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Ungnade: Thriller (German Edition)

Ungnade: Thriller (German Edition)

Titel: Ungnade: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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also hör auf, mich zu fragen.«
    Er steckte den Kopf noch weiter zum Fenster hinaus und tat so, als würde er schmollen, aber sie konnte sehen, dass sich einer seiner Mundwinkel in die Höhe zog. Bestimmt war er einfach froh, einmal alles hinter sich zu lassen, und genoss nun, was ihm im Vergleich zu seinem sonstigen Leben, in dem er sich die meiste Zeit in Aufnahmestudios, Proberäumen, Konzertsälen oder Fernsehstudios aufhielt, wie die große Freiheit vorkommen musste.
    Auf der Fahrt von Logans Wohnung zum Krankenhaus war ihr eine grandiose Idee gekommen, aber dann hatte sie sich gefragt, ob nicht vielleicht der Kick, den sie beim Sex mit Logan verspürt hatte, und die heiße, auf ihrer Haut prickelnde Dusche, als sie ganz allein mit ihm und feucht und nass in seinem Badezimmer…
    Immer langsam, Mädchen. Hol erst einmal tief Luft.
    Jedenfalls hatte die großartige Idee darin bestanden, dass sie in Richtung Norden, nach Glencoe und Fort William und vielen anderen typisch schottischen Orten fahren würde, damit Roddy wieder an sein vergangenes Leben anknüpfen konnte und damit auch…
    » Was noch?«, fragte sie sich plötzlich laut.
    » Was?«, fragte Roddy und sah sie erstaunt an.
    » Nichts. Tut mir leid.«
    » Geht’s dir gut?«
    » Wahrscheinlich nicht«, sagte sie, musste aber lachen. » Du brauchst dir ja nur mal anzugucken, was in den letzten vierundzwanzig Stunden alles passiert ist.«
    » Da gebe ich dir recht.«
    Wieder fiel ihr sein aufgesetzter amerikanischer Akzent mit nasalem Einschlag auf– L. A. mit Anklängen aus Südwestglasgow.
    Die Landschaft rauschte an ihnen vorbei. Mein Gott, sie konnte sich schon gar nicht mehr erinnern, wann sie sich das letzte Mal die Zeit genommen hatte, ein wenig auf das zu achten, was links und rechts der Straße lag. Die hier schlängelte sich in diesem Moment am Loch Lomond entlang. Im Vorbeifahren blitzte das vom Wasser reflektierte Sonnenlicht wie Scherben eines zerbrochenen Spiegels zwischen den Bäumen am Ufer auf und blendete sie, und man roch… eigentlich gar nichts. Auf jeden Fall keine urbanen Ausdünstungen von Glasgow mehr. Kein Geruch von Menschen, kein Zigarettenrauch, kein alkoholisierter Atem, keine Abgase.
    Wie aus heiterem Himmel schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf.
    Als sie damals Ellie gerettet haben, müssen sie auch diese Straße gefahren sein. Logan und Cahill und die anderen.
    Die Erkenntnis veränderte alles. Der unverdorbene, pure Geruch des Waldes wich einem scharfen, ätzenden Geschmack auf ihrer Zunge, der einen Würgereiz auslöste. Es war der Geschmack von Tod und Verzweiflung.
    Rebecca sah Penny– Ellies Mutter– auf dem Fußboden des Hauses liegen, in das sie an ihrem ersten Arbeitstag als Ermittlerin der Kriminalabteilung der Strathclyde Police gerufen worden war. Pennys Gesicht war eine einzige blutige Masse gewesen.
    Der Geschmack von Erbrochenem im Mund, als sie noch einmal in das Haus zurückgegangen war, um die Kleider und das Tagebuch für Ellie zu holen. Sie hatte nicht mehr an sich halten können.
    Blut, Schweiß und Urin in der Toilette der Bar, in der Logans Verfolger niedergeschossen worden war.
    Rote und graue Gehirnmasse, die an der Toilettentür klebte.
    Das war mehr als nur eine Erinnerung, das alles war real. So als würde Rebecca mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit reisen und noch einmal die absolute Trostlosigkeit empfinden. Dann die ewig lange darauffolgende Zeit mit Tom und Logan und…
    Rebecca verriss das Lenkrad, sodass der Wagen quer über die Gegenspur schoss. Die Reifen wirbelten Grassoden, trockene Erde und eine Wolke aus Straßenstaub auf. Roddy klammerte sich an den Türgriff und stützte sich mit der anderen Hand am Armaturenbrett ab.
    Sie trat hart auf die Bremse, lockerte aber dann den Druck auf das Pedal und ließ den Wagen ausrollen. Das Fahrzeug hinter ihnen überholte sie mit Müh und Not, während sein Fahrer einen wütenden Blick zu ihnen hinüberwarf und während seines Ausweichmanövers stur die Hand auf der Hupe behielt.
    Ohne Roddy auch nur anzusehen, riss Rebecca die Tür auf und wäre beinahe aus dem Auto gefallen. Gierig sog sie die Luft ein, versuchte ihre Nase und ihren Mund von den schrecklichen Gerüchen und dem würgenden Beigeschmack zu befreien. Aber die Empfindungen waren mehr als nur physische Begleitumstände.
    Sie waren für immer und ewig Teil von ihr geworden.
    Sie hörte, wie Roddy über den Fahrersitz zu ihr kletterte, während sie sich auf den Grasstreifen

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