf den Tisch, sodass Angermüllers Tasse überschwappte.
    Â»Der Mann hat Zuhälterei, schwere Körperverletzung, räuberische Erpressung und noch mehr auf dem Konto, hat Niemann berichtet. Schon so einige Jahre hat der im Knast verbracht. Scheint eine mittlere Hamburger Kiezgröße zu sein.«
    Â»Der Herr Wu war auch in Hamburg zu Hause. Und wahrscheinlich sind die sich früher schon im ›Bambushaus‹ begegnet.«
    Â»Genau.«
    Angermüller nickte.
    Â»Mein Vorschlag wäre, nach dem Essen nach Grootmühlen zu fahren und die Kellnerin zu besuchen.«
    Â»Echt? Glaubst du, das bringt was?«
    Â»Das weiß ich nicht. Aber wir haben das letzte Mal ja gar nicht weiter nach dem verlorenen Sohn gefragt. Und wir werden auch versuchen, nochmals mit dem Alten zu reden.«
    Jansen, der von diesem Vorschlag nicht überzeugt war, zuckte unentschieden mir der Schulter.
    Â»Und die große Frage heißt: Hängt der Tod von Walter Bosse, der ja wohl auch ein Klassenkamerad von der Truppe war, in irgendeiner Form mit dem Tod des Chinesen zusammen?«
    Beide wandten wieder den Blick auf das Schwimmbecken.
    Â»Vorsicht! Heiß!«, riss die Bedienung sie unsanft aus ihren Gedanken.
    Auf einem Teller von beachtlicher Größe verloren sich fünf kleine Dampfkartoffeln neben einem Häufchen Rotkohl und einer zierlichen Roulade in einem Klecks Soße.
    Â»Hab ich ’n Seniorenteller bestellt, oder wat?«, kommentierte Jansen enttäuscht und griff zum Besteck. Die Kellnerin warf ihm einen ungnädigen Blick zu. Ein paar Minuten später hatte er seine Portion restlos vertilgt. Angermüller verspeiste seine Bruschetta, ohne groß davon Notiz zu nehmen. Es war einfach nicht der Zeitpunkt, sich ausgiebig mit den genussvollen Dingen des Lebens zu beschäftigen.
    Â»Denn trink ma deinen Kaffee aus und lass uns los«, drängte Jansen, »sonst muss ich mir dasselbe noch mal bestellen.«

    Â»Lässt du mich rein? Oder muss ich hier in der Kälte stehen bleiben?«
    Â»So gut passt es jetzt eigentlich nicht. Wir müssen gleich los zur Logopädie.«
    Â»Ach ja, wegen deiner Freundin. Die kann nich sprechen, oder?«
    Â»Na ja, so langsam lernt sie es wieder. Woher weißt du das? Woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin?«
    Â»Hab ich gehört.«
    Â»Das ist Schwartau. Hier bleibt einem nix verborgen, was?«
    Er achtete nicht auf ihre witzig gemeinte Anmerkung.
    Â»Ist deine Freundin da?«
    Â»Ja sicher. Aber wie gesagt, wir haben gleich einen Termin.«
    Â»Aber du wirst sie mir doch wenigstens ma vorstellen!«
    Der unerwartete Besucher drängte sich so nah an Marlene, dass sie einen Schritt zurück machen musste, wenn sie nicht auf Tuchfühlung mit ihm stehen wollte. Sein muskulöser Oberkörper schien das eng geschnittene weiße Hemd schier zu sprengen. Er trug es für die kühle Witterung viel zu weit geöffnet, mehrere Kettchen baumelten von seinem Hals auf den glatten, tätowierten Brustkorb. Im ersten Moment war Marlene furchtbar erschrocken, als dieser große, kräftige Mann vor der Tür stand. Trotz des dunklen Tages verdeckte eine Sonnenbrille seine Augen. Erst als er sie abgenommen und Marlene ihren früheren Klassenkameraden in dem Besucher erkannt hatte, gewann sie ihre gewohnte Selbstsicherheit zurück.
    Â»Na gut, dann komm kurz rein. Bitte.«
    Marlene gab die Tür frei und fragte sich gleichzeitig, was ihn hierher führte. Ohne die dunklen Gläser hatte sie ihn sofort wiedererkannt, trotz der langen, zum Zopf gebundenen Haare und einer Narbe, die sich von links unter dem Auge über die ganze Wange zog

Weitere Kostenlose Bücher