Ungnade: Thriller (German Edition)
ist, dachte er.
9
» Noch weniger als einen guten halben Kilometer«, verkündete Nummer zwei und beobachtete, wie der Wagen auf dem Display des GPS -Trackers immer näher kam.
» Alles klar«, sagte Hudson an Nummer fünf gewandt, » wir fahren los in Richtung Süden. Du gehst zurück zu eurem Wagen, ihr wartet hier. Sowie sie an euch vorbeifährt, folgt ihr ihr. Dann können wir sie in die Zange nehmen, ihr setzt euch neben sie und drängt sie von der Straße. Anschließend sorge ich dafür, dass alles fachgerecht erledigt wird.«
Fünf nickte, stieg aus und rannte durch den Regen zu Nummer drei und ihren Wagen. Hudson drehte den Zündschlüssel, wendete und fuhr dann mit gleichmäßigen fünfzig Stundenkilometern in Richtung Süden.
Rebecca hatte ein Hinweisschild gesehen, demzufolge es bis Fort William nicht mehr allzu weit war– noch circa vierzig Kilometer. Außer ihr waren noch wenige Wagen unterwegs. Sie war froh darüber, so konnte sie ein relativ hohes Tempo fahren, sofern die Straßenverhältnisse es zuließen. Sie hatte das Gefühl, gut voranzukommen.
Sie warf einen Blick zur Seite, als sie in einer Parkbucht einen abgestellten Wagen mit ausgeschalteten Scheinwerfern entdeckte, aber als sie sich noch einmal nach ihm umblicken wollte, war er schon zu weit weg.
Dann jedoch sah sie im Rückspiegel, wie die Scheinwerfer aufleuchteten und ihr folgten.
Nicht gut.
» Sie müsste die beiden jetzt passiert haben«, sagte Nummer zwei zu Hudson. » Wie lange dauert’s noch, bis sie uns einholt?«
» Sie kann jeden Moment kommen.«
Hudsons Blick huschte zwischen der Straße vor ihm und seinem Innenrückspiegel hin und her. Er wartete, dass die Scheinwerfer ihres Wagens darin auftauchten.
» Nun komm schon, du Schlampe«, schimpfte er leise. » Lass es uns über die Bühne bringen.«
Als sie auf eine Kurve zufuhr, bremste Rebecca ab. Der Wagen hinter ihr hatte rasch zu ihr aufgeschlossen. Am Scheitelpunkt der Kurve gab sie erneut Gas und wünschte, dass ihr Wagen ein paar Pferdestärken mehr unter der Haube hätte.
Sie behielt weiterhin den Wagen hinter ihr im Auge, diesmal einen Tick zu lange, denn als sie wieder nach vorn schaute, war direkt vor ihr ein weiteres Auto aufgetaucht, dessen Bremslichter rot aufleuchteten. Sie musste sich schnell entscheiden– scharf abbremsen oder in der Hoffnung, dass niemand ihr entgegenkam, den anderen Wagen überholen.
Sie entschied sich für die zweite Möglichkeit und zog nach rechts, aber der Wagen vor ihr tat das Gleiche und blockierte die Spur. Rebecca rammte den Fuß auf das Bremspedal, lehnte sich weit in ihrem Sitz zurück und umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen.
Ihre Hinterräder verloren die Bodenhaftung und brachen aus. Sie lief Gefahr, von der Straße abzukommen und zwischen den Bäumen zu landen, aber dann reagierte sie so, wie sie es im Schleuderkurs der Polizeischule gelernt hatte, und lenkte besonnen dagegen, womit sie den Wagen wieder ausrichtete und weiterhin abbremsen konnte.
Der Wagen hinter ihr kam allerdings mit ungebremstem Tempo auf sie zugerast, sein Fahrer blendete sogar noch auf.
Rebecca warf einen kurzen Blick in den Spiegel, weil die grellen Scheinwerfer sie blendeten. Erst jetzt bemerkte sie, dass die beiden Wagen sie in klassischer Manier in die Zange genommen hatten– wie Polizisten bei Verfolgungsfahrten.
Sie steuerte ihren Wagen auf die linke Spur zurück, und die beiden anderen Fahrer taten dasselbe.
Ihr war bewusst, dass den beiden etwas fehlte, um ihr endgültig jeden Ausweg zu nehmen: das unabdingbare dritte Fahrzeug, das sich neben sie setzen musste, damit sie von allen Seiten eingekesselt war– den Rest würden dann die am linken Straßenrand vorbeifliegenden Bäume erledigen. Also musste einer der beiden Wagen wohl oder übel in die Offensive gehen, um sie zur Aufgabe zu zwingen. Sie tippte auf ihren Verfolger, da sie ihr nicht die Flucht nach vorn ermöglichen wollten. Wenn der Wagen vor ihr sie scharf ausbremste, um sie auffahren zu lassen, war es immerhin möglich, dass sie ihn im spitzen Winkel am Heck erwischte und damit dafür sorgte, dass er sich drehte und von der Straße abkam– und sie freie Bahn hatte.
Hudson bremste sanft ab, als er den Wagen der Polizistin im Spiegel näher kommen sah. Er wollte sie behutsam ausbremsen, da ein Aufprall bei hoher Geschwindigkeit immer riskant war. Niemand konnte vorhersehen, was bei so einem Manöver herauskam. Als er das Tempo drosselte, sah er, wie der Wagen der
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