Ungnade: Thriller (German Edition)
Scheinwerfer erloschen gerade.
Hudson hielt ebenfalls. » Nun wollen wir mal Tacheles reden«, sagte er im Aussteigen und schaute dann die Straße hinunter. Die Entfernung zum Wagen der Polizistin betrug ungefähr fünfzig Meter. Der Motor drehte im Leerlauf. In diesem Moment setzte der Regen wieder ein. Wie ein Vorhang ging er zwischen ihm und dem Auto der Beamtin nieder.
Hudson hob den Arm und gab der Polizistin ein Zeichen, zu ihm zu kommen.
Aus dem Wagen hinter ihr sah Rebecca den Mann aussteigen, der ihr an der Tankstelle begegnet war. Er schien ihr zuzuwinken näher zu kommen. Sie runzelte die Stirn.
Was hat der bloß vor?
In diesem Moment näherte sich ein weiteres Scheinwerferpaar. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass das der Wagen war, der sie verfolgt hatte, dazu war der Zusammenprall mit dem entgegenkommenden Fahrzeug zu laut gewesen.
Der unbekannte Wagen verlangsamte sein Tempo. Als er auf sie zukam, erkannte sie, dass es sich um eine Mercedes-Limousine handelte. Auf gleicher Höhe mit ihr warf der Fahrer ihr einen fragenden Blick zu. Es war ein Mann mittleren Alters mit offenem Hemdkragen– vermutlich ein Geschäftsmann auf der Heimfahrt von einem spätabendlichen Rendezvous.
Der Mercedes fuhr auf der Gegenspur bis zu dem Wagen des Mannes von der Tankstelle weiter, dann leuchteten seine Bremslichter auf.
» O nein«, entfuhr es Rebecca. » Bloß das nicht!«
Doch der Mercedes hielt tatsächlich.
Der Mann von der Tankstelle beugte sich zum Seitenfenster des Wagens hinunter, als wollte er mit dessen Fahrer reden.
Es folgten drei grelle Lichtblitze, begleitet von einem dreifachen trockenen Knacken.
Er hatte den Fahrer des Mercedes erschossen.
Damit war die Straße vollkommen blockiert, an den beiden nebeneinanderstehenden Autos gab es kein Vorbeikommen. Ein solch strategisches Denken rang ihr fast schon Bewunderung ab.
Aber nur fast.
Hudsons Blick verweilte nur einen kurzen Moment lang auf der blutigen Masse, die einmal das Gesicht des Mannes gewesen war, dann richtete er sich wieder auf. Es hatte gutgetan, nach dem ganzen Mist, mit dem er während dieses Jobs konfrontiert worden war, endlich einmal seine Waffe zu benutzen.
Er hörte den Wagen der Polizistin beschleunigen und blickte in ihre Richtung. Mit hoher Geschwindigkeit kam sie auf ihn zu, ließ ihm kaum Zeit zu einer Reaktion. Es schien, als wollte sie das Heck seines Mazda wegrammen.
Er sprang zur Seite, hob die Waffe und gab einen Schuss auf den sich näherndenWagen ab.
Und noch einen.
11
Rebecca sah das Mündungsfeuer, als der Mann auf sie schoss. Instinktiv neigte sie den Kopf, während ihr Fuß weiter auf dem Gaspedal lag und sie auf das Heck des Wagens vor ihr zusteuerte.
Wenn es keinen Weg um die beiden Autos herum gab, dann musste sie eben mitten durch sie hindurch. Der Mazda der Männer war nicht besonders groß, ein Mittelklassewagen mit Heckklappe. Sie war bereit, alles auf eine Karte zu setzen, und hoffte, dass ihr Ford Mondeo für ihr Vorhaben robust genug sein würde. Wenn ihre beiden Verfolgerwagen außer Gefecht gesetzt waren, würde sie kurz durchatmen können.
Noch zwei weitere Schüsse hallten, aber keiner von beiden traf ihren Wagen. Mit Handfeuerwaffen konnte man nur sehr ungenau zielen– noch dazu bei Dunkelheit und sich bewegendem Ziel und Schützen.
Sie spannte sich innerlich an, bereitete sich auf den Aufprall vor, veränderte aber im letzten Augenblick noch ihre Stoßrichtung, um den Mazda auch wirklich an der hinteren rechten Ecke zu treffen und ihn so aus dem Weg zu rammen.
Sie war erfolgreich.
Der Mazda wurde herumgewirbelt und krachte gegen die Bäume am Straßenrand. Zwar wurde Rebecca durch ihren Airbag behindert, aber ihr Wagen fuhr weiter.
Mit einer Hand hielt sie das Lenkrad auf Kurs, mit der anderen zerrte sie an dem Airbag, bis sie wieder auf die Straße schauen konnte.
Im Innenspiegel sah sie, dass der Mann auf die Straße gelaufen war und erneut hinter ihr herfeuerte.
Der verbliebene Außenspiegel zersprang, als die Kugel ihn traf.
Hinter einer Kurve war sie endlich aus seinem Sichtbereich verschwunden. Noch immer kämpfte sie mit dem erschlafften Airbag und zudem mit dem Gefühl, sich übergeben zu müssen.
Hudson starrte dem Wagen der Polizistin nach, während Nummer zwei sich hinter das Lenkrad des Mazda setzte und ihn zu starten versuchte. Der Motor quälte sich ein paar Sekunden lang und sprang dann an, begann aber, als Zwei gerade grinsend auf den
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