Ungnade: Thriller (German Edition)
Richtung Hilton unterwegs, bevor er am Ende der Straße scharf rechts abbog. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß Tom Hardy. Chris Washington, Bailey Judd und Carrie Richardson folgten in einem zweiten Wagen.
Sie fuhren eine Rampe hinunter zu der Tankstelle an der Rückseite des Hotels, dann rechts unter einem alten Telecoms-Gebäude hindurch und anschließend wieder nach links, genau vor den Hoteleingang. Cahill ließ den Wagen am Straßenrand ausrollen, statt in die Auffahrt des Hotels einzubiegen.
Vor ihm parkte ein Taxi, dessen traditionelles Schwarz den grellen Farben einer Werbung hatte weichen müssen. Eine weitere Tradition, die vor die Hunde ging. Cahill wartete auf die anderen, dann gingen sie zu fünft an dem geparkten Taxi vorbei und nach links die Auffahrt vom Hilton hoch. Cahill war sich durchaus bewusst, dass sie, wie sie da zusammen aufmarschierten, einer ziemlich finsteren Gruppe ähneln mussten. Aber eigentlich war genau diese Wirkung auf eine gewisse Weise auch der Grund dafür, hier gemeinsam aufzulaufen: Jeder, der Tara Byrne ein Haar zu krümmen gedachte, konnte sie jetzt sehen und es sich noch anders überlegen– denn nach diesem Auftritt sollte klar sein, dass sie vor Ort waren und die Augen offen hielten. Der Eindruck war die Mühe wert.
» Die Reihe der Taxen reicht bis zum Eingang«, sagte Hardy und deutete auf die Schlange auf der gesamten linken Seite der Auffahrt.
Vier oder fünf Taxifahrer standen bei den vordersten Wagen zusammen und beobachteten, wie das Team von CPO Security die leichte Steigung zu den Drehtüren des Hotels hinaufging. Das Hilton ragte hoch vor ihnen auf, in den Fenstern der Sandsteinfassade spiegelte sich das nachmittägliche Sonnenlicht.
Washington ging auf eins der Taxis zu und deutete auf ein Metallschildchen neben dem Kennzeichen am Heck des Wagens.
» Das haben die alle«, sagte er. » Die Plakette bedeutet, dass sie offiziell als Taxi der Stadt Glasgow zugelassen sind.«
» Dann sollten wir uns morgen also vergewissern, dass auch wirklich sämtliche Taxen hier über dieses Täfelchen verfügen«, sagte Cahill. » Damit wir wissen, dass auch alle Wagen hier etwas zu suchen haben.«
Washington pflichtete ihm mit einem Kopfnicken bei und gesellte sich wieder zu dem CPO -Team, das nun seinen Weg an den Taxifahrern vorbei, die unwillkürlich näher an ihre Wagen getreten waren und das verdächtig wirkende Grüppchen im Auge behielten, zum Eingang des Hotels fortsetzte.
Am Ende der Zufahrt blieb Cahill stehen und blickte an der langen Reihe der Taxen entlang. Was er sah, gefiel ihm nicht. Die Taxen beanspruchten so viel Platz, dass für alle anderen Fahrzeuge nur eine schmale Durchfahrt blieb. Es konnte leicht passieren, dass man unversehens feststeckte und ein Heckenschütze den Wagen, in dem man saß, mit Kugeln durchsiebte.
» Nicht gerade ideal«, bemerkte Hardy. » Uns bleibt nur eine einspurige An- und Abfahrt– in nur eine Richtung.«
» Die leicht blockierbar ist und zur Falle werden kann«, fügte Bailey Judd hinzu.
Obwohl Judd der Jüngste im Team war und sozusagen noch mitten in der Ausbildung zum Personenschützer steckte, nahmen seine Hemmungen, den erfahreneren Kollegen seine Sichtweise von einer bestimmten Situation mitzuteilen, immer stärker ab. Alex Cahill erwog, ihn für künftige Führungsaufgaben aufzubauen.
» Angenommen, dies wäre ein Kriegsgebiet«, sagte Washington und schüttelte dabei den Kopf, » dann würde ich nicht davon ausgehen, dass wir uns allzu viele Gedanken darüber machen müssten, eingekesselt und in eine Schießerei verwickelt zu werden.«
Cahills Meinung nach brachte Washington ideale Voraussetzungen für seinen Job mit: Er hatte Muckis, Schneid und zierte sich nicht lange, wenn es hart auf hart ging. Selbst jetzt, da er einen kleinen Sohn hatte und ein zweites Kind unterwegs war, ließ er es nicht an Einsatzbereitschaft mangeln. Vielleicht war er nicht gerade eine geborene Führungspersönlichkeit, aber jeder Gruppenführer benötigte schließlich einen fähigen Stellvertreter, so wie ihn Cahill in Tom Hardy gefunden hatte.
Sie defilierten an dem Hoteleingang vorbei; Carrie nickte als einzige Frau im Team dem uniformierten jungen Portier mit ihrem bezauberndsten Lächeln zu, das selten seine Wirkung verfehlte. Carrie hatte keine Skrupel, ihre Weiblichkeit einzusetzen, wenn ein Auftrag es erforderte.
Die Hotelauffahrt führte– wieder ziemlich beengt– in einer Kurve zurück auf die Straße. An der
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