Ungnade: Thriller (German Edition)
die Stahltür mit einem markerschütternden Scheppern ins Schloss zog.
Logan legte Block und Stift auf den Tisch, dann zog er seine Jacke aus und hängte sie über eine Stuhllehne. Jedes noch so leise Geräusch schien von den makellos weiß getünchten Wänden und dem blanken Betonboden widerzuhallen. Logan setzte sich und wartete, bis die Tür sich wieder öffnete.
Cahill nahm auf dem freien Stuhl ihm gegenüber Platz. Er sah aus wie immer– von der Rötung in seinem Gesicht infolge der leichten Verbrennungen einmal abgesehen.
» Eine schöne Scheiße ist das.« Cahill versuchte ein Lächeln, das ihm aber nicht gelingen wollte.
» Wirst du anständig behandelt?«
» Abgesehen davon, dass man mich hier einsperrt wie einen Kriminellen, nicht allzu schlecht.«
Logan musste grinsen. » Das wollte ich nur wissen.«
Cahill sah sich in dem Raum um, bevor er sich wieder Logan zuwandte. » Und wie geht’s jetzt weiter?«
» Ich besorge dir noch heute Abend einen richtigen Strafverteidiger. Die sollten rund um die Uhr erreichbar sein, allerdings haben sie nachts auch am meisten zu tun.«
» Mir ist gesagt worden, ich sei in Gewahrsam. Ist das etwas anderes, als verhaftet zu sein?«
» Ja. Gewahrsam bedeutet, dass sie dich ohne Anklage nur eine gewisse Zeit lang hierbehalten dürfen. Nach Ablauf dieser Zeit müssen sie dich entweder gehen lassen oder unter Anklage stellen.«
» Und wenn ich unter Anklage gestellt werde, bin ich dann verhaftet?«
» So ist es.«
» Wie lange können die mich hierbehalten, bis sie sich entscheiden müssen?«
» Sechs Stunden. Also bist du noch vor Ende der Nacht wieder frei oder stehst unter Anklage.«
» Und wenn ich angeklagt werde?«
» Dann bleibst du bis morgen früh hier und wirst dann dem Untersuchungsrichter am Bezirksgericht vorgeführt.«
Cahill nickte und sah ihn unverwandt mit wachem Blick an. » Ich weiß es zu schätzen, dass du nichts beschönigst.«
» Ich denke, das ist das Beste und ganz in deinem Sinn.«
Cahill beugte sich vor, stemmte die Ellbogen auf die Tischplatte und seufzte. » Hör gut zu«, sagte er, » es geht um den Bombenanschlag, das haben sie dem großen Sergeanten gesagt, als ich hier ankam. Wahrscheinlich glauben sie, ich wäre in den Anschlag verwickelt, immerhin sind sie voll bewaffnet bei mir zu Hause aufgekreuzt. Dann war noch von Mordverdacht die Rede.«
Cahill hielt inne, damit Logan die Informationen verdauen konnte. Der schüttelte den Kopf und wollte etwas erwidern, aber Cahill gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er ihn zuerst weiterhin anhören sollte.
» Es spielt vorerst keine Rolle, ob das alles stimmt oder nicht. Worauf es ankommt, ist, dass ich, falls ich angeklagt werde, unter Mordanklage stehe. Dann gibt es keine Möglichkeit, auf Kaution freizukommen, oder?«
Logan nickte bestätigend.
» Also würde ich bis zur Verhandlung im Knast sitzen? Ich meine, wenn wir vom Schlimmsten ausgehen.«
» In Barlinnie, ja«, sagte Logan. » Das ist das Untersuchungsgefängnis für Schottlands Westen.«
» Und da sitzen ausschließlich Untersuchungshäftlinge?«
» Nein, auch verurteilte Strafgefangene.«
» Na, klasse.«
» Du weißt dich doch zu wehren, Alex. Du kommst schon klar.«
» Es sind nicht die anderen Gefangenen, die mir Sorgen bereiten.« Er verstummte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
» Ich verstehe das alles einfach nicht«, sagte Logan. » Welche Beweise können die denn gegen dich haben, dass sie dich einfach so einsperren? Und das auch noch unmittelbar nach dem Anschlag?«
» Sie haben meine Fingerabdrücke an unseren Autos sichergestellt und Zeugen gefunden, die mich am Abend zuvor am Tatort haben herumschnüffeln sehen.«
» Aber das reicht nicht. Das reicht doch vorne und hinten nicht.«
Nun war es an Cahill, zustimmend zu nicken.
» Da muss noch etwas anderes sein«, sagte Logan.
» Aber was?«
Ehe Logan darauf antworten konnte, öffnete sich die Tür, und Kelly betrat in Begleitung von Livingstone den Raum. Der Hüne blieb im Türrahmen stehen.
» Mr Finch«, wandte sich Kelly an Logan, » wir werden jetzt Ihren Mandanten befragen. Möchten Sie dabei sein?«
Logan erhob sich bejahend.
» Gut, dann wollen wir mal«, sagte der Sergeant und trat zu Cahill.
9
Der Vernehmungsraum des Polizeireviers war kleiner als der Raum, in dem Logan gerade mit Cahill gesprochen hatte, dafür war der Boden mit billigen grünen Teppichfliesen ausgelegt, und es gab ein Fenster– das allerdings
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