Ungnade: Thriller (German Edition)
ihr geschickt wurde, von einem Exfreund stammt?«, fragte Washington, während Cahill die Liste überflog. » Oder von einem Provinzschauspieler, der sich in sie verknallt hat, als er an ihrer Seite eine kleine Nebenrolle spielen durfte?«
» Es stehen keine Männer aus ihrem früheren Leben auf der Liste«, sagte Hanson leicht pikiert angesichts der Frage. » Jeden Namen auf der Liste hat Tara abgezeichnet, also dürften wir auf der sicheren Seite sein.«
Cahill stand unter dem Fernseher, faltete die Liste zusammen und steckte sie in seine Gesäßtasche. » Und haben Sie sie ebenfalls abgezeichnet?«
Hanson nahm eine Cola aus dem Kühlschrank, trank einen Schluck und starrte Cahill an.
» Das wäre doch Ihr Job«, hakte der nach, » nicht der von Tara.«
» Verstehe«, sagte Hanson, » und wir sind sie auch durchgegangen, bevor sie an Tara weitergeleitet wurde. Tut mir leid, ich hätte mich klarer ausdrücken sollen.«
» Kein Problem. Die Situation ist für Menschen, die Tara nahestehen, bestimmt keine leichte, und es liegt ein langer Tag hinter uns. Wir sollten uns deshalb nicht in die Haare kriegen, okay? Morgen müssen wir als ein Team zusammenarbeiten.«
» Natürlich«, sagte Hanson. » Mein Fehler. Die Sache macht mich ziemlich fertig, und Devon geht mir deswegen auch schon tierisch auf die Nerven.«
» Inwiefern?«
» Er geht einem so oder so schon auf den Geist, müssen Sie wissen. Aber in dieser Woche war er die reinste Nervensäge.«
» Sein Goldesel ist ja auch in Gefahr«, spottete Washington.
» Daran wird’s wohl liegen.«
» Einer von meinen Leuten wird Sie morgen früh anrufen, damit er ins Kino kann«, sagte Cahill. » Später treffen wir uns alle hier, um uns für die Fahrt vorzubereiten, okay?«
» Okay. Welche Strecke nehmen wir?«
» Das braucht Sie nicht zu interessieren. Je weniger Leute es wissen, desto besser.«
» Aber ich fahre«, protestierte Hanson. » Da muss ich doch vorher die Route kennen.«
» Falsch, ich werde am Steuer sitzen. Anders läuft es bei mir nicht.«
» Tara untersteht meiner vollen Verantwortung«, sagte Hanson. » Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, Alex, aber für Sie ist das hier eine einmalige Sache. Nehmen Sie sich da nicht ein bisschen zu wichtig?«
Cahill seufzte. » Sie scheinen mir ein anständiger Kerl zu sein, Phil, und ich denke, Sie wissen auch, was Sie tun. Und das ist gut so. Aber das hier ist mein Auftrag, deshalb übernehme ich auch die Verantwortung. Ich werde Leute einsetzen, die ich kenne und denen ich vertraue, und genau deshalb wird nichts schiefgehen. Wir wissen doch beide, dass bei einer solchen Sache jeder verdächtigt werden muss, also muss ich als Außenstehender alles kontrollieren können.«
Hanson tippte mit den Fingern nervös auf die Tischkante und atmete geräuschvoll durch die Nase aus.
» Ich merke doch, dass sie Ihnen viel bedeutet«, wagte Cahill einen Vorstoß. » Deswegen lasse ich Sie auch im Wagen mitfahren. Aber das ist der einzige Kompromiss.«
Er wartete darauf, dass Hanson etwas erwiderte. Vergeblich.
Also ließ Cahill die Katze aus dem Sack. » Ich muss wissen, ob Sie an Tara noch ein anderes Interesse haben als nur ein rein berufliches.«
» Was wollen Sie damit andeuten?«, fragte Hanson und sah ihn endlich direkt an.
» Besteht zwischen Ihnen und Tara eine Beziehung?«
» Nein.«
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Verdächtig, fand Cahill. » Phil…«
» Okay, schon gut. Da war mal etwas, aber es wurde nie etwas Ernstes daraus. Es wäre auch schwierig für Tara gewesen. Sie kann im Augenblick nichts gebrauchen, was sie von ihrer Arbeit ablenkt. Nicht jetzt, wo Hollywood bei ihr angeklopft hat.«
» Ich mache mir keine Sorgen darüber, dass sie abgelenkt sein könnte.«
» Ich bin immer auf dem Posten«, sagte Hanson. » Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.«
» Ich hoffe, ich kann Sie beim Wort nehmen.«
11
Kaum hatte sich Roddy ins Bett gelegt, war er auch schon eingeschlafen. Rebecca verließ das Zimmer, schloss leise die Tür und setzte sich in den Wohnbereich ihrer Suite. Sie hatte sich Bettzeug mitgenommen, da sie beabsichtigte, die Nacht auf dem Sofa zu verbringen. Roddy sollte seinen versäumten Schlaf nachholen.
Die Suite war nicht besonders geräumig, aber praktisch geschnitten. Wahrscheinlich war sie erst jüngst renoviert worden, denn Rebecca konnte noch den Geruch neuen Teppichbodens wahrnehmen. Die Räume befanden sich am Ende des Korridors
Weitere Kostenlose Bücher