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Ungnade: Thriller (German Edition)

Ungnade: Thriller (German Edition)

Titel: Ungnade: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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Ohr hallte noch immer in seinem Kopf; alle Geräusche nahm er nur gedämpft wahr, die Menschen um ihn herum klangen so, als sprächen sie unter Wasser. Carrie lächelte ihm zu– oder zumindest sah es so aus, als versuchte sie es. Ihr Gesicht war mit Schmutz und Blut verschmiert, Tränenspuren hatten darin ihre Bahnen hinterlassen. Er hob den Arm und berührte mit einer Fingerspitze ihr Gesicht. Sie ergriff seine Hand und drückte sie, als sich eine weitere Träne löste und ihr über die Wange rann.
    » Wer war alles dabei?«, fragte er. » Wie viele von uns?«
    Sie blickte zu Boden. Er merkte, dass sie seine Hand noch fester hielt, sah die Tränen, die aus ihren Augen auf das Pflaster tropften.
    » Carrie«, sagte er.
    Ihre Schultern hoben und senkten sich, während sie versuchte ihre Emotionen zu kontrollieren. Sie streckte sich und zog die Nase hoch, dann wischte sie sich mit dem Arm über ihr Gesicht und verschmierte Tränen, Blut und Schmutz zu einer Art Tarnmaske.
    » Chris hat’s übel erwischt«, sagte sie. » Ich weiß nicht, ob er durchkommt. Und mit Bails sieht’s auch nicht viel besser aus.«
    Er hörte zwar die Worte, doch zu begreifen, was sie ihm damit sagen wollte, fiel ihm schwer. Das zu verstehen, was Carrie gerade nicht aussprechen wollte.
    » Hanson ist tot.«
    » Wer ist Hanson?« Ihm war, als hätte er den Namen schon einmal gehört, aber es gelang ihm nicht, ihn mit einer Person zu verknüpfen.
    Sie ignorierte seine Frage und schaute zu Hardy hinüber, der sich noch immer um den am Boden liegenden Mann kümmerte. Cahill folgte ihrem Blick, als Hardy ihr hektische Zeichen gab. Carrie sah ihn an.
    » Was ist?«, fragte er.
    » Es ist Chris. Ich muss zu ihm.«
    Er schaute ihr nach, als sie zu Hardy hinübereilte, und ein hohles Geräusch wie der Hauch des Todes erfüllte die Nachtluft.
    5
    Cahill hielt es nicht mehr aus, untätig herumzusitzen, während die Mitglieder seines Teams vor seinen Augen durch die Hölle gingen. Er griff hinter sich, umschloss die Stäbe des Geländers und versuchte sich an ihnen hochzuziehen. Schon auf halber Höhe überkam ihn der Brechreiz, und er ging schmerzhaft wieder zu Boden.
    Wieder hörte er eine Stimme aufschreien, aber durch den dichten schwarzen Qualm, der noch immer von dem ausgebrannten Taxi aufstieg, konnte er nicht erkennen, wer es war, der so litt.
    Er kniff die Augen zusammen, holte tief Luft und zog sich erneut hoch. Diesmal schaffte er es auf die Füße.
    Wieder übermannte ihn der Brechreiz. Er beugte sich vor und übergab sich auf die Straße. Als er seinen auf dem Pflaster verteilten Mageninhalt betrachtete, stellte er zu seiner Erleichterung fest, dass er kein Blut enthielt. Eine Prellung, sagte er sich, mehr nicht.
    Er lehnte sich wieder gegen das Geländer und versuchte seine Lunge mit Sauerstoff zu füllen. Jeder Atemzug wurde von einem Röcheln begleitet. Er sammelte Speichel in seinem Mund, um den Geschmack des Erbrochenen wegzuspülen, und spuckte aus.
    Die Frau, die allein im Auto saß, beobachtete ihn noch immer mit teilnahmslosem Gesichtsausdruck. Irgendwo in der Ferne heulten Sirenen, auf der Brücke über ihnen und auf der Autobahn im Westen sah man Blaulichter von Polizeiwagen, die in sicherer Entfernung ihre Beobachtungsposten einnahmen.
    Neun Monate lang hatte er für die Strathclyde Police als externer Berater in Sicherheitsfragen der Terrorismusbekämpfung gearbeitet. Er wusste, dass die Polizei sich auf Distanz halten würde, bis das Gebiet vom Bombenentschärfungsteam für sicher erklärt worden war. Bis dahin waren sie hier auf sich allein gestellt.
    Unsicher ging er auf die Frau in dem Wagen zu, immer wieder musste er nach ein paar Schritten innehalten, weil ihm schlecht wurde oder er mit Schwindel zu kämpfen hatte. Als er das Auto endlich erreichte, öffnete er die hintere Tür und setzte sich auf die Kante der Rücksitzbank. Die Frau ließ sich nicht anmerken, dass sie seine Präsenz überhaupt wahrnahm.
    » Miss?«, sprach er sie an.
    Sie zuckte zusammen und starrte ihn an.
    » Wir müssen von hier verschwinden«, sagte er. » Es ist nicht sicher hier.«
    Sie sah ihn fragend an und fasste sich ins Haar, um ein Stück Glas zu entfernen. Von ihrem Haaransatz rann ein dünner Faden Blut in ihr linkes Auge. Sie blinzelte, strich darüber, und ein gereizter Ausdruck huschte über ihr Gesicht.
    Tara. So hieß sie. Jetzt fiel es ihm wieder ein.
    » Tara, wir müssen weg von hier. Haben Sie mich verstanden?«
    Er streckte den

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