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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erkundigen, Conny. Nein – nicht in körperlicher Hinsicht. Ich weiß,
dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche, was das angeht. Aber du hattest
gestern ein … wie soll ich sagen? – unangenehmes Gespräch mit
deinem nicht minder unangenehmen Chef, nicht wahr?«
    Conny schwieg dazu. Vlad war ganz offensichtlich bestens informiert,
was sie allerdings nicht im Geringsten beeindruckte. Ganz im Gegenteil: Seine
überhebliche Arroganz war zwar noch weit davon entfernt, ihm tatsächlich das Genick zu brechen, doch sie hatte soeben
das erste, leise Knirschen gehört. Er wusste eine Menge. Vielleicht zu viel;
auf jeden Fall aber mehr, als gut für ihn war. Und dafür gab es nur zwei
Erklärungen: Die eine – unwahrscheinliche – war, dass er Levèvres Büro im IfR
schlichtweg verwanzt hatte, und die andere – deutlich unangenehmere – die, dass
irgendjemand nicht dichtgehalten hatte. Und dafür kamen im Grunde nur zwei
Verdächtige infrage. Drei, wenn sie Trausch mitzählte.
    Â»Ich bin Kummer gewohnt«, antwortete sie.
    Â»Nicht solchen.« Dieser seltsam warme Unterton war noch immer in Vlads
Stimme, zugleich aber auch eine ganz sachte Anspannung, als begänne er
allmählich zu ahnen, wie gefährlich das Spiel war, auf das er sich eingelassen
hatte. »Dir ist klar, dass dein Chef ganz begeistert von der Idee ist, an
deinem bisher untadeligen Ruf zu kratzen?«
    Â»Das bin ich genau so gewohnt.« Connys Stimme blieb so ruhig, dass
sie sich beinahe selbst darüber wunderte, was ihre Gedanken allerdings nicht
daran hinderte, sich zu überschlagen. Ihr geheimnisvoller Mentor hatte sich
schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, und das wahrscheinlich, ohne es
auch nur selbst zu merken … oder es war ihm egal. Vielleicht konnte sie ihn ja
dazu bringen, sich noch ein wenig weiter vorzubeugen. Vielleicht ja weit genug,
damit er hinausfiel. Sie schwieg.
    Â»Und du solltest vielleicht auch deinem Kollegen nicht allzu blind
vertrauen«, fuhr die einschmeichelnde Stimme am Telefon fort. Es war seltsam.
Conny versuchte sich dagegen zu wehren, aber jetzt, wo sie sein Gesicht nicht
sah, sondern nur seine Stimme hörte, fiel ihr zum ersten Mal auf, wie sinnlich sie war.
    Â»Ich weiß, dass du ihn magst, und ich verrate dir jetzt etwas, was
dich möglicherweise freuen wird: Auch du bist ihm nicht vollkommen egal … und das
nicht nur als Kollegin. O nein – versteh mich nicht falsch. Ich bin nicht etwa
eifersüchtig. Solche Albernheiten liegen mir fern, wirklich. Aber ich sorge
mich ein wenig um dich. Du solltest vielleicht genau überlegen, wem du dein
Vertrauen schenkst.«
    Â»Ihnen zum Beispiel?«, fragte Conny.
    Â»Ich habe mich bisher an unsere Vereinbarung gehalten«, erinnerte er – sehr zu Connys Missvergnügen – vollkommen zu Recht. »Und ich tue sogar noch
ein Übriges. Dein missgünstiger Chef verdächtigt dich, ihm nicht die ganze
Wahrheit zu sagen. Er hat nicht einmal so vollkommen unrecht damit, nicht wahr – wenn auch in vollkommen anderer Hinsicht, als er selbst ahnt. Möchtest du,
dass er recht behält, oder könntest du dich überwinden, noch einmal meine Hilfe
anzunehmen?«
    Â»Das kommt ganz darauf an, wie teuer sie mich diesmal zu stehen
kommt«, antwortete Conny. Das war der gefährliche Moment. Er war nicht dumm,
vieles, aber nicht dumm. Wenn sie ihm zu offensichtlich vertraute und einfach
mitspielte, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, dann würde er
Verdacht schöpfen und auf der Stelle auflegen, um sich vielleicht nie wieder zu
melden. Aber dasselbe konnte genauso gut passieren, wenn sie sich zu
misstrauisch gab.
    Vlad seufzte leise. »Wenn ich nicht wüsste, wie übel dir in letzter
Zeit mitgespielt worden ist, dann würde mich dein Misstrauen allmählich
verletzen, meine Liebe.«
    Hinter Connys Stirn begann eine misstönende Alarmglocke zu
schrillen. Sie war zu weit gegangen.
    Â»Ich gebe dir einen weiteren Hinweis, um dir zu beweisen, dass du
mir trauen kannst. Möchtest du den Fall endgültig lösen?«
    Â»Endgültig?« Was sollte das heißen? »Was
gibt es denn da noch zu lösen?«
    Â»Du hast doch nicht etwa gedacht, es wäre vorbei, oder?« Wieder
lachte er, doch diesmal klang es fast verächtlich.
    Â»Was soll das heißen?«, fragte Conny alarmiert.
    Â»Wann hast du das

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