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Ungnade: Thriller (German Edition)

Ungnade: Thriller (German Edition)

Titel: Ungnade: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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rieb sich die vor Erschöpfung schwer gewordenen Augenlider. Als sie auf ihre Uhr blickte, war es fast ein Uhr morgens.
    » Was tue ich hier eigentlich, zum Teufel?«, sagte sie sich laut.
    Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Was mochte Logan von ihrem Anruf wohl gehalten haben? Das war wirklich einer ihrer schlechtesten Einfälle gewesen. Sie blickte erst Roddy an und sich dann im Zimmer um. Der Mülleimer war voll mit medizinischen Abfällen, auf den Bettbezügen entdeckte sie Blutflecke. Sie fand es immer noch richtig, hergekommen zu sein, obwohl sie nicht mehr genau nachvollziehen konnte, was sie dazu getrieben hatte. Ebenso wenig war sie sich sicher, wie es nun weitergehen sollte. Manchmal war es gut, spontan zu handeln, manchmal auch nicht. Sie beugte sich noch weiter vor, legte den Kopf auf das Bett und schlief fast auf der Stelle ein.
    12
    Nach etwa einer Stunde erwachte sie wieder. Ihre Augenlider waren noch immer schwer, in ihrem Kopf herrschte Nebel, schlechteste Voraussetzungen für klare Gedanken. Sie setzte sich auf und rieb sich mit den Händen das Gesicht. Wahrscheinlich sah sie fürchterlich aus. Wieder blickte sie auf die Uhr, dann auf Roddy. Sie erschrak, als sie merkte, dass er sie neugierig musterte.
    » Hallo«, sagte er. » Wer sind Sie denn?«
    Seine Stimme klang erstaunlich kräftig. Sein seltsamer Akzent schien eine Folgeerscheinung davon zu sein, dass er sich häufig in den Staaten aufhielt. Roddy zog die Stirn kraus und kratzte sich an dem Kopfverband. Als seine Fingernägel über die Wundnaht darunter strichen, zuckte er vor Schmerzen zusammen.
    » Detective Constable Irvine«, stellte sich Rebecca vor. Unter den gegebenen Umständen verfiel sie ganz automatisch in die gewohnten Formalitäten.
    Roddy stützte sich mit den Armen auf. » Ich bin clean«, versicherte er. » Ich habe schon seit Wochen nichts mehr genommen… Ehrlich!«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Rebecca begriff, wovon er redete. » Darum geht es nicht«, beruhigte sie ihn. » Ich bin nicht… offiziell hier, um es mal so zu sagen.«
    Er wirkte immer noch skeptisch.
    » Ich war bei dem Konzert«, sagte sie.
    » Ich verstehe nicht«, sagte er. » Warum sind Sie dann hier, wenn es nicht um– Sie wissen schon– Drogen geht?«
    Gute Frage.
    » Ich bin Becky«, sagte sie. » Becky Reid.«
    Er kniff die Augen zusammen. Sie konnte ihm ansehen, wie ihm langsam dämmerte, wen er vor sich hatte.
    » Heilige Scheiße«, sagte er. » Becky Reid.«
    Rebecca schob sich das Haar aus der Stirn, aber dann kamen ihr sogleich Bedenken, dass die Geste kokett wirken könnte, und sie ließ es wieder zurückfallen.
    » Du bist also Bulle geworden?«
    » So ist es.«
    » Aber du hast doch eben gesagt, dein Name wäre Irvine.«
    » Ach so, ja. Weil ich verheiratet bin. Ich meine, ich war verheiratet. Ich habe den Namen nur behalten, weil ich nun schon so lange so heiße, genauso wie mein Kleiner, mein Sohn. Es wäre zu kompliziert, ihn jetzt wieder zu ändern.«
    » Du hast ein Kind?«
    » Ja.«
    Als er lächelte, sah sie kurz den alten Roddy aufblitzen, den Jungen, den sie einmal gekannt hatte.
    » Willst du echt clean werden?«, fragte sie. » Oder hast du das bloß gesagt, weil du geglaubt hast, ich wäre eine Polizistin?«
    » Aber du bist doch Polizistin.«
    » Du weißt genau, was ich meine. Weich mir nicht aus.«
    » Wirst du mich festnehmen, wenn ich dich anlüge?«
    » Roddy…«
    » Okay, ich bin seit fünfzehn Tagen clean.«
    » Und warum ist das heute Abend passiert?«
    » Es geht einem ganz schön an die Nieren, weißt du? Von dem Zeug runterzukommen.«
    Rebecca nickte. Sie hatte genug erlebt, was das bestätigte.
    » Man fühlt sich die ganze Zeit wie Scheiße«, fuhr Roddy fort. » Die Jungs und ich hatten so ziemlich den ganzen Tag geprobt, ich hatte wohl nicht genug gegessen, und da bin ich einfach zusammengeklappt und von der Bühne gefallen.« Um den Sturz zu demonstrieren, machte er eine tauchende Bewegung mit der Hand.
    » Vielleicht solltest du ein bisschen kürzertreten, eine richtige Pause von der Tour machen. Gib dir selbst eine Chance, wieder auf die Beine zu kommen.«
    » Du meinst, ich soll den Versuchungen der Straße widerstehen?«
    » Daran habe ich eigentlich nicht gedacht, aber auch das könnte hilfreich sein.«
    » Das stimmt wohl.«
    Als er ihrem Blick auswich, fragte sich Rebecca, ob er tatsächlich die Wahrheit sagte. Seine körperliche Verfassung machte sie argwöhnisch, aber der Blick in

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