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Ungnade: Thriller (German Edition)

Ungnade: Thriller (German Edition)

Titel: Ungnade: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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Zungen leckten die Luft und versengten sie.
    Um sich herum konnte er nichts erkennen.
    Auch nichts ertasten– alles fühlte sich taub an.
    Immerhin stürzte er nicht weiter in die Tiefe, sondern befand sich in einer Art schwerelosem Schwebezustand. Wieder spürte er das Feuer glühend heiß auf seiner Haut.
    Etwas berührte ihn. Er blickte nach unten und sah, wie eine Gestalt sich zu formen begann, Farben ineinander verliefen– die Farben seiner Vergangenheit: Grün, Braun und Beige.
    Du bist jetzt in der Army, mein Sohn.
    Die Farben vervielfachten sich und wurden zu einer Reihe von Körpern. Arme in tarnfarbenen Wüstenkampfuniformen streckten sich nach ihm aus, in seinem Kopf hörte er Stimmen, die nach ihm riefen.
    Komm, schließ dich uns an, bei uns gibt es keinen Schmerz, keinen Schmerz mehr.
    Er konnte sie nur ansehen, vermochte nicht, sich zu rühren, und so verblassten sie wieder, und ihre Rufe wurden schwächer, bis er sie nicht mehr hörte.
    Er realisierte, dass nicht sie es waren, die versanken, sondern dass er vielmehr in die Höhe stieg.
    Er trat um sich, wieder zäh und stark, sah über sich das Feuer prasseln, fühlte wieder dessen Glut.
    Nun, da die Stimmen verstummt waren, hörte er andere, die von oben zu kommen schienen. Diese waren nicht verheißungsvoll, umschmeichelten ihn nicht. Die Stimmen über ihm kannten nur Schmerz.
    Wieder trat er um sich, um an die Oberfläche zu gelangen, das Rot und Orange und das Gold des Feuers verschwammen vor seinen Augen, als er sich darauf konzentrierte. Er hatte das Gefühl, zu schwer zu sein, musste sich anstrengen, um an die Oberfläche zu gelangen.
    » Nichts, was sich zu haben lohnt, ist leicht zu bekommen.« Die Stimme seines Vaters aus der Vergangenheit.
    » Ich weiß«, antwortete er im Geiste. » Glaubst du etwa, ich wüsste das nicht?«
    Wieder trat er um sich, diesmal mit aller Kraft, die er aufbringen konnte. Er fühlte sich so bleischwer. Einen Moment lang glaubte er, es nicht zu schaffen, hatte das Gefühl, nach unten zurückzugleiten, sah, wie das Licht über ihm zu verblassen begann.
    » Verflucht sollst du sein!«, brüllte er in Gedanken. » Ihr alle sollt verflucht sein. Schon einmal bin ich hier unten gewesen, und damals habt ihr mich auch nicht festhalten können.«
    Dann bewegt er sich plötzlich rasend schnell nach oben. Die Finsternis fliegt nur so an ihm vorüber, ein Lichtschein kommt auf ihn zu. Doch je schneller er sich bewegt, umso schwerer wird er wieder.
    Der Schmerz überfließt ihn in Wellen, bricht in ihm auf.
    Das Licht ist zum Greifen nahe.
    Ein letztes Mal noch, denkt er. Ich schaffe es.
    Er blickt nach unten, und sie sind wieder da: die Arme, die sich nach ihm hochstrecken, die klagenden Stimmen. Doch alle werden von einer roten Flut verschluckt.
    » Mich kriegt ihr nicht. Nicht jetzt.«
    Er wendet das Gesicht von den blutigen Wogen ab, die aufsteigen, um ihn zu verschlingen, streckt die Arme aus und zieht sich aus eigener Kraft hinauf ins Licht.
    3
    Cahill öffnete die Augen.
    Blinzelte angestrengt.
    Alles war unscharf.
    Er rieb sich die Augen, stellte fest, dass Blut an seinen Händen klebte, spürte die Hitze des Feuers auf seiner Haut und den Geschmack nach Rauch auf seiner Zunge.
    Als er hustete, wurde ihm bewusst, dass er nichts hörte. Stattdessen war da nur ein Summen in seinen Ohren. Noch einmal wischte er sich über die Augen, diesmal mit seinem Ärmel.
    Jetzt formten sich wieder Bilder vor seinen Augen.
    Er fühlte Metallstreben an seinem Rücken und stemmte sich in eine sitzende Position hoch. Als er einatmete, spürte er einen stechenden Schmerz, der ihn jäh zusammenzucken ließ.
    Ich muss unter Schock stehen.
    Wieder wollte er durchatmen, Sauerstoff in seine Blutbahn pumpen, und wieder verspürte er den Schmerz wie etwas Hartes, Scharfes, das sich in seine Brust bohrte.
    Wahrscheinlich sind bloß ein paar Rippen angebrochen. Keine Panik, du hast schon ganz andere Sachen mitgemacht.
    In dem Hotel waren sämtliche Lichter erloschen.
    Noch immer war da dieses Summen in seinen Ohren, aber immerhin konnte er es jetzt von anderen Geräuschen trennen, von den Schreien um ihn herum.
    Schnelle Schritte kamen auf dem Pflaster näher. Ein Gesicht tauchte vor ihm auf, jemand redete auf ihn ein, schrie ihn an.
    Tom Hardy.
    Tom. Wie immer.
    » Hilf mir hoch.«
    Hardy legte ihm die Hände auf die Schultern, sagte, er solle bleiben, wo er war, und auf den Krankenwagen warten.
    » Quatsch«, widersprach Cahill. » Hilf mir

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