Ungnade: Thriller (German Edition)
rückwärts aus der Parkbucht fuhr und hinter einem Krankenhausgebäude verschwand.
Sie warteten darauf, dass der Wagen wieder an der Ausfahrt des Parkplatzes erschien, aber vergeblich. Drei sah seinen Partner fragend an und griff wieder nach dem GPS .
» Sie fährt nicht weiter«, stellte er fest.
Fünf rieb sich die Bartstoppeln an seinem Kinn. Er war sechs Jahre älter als Drei und arbeitete seit achtzehn Monaten in Hudsons Team. So gesehen war er der Ranghöhere von ihnen beiden.
» Sieh mal nach, was sie macht«, befahl er Drei.
Drei ließ das GPS in den Schoß von Fünf fallen, stieg aus, lief über die Straße, betrat dann etwas langsamer den Parkplatz und ging um die Hausecke herum, hinter der der Wagen der Polizistin verschwunden war.
Das Auto stand neben der Notaufnahme und vor der Station für ambulante Patienten. Die Polizistin saß am Steuer, während eine dünne, wie eine Discomieze gekleidete Frau dem Sänger auf den Beifahrersitz half. Als er sicher saß, wendete die Polizistin, fuhr an Drei vorbei und warf ihm einen Blick zu.
Drei eilte zu ihrem eigenen Wagen zurück und stieg gerade ein, als das Auto der Polizistin vor ihnen nach links abbog. » Mist«, sagte er. » Sie hat mich gesehen.«
Fünf warf ihm einen kurzen Blick von der Seite zu und sah dann wieder auf die Straße.
» Tut mir leid«, sagte Drei.
» Lässt sich nicht mehr ändern. Wohin fährt sie?«
Drei blickte auf das GPS in seiner Hand und verfolgte eine Minute lang die Bewegungen der Polizistin, bis er sicher war, dass sie permanent in eine Richtung fuhr.
» Alles klar«, sagte er. » In Richtung Norden.«
» Keine Zweifel?«
» Ganz sicher. Übrigens hat sie diesen Sänger dabei.«
Fünf sah ihn stirnrunzelnd an. » Ruf den Boss an und sag es ihm. Das wird ihm nicht gefallen.«
23
Hudson war auf dem Weg zu seinen Mitarbeitern, die mit den Vorbereitungen für den morgigen Job beschäftigt waren, als er den Anruf von Drei erhielt. Er hatte sich gerade mit dem Typen wegen des Notwendigen getroffen, das jetzt in einer braunen Papiertüte auf dem Beifahrersitz lag.
» Schieß los«, sagte Hudson.
» Wir haben sie auf dem GPS . Sie fährt nach Norden.«
» Gut. Seht zu, dass ihr die Sache heute noch erledigt, wenn es geht. Ich möchte eigentlich nicht, dass sich das noch länger hinzieht. Ich habe so schon alle Hände voll zu tun.«
» Sie ist nicht allein.«
Hudson hatte die Freisprechfunktion seines Handys aktiviert. Im Wagen befand sich über seinem Kopf ein Mikrofon, auf dem Getriebetunnel ein Lautsprecher. Trotzdem fuhr er jetzt an den Fahrbahnrand.
» Was heißt das, sie ist nicht allein? Wer ist bei ihr?«
» Sieht aus wie der Typ aus dem Fernsehen.«
Hudson hatte keine Ahnung, von wem Drei redete und grunzte unmissverständlich.
» Der Sänger«, erklärte Drei. » Der von dem Konzert.«
Das hatte gerade noch gefehlt– ein echter Prominenter stand der Erfüllung ihres Auftrags im Weg. Wenn sie ihn gleich mit abservierten, würde es einen riesigen Medienzirkus geben, viel größer als bei der Ermordung nur einer Polizistin. Hudson rieb sich mit den Fingern beide Schläfen. Er wusste, dass es nur Einbildung war, aber er hatte das Gefühl, so besser nachdenken zu können.
» Was sollen wir tun?«, fragte Drei.
» Zunächst einmal bleibt ihr an ihnen dran, klar?«
» Also machen wir es doch nicht heute Abend?«
Hudson kniff die Augen zusammen und holte tief Luft. » Nicht, solange sie mit ihm zusammen ist. Nein.«
» Aber was ist, wenn sie sich nicht trennen? Wie lange sollen wir dann warten?«
Hudson überlegte. Seinem Plan nach wollte er den Job spätestens morgen Abend erledigt haben. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass sich die Gefahr, dass etwas schiefginge oder man geschnappt würde, erheblich potenzierte, wenn sich eine Sache in die Länge zog. Aber dann kam ihm der Gedanke, dass die simultane Erledigung beider Jobs vielleicht sogar die Zustimmung seines Auftraggebers finden könnte.
» Morgen Abend muss alles vom Tisch sein«, sagte er. » Außerdem werden wir nach der Sache in der Stadt alle eine Weile von hier verschwinden. Der Boden wird zu heiß.«
» Also warten wir bis morgen, und wenn sie dann immer noch mit ihm zusammen ist…«
» Dann müsst ihr improvisieren.«
» Und der Macker soll auch dran glauben?«
» Wenn es sein muss.«
Das wird übel ausgehen, dachte Hudson, als er das Gespräch beendete.
2 . Teil: Die Ausführung
1
Alex Cahill war auf der Waterloo Street in
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