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Ungnade: Thriller (German Edition)

Ungnade: Thriller (German Edition)

Titel: Ungnade: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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Da hatte er sich ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
    Der Krankenwagen raste mit heulender Sirene auf das Glasgow Royal Infirmary im Nordosten des Stadtzentrums zu. Zwischendurch wurde das Wageninnere immer wieder in blaues Licht getaucht, und Cahill sah schweigend zu, wie der ältere Sanitäter sich um ihn und die Geräte kümmerte, während seine Kollegin fürs Fahren zuständig war.
    » Herztätigkeit ist gut«, versicherte ihm der Mann. Der Wagen schaukelte, als er scharf um eine Straßenecke bog. » Weitere Schmerzen außer von den Rippen?«
    Cahill schüttelte den Kopf.
    Der Mann leuchtete ihm mit einer Minitaschenlampe ins Auge, um zu sehen, ob Cahills Pupillen sich erweiterten. Dann warf er wieder einen Blick auf den Ausdruck des EKG s, nickte und knüllte den Papierstreifen zu einer Kugel zusammen.
    » Immer noch gut«, sagte er und berührte vorsichtig Cahills Brust.
    Sie hatten sein Gesicht weder mit Salbe behandelt noch einen Verband angelegt, was Cahill als Zeichen dafür nahm, dass seine Verbrennungen harmloser Natur waren. Wichtiger war es anscheinend, ihn mit Sauerstoff zu versorgen.
    Wieder zog er sich die Maske vom Gesicht, um etwas sagen zu können. » Was hat man Ihnen erzählt?«
    » Explosion!«, rief der Sanitäter. Bei dem Sirenengeheul und dem Summen in seinem Ohr musste Cahill sich darauf konzentrieren, ihn zu verstehen. » Wahrscheinlich ein Terroranschlag. Die Polizei hat uns erst reingelassen, nachdem sie das Gelände untersucht hatte. Sie können von Glück reden, dass Sie da noch rausgekommen sind.«
    Cahill setzte sich die Maske wieder aufs Gesicht.
    Er war nicht der Meinung, dass er von Glück reden konnte.
    Der Rettungswagen hielt, und die Sanitäter beeilten sich, die Türen zu öffnen und die Trage mit ihm herauszuziehen.
    Als man Cahill in die Notaufnahme rollte, warf er einen Blick zur Seite. Der Wartebereich war menschenleer– zweifellos als Folge der Evakuierung des Gebäudes. Die Reihen blauer Plastikstühle waren ebenso verwaist wie die Erfrischungsautomaten.
    Man schob ihn an einer großen Glasscheibe vorbei und rammte sich mit der Trage auf Rädern durch die schweren Doppeltüren den Weg in den Operationsbereich frei.
    Cahill hatte hier Chaos und Lärm erwartet, aber auch hier war es ruhig. Das Ärzteteam kümmerte sich in einer durch einen Vorhang abgetrennten hinteren rechten Ecke des großen Saals um Washington. Judd lag auf einer Trage rechts von ihm. Erleichtert bemerkte Cahill, dass seine Augen geöffnet waren und er mit dem Personal sprach. Er streckte sich, um zu sehen, was mit Washington geschah, wurde aber sanft wieder ins Kissen gedrückt.
    » Ihre Freunde werden gut versorgt«, sagte eine Notärztin. » Sie müssen jetzt an sich selbst denken.«
    Als sein Transportbett zum Stillstand kam, half man ihm, sich unter Schmerzen auf das danebenstehende Klinikbett zu wälzen. Ein neues Gesicht erschien über ihm– eine Asiatin in einem blauen Kittel.
    Cahill lag still da und lauschte, während die beiden in Grün gekleideten Sanitäter der Ärztin einen Bericht über seinen Zustand gaben. Sie redeten ein ausgesprochen unverständliches Kauderwelsch aus umgangssprachlichem Glaswegian und medizinischen Fachausdrücken, sodass Cahill es bald aufgab, der Unterhaltung folgen zu wollen. Als alles gesagt war, klopfte ihm der Mann auf die Schulter und sagte, er überließe ihn nun der Ärztin. Dann verschwand er, zweifellos um zu der Stätte der Explosion zurückzufahren und ein weiteres Opfer zu versorgen.
    Die Zeit zog sich. Cahill wurde immer nervöser, weil er erfahren wollte, wie es um Washington stand und was mit den anderen war. Während er auf dem Bett lag und sich abtasten, Spritzen geben, verbinden und einreiben ließ– Diamorphin sei Dank–, entging ihm nicht, wie die Eingangstüren immer häufiger aufgestoßen wurden und sich immer mehr Ärzte um neue Verwundete kümmerten. Die Lampen über ihm, die mit ihrem hellen Licht eigentlich den Ärzten bei ihren Untersuchungen helfen sollten, schmerzten in seinen Augen.
    Nach einer Weile wurde ihm mitgeteilt, dass man ihn jetzt in ein Krankenzimmer bringen und ihm ein Beruhigungsmittel geben würde. Eigentlich widerstrebte ihm das, andererseits wusste er, dass es die Mediziner nur gut mit ihm meinten, also ergab er sich der angenehmen Wirkung des Medikaments, als dieses in seinem Blut zu zirkulieren begann.
    Dann fiel er in einen tiefen Schlaf.
    Noch ehe er die Augen geöffnet hatte, hörte er schon die Stimmen. Er

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