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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihre Chancen standen, lebend aus diesem Keller herauszukommen … aber
was konnte ihr schon passieren, wenn das Ungeheuer, das sie töten wollte, gar
nicht existierte?
    Â»Ãœberrascht, mich wiederzusehen?«, fragte der Vampir. Etwas lag in
seiner Stimme, doch es dauerte eine Weile, bis Conny begriff, was. Sie klang … nass . Ein feuchtes Röcheln, das aus einem zerfetzten
Kehlkopf drang, der längst nicht mehr mit den Stimmen der Lebenden sprechen
sollte. Und hohl. Als dränge sie unter einer Maske hervor oder aus der Tiefe
eines grundlosen schwarzen Abgrunds. Conny antwortete nicht.
    Â»Ich habe dir versprochen, dass wir uns wiedersehen«, fuhr Aisler ( Aisler? Was zum Teufel dachte sie da?
Der Kerl war tot! Er konnte nicht vor ihr stehen !) fort, als sie nicht antwortete. »Ich
schätze, du hast mir nie geglaubt.«
    Â»Was sich als böser Fehler herausstellen könnte«, kicherte der Junge
mit der Magnum. »Als wirklich böser Fehler.«
    Â»Sei still«, sagte Aisler scharf. Er kam einen halben Schritt näher,
blieb aber dann wieder stehen, bevor sein Gesicht vollends ins weiße Streulicht
der Taschenlampe geriet. Dennoch reichte der Anblick, Connys Kehle noch enger
zusammenzuschnüren. Es war Aisler, aber er sah zugleich aus wie seine eigene,
grässliche Karikatur. Seine Haut war nicht blass, sondern grau, mit einem Stich
ins Grünliche, und über den Wangen und dem Kinn gerissen und zerfetzt, wo sie
sich im Tode zusammengezogen hatte.
    Die schrecklichen Verbrühungen, die er sich in seinem Bemühen, sie
umzubringen, selbst zugefügt hatte, sahen schlimmer aus denn je; die Haut
wirkte wie gesotten, und Muskeln und Fleisch schienen sich darunter verflüssigt
zu haben und zogen sein Gesicht auf der Seite herunter, ein nasser Sack aus
Verwesung, der ihm ein sonderbar asymmetrisches Aussehen verlieh. Er roch sogar tot. Das einzig Lebendige an ihm waren die
Augen, in denen unstillbarer Hass und Bosheit lauerten.
    Â»Dir scheint es vor lauter Freude ja wirklich die Sprache
verschlagen zu haben«, fuhr Aisler fort, als sie auch nach weiteren endlosen
Sekunden nicht antwortete, sondern ihn nur weiter wortlos ansah. Seine rechte
Hand glitt in die Tasche. Etwas klimperte.
    Â»Wenn sie ihre Zunge sowieso nicht braucht, dann können wir sie ihr
genauso gut herausschneiden«, schlug der Junge mit der Pistole vor. »Darf ich
das machen?«
    Â»Oh, nur keine Sorge«, antwortete Aisler. »Wir werden ihre Stimme
schon noch zu hören bekommen, da bin ich ganz sicher.« Er zog die Hand wieder
aus der Manteltasche, und sie hatte sich verändert. Etwas Reißendes, Bösartiges
aus Metall und schartigem Rost hatte die Stelle seiner Finger eingenommen. »Wir werden deine Stimme hören, nicht wahr, Miststück?«
    Â»Was … willst du von mir?«, brachte sie mühsam hervor. Ihre Stimme
klang unvertraut in ihren eigenen Ohren; brüchig und schwach und alt. Aber
immerhin konnte sie wenigstens wieder sprechen.
    Aisler lachte leise; ein böser, durch und durch unmenschlicher Laut,
der ihr einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Das fragst du jetzt
nicht im Ernst, oder?« Irgendetwas schien sich unter seinem
Gesicht zu bewegen, als kröchen Tiere zwischen seiner Haut und dem Schädel
umher.
    Â»Du wolltest mich. Jetzt bin ich hier. Mach mit mir, was du willst,
aber lass die beiden Mädchen gehen. Sie haben nichts damit zu tun.« Conny war
immer noch nicht in der Lage, sich aus dem Bann seines Blickes zu lösen, doch
sie hörte ein krampfhaftes Schluchzen, wie als Reaktion auf ihre Worte, ohne
dass sie sagen konnte, ob es Tess oder Mirjams Stimme gewesen war.
    Â»Sagst du das jetzt nur, um Eindruck zu schinden, oder bist du
wirklich so dämlich, Schlampe?«, zischte Aisler.
    Bevor Conny antworten konnte, wehte ein zorniger Schrei aus dem
angrenzenden Raum herüber; zunächst ungläubig, dann erschrocken und wütend. Nur
einen Augenblick später kam Frank zurück, zitternd vor Aufregung und sein
Springmesser hin und her schwenkend wie ein tobsüchtiger Wikinger-Krieger auf
Speed. »Verdammte Schlampe!«, brüllte er. »Sie hat Benny und Rolf
fertiggemacht! Rolf kotzt sich die Seele aus dem Leib, und Benny rührt sich gar
nicht mehr! Ich glaube, er ist tot! Dafür werde ich dir …«
    Â»Gar nichts wirst du«, unterbrach ihn Aisler. »Ihr rührt

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