Ungnade: Thriller (German Edition)
Einfahrt zu der unterirdischen Garage des Hotels gab es eine Schranke.
» Ich werde mich darum kümmern, dass hier alles in Ordnung ist, wenn wir morgen zur Premiere aufbrechen«, sagte Judd und deutete auf die Garageneinfahrt.
Cahill nickte zustimmend, dann drehte sich die Gruppe um und schaute wieder zu dem Hoteleingang hinauf.
» Wenn es hier nicht bloß darum ginge, ein Filmsternchen zu babysitten«, bemerkte Washington und nahm seine Sonnenbrille ab, » dann würde mir das Ambiente hier echt Kopfzerbrechen bereiten. Diese Örtlichkeit schreit geradezu danach, dass etwas schiefgeht.«
Cahill wusste, dass sein Kollege mit dieser Einschätzung vermutlich richtiglag, wollte aber nicht, dass seine Leute den Auftrag auf die leichte Schulter nahmen, weil es sich um einen vermeintlich harmlosen Job handelte. So etwas ging ihm gegen den Strich, gegen seine tief verwurzelte Professionalität.
» Aber wir gehen trotzdem nicht anders vor als sonst, oder?«, fragte Carrie.
» Natürlich nicht«, sagte Cahill. » Jeder hat hundertprozentig auf dem Posten zu sein.«
Carrie stellte sich neben Washington und knuffte ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. » Da hörst du es, starker Mann. Und was machst du jetzt daraus?«
Washington warf ihr einen abschätzigen Blick zu und setzte seine Sonnenbrille wieder auf. » Ich bin verheiratet«, brummte er. » Halt dich mal ein bisschen zurück.«
Sie zog eine Fratze.
Schweigend sahen die Taxifahrer zu, wie das Grüppchen wieder auf den Hoteleingang zuging. Cahill bedachte die Männer mit einem Kopfnicken, weil er nicht unhöflich wirken wollte. Dann betraten sie durch die Drehtür das plüschige Foyer mit Marmorboden und mit Walnussholz verkleideten Säulen, die einen zentralen Bereich mit Sitzgelegenheiten umrahmten. Sie verteilten sich nach allen Seiten, überprüften alles und machten sich ein Bild von dem Grundriss der Eingangshalle. Carrie und Washington zogen kleine Blöcke aus der Tasche und machten sich Notizen, die anderen kamen ohne aus.
Nachdem sie das Foyer komplett abgegangen waren, versammelten sie sich an einem der Tische und bestellten Kaffee.
» Für meinen Geschmack ist das hier alles zu offen nach allen Seiten«, beklagte Hardy sich bei Cahill. » Sowohl hier drinnen als auch im Außenbereich. Zu viele Eingänge und Ausgänge, als dass man sie bequem überwachen könnte, zu viele Türen.«
» Die dort drüben«, Judd deutete auf eine Tür gleich rechts neben dem Eingang, » führt zu einer Treppe, über die man sowohl das oberste Stockwerk als auch die Parkgarage erreichen kann.«
» Ich werde mit Taras Sicherheitsteam reden. Vielleicht ist es ja möglich, unseren Aufbruch woandershin zu verlegen«, sagte Cahill. » Trotzdem sollten wir darauf vorbereitet sein, von hier loszufahren.«
» Was ist überhaupt mit ihren Leuten?«, erkundigte sich Washington. » Setzen wir uns noch mit denen zusammen und gehen die ganze Sache durch?«
» Nicht alle von uns«, sagte Cahill. » Ich bin nachher mit Phil Hanson, dem Boss des Sicherheitsteams, verabredet. Wir können morgen noch über alles reden, bevor wir herfahren.«
» Möchtest du, dass dich jemand zu diesem Hanson begleitet?«, fragte Hardy.
Cahill überlegte einen Augenblick. » Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee«, sagte er schließlich. » Tara wird auch anwesend sein, also ist es vielleicht ganz nützlich, wenn wir unsere Stärke präsentieren. Könnte sie beruhigen.«
Hardy pflichtete ihm mit einem Kopfnicken bei. » Dann nimm am besten den größten, hässlichsten und am gefährlichsten aussehenden Kerl mit, den wir haben«, schlug er vor.
Alle sahen Washington an.
» Wie bitte?«, sagte der, versuchte indigniert zu wirken, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen.
2
Roddy lümmelte sich bei heruntergelassenem Seitenfenster auf dem Beifahrersitz und hielt den Kopf so, dass ihm der Fahrtwind ins Gesicht blies. Rebecca warf ihm ab und zu einen kurzen Blick zu, um sich zu vergewissern, dass alles mit ihm in Ordnung war. Sie bildete sich ein, dass er immer noch an den Folgen seiner Gehirnerschütterung leiden musste, doch eigentlich sah er zwar blass, ziemlich mitgenommen und längst nicht so gut wie möglich aus– dass er so ausgesehen hatte, lag wahrscheinlich an die zehn Jahre zurück–, doch er war munter und gesprächig.
» Wohin fahren wir denn jetzt eigentlich?«, fragte er zum ungefähr hundertsten Male in der letzten Stunde. » Ist das ein Geheimnis?«
» Das ist es,
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