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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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lässt.«
    »Korrekt«, sagte Harley. »Aber Mum sagt, er muss weg.«
    Er stand auf und nahm die halb geleerte Coladose, um drüben in Nummer 12 weiterzutrinken.
    »Vielleicht fällt mir ja etwas ein«, sagte Kate. Doch wie sollte sie dem Jungen helfen? Sie mochte Hunde auch nicht besonders, obwohl Dave die rühmliche Ausnahme bildete. Trotzdem hatte sie nicht die Absicht, ihm in Nummer 10 eine neue Heimat anzubieten.

KAPITEL 3
    Sind Maler schlecht und Dichter dumm,
    Dann liefern sie nichts als Dünkel der Welt.
    Einer gibt’s Blech, der and’re schlägt’s krumm;
    Zwar schimmert die Münze, doch ist es kein Geld.
    Philip Sidney, The Old Arcadia

    H
    allo?
    Nichts .
    Lange Zeit später erinnert er sich zweier nachgiebiger , rundlicher Körper und öffnet sie . Sinnesorgane . Augen .
    Siehe , du bist , hatte einst jemand gesagt . Sieh dir diese Dinge an , all die warmen , beweglichen Dinge mit Flügeln und Beinen , die ich dir zeigen werde . Gib ihnen Namen , auf dass man sie von nun an so bezeichne , und du wirst sie beherrschen .
    Doch wenn er jemals Macht gehabt hat über Worte und die Dinge , für die sie standen , muss er sie inzwischen verloren haben . Er kann sich weder an Erscheinungsbilder erinnern noch an die Worte , die sie bezeichneten . Alles ist neu zu entdecken und zu benennen .
    Er wird bei sich selbst beginnen . Ich . Mich . Mein . Er benutzt seine wiederentdeckten Augen und betrachtet sich . Zwei rosa Fühler , zwei kleinere , gelenkige Stangen , zwei stabilere , ebenfalls gelenkige Streben . Allmählich fallen ihm die Namen wieder ein . Es handelt sich um Arme und Beine , und es sind nicht Fühler , sondern Hände und Finger . Er benutzt seine Hände , um weiterzuforschen , und findet eine große Kugel mit etwas Weichem , Faserigem auf der Oberseite . Kopp fa . Die Entdeckungsreise ähnelt einem Schöpfungsakt .
    Aber was ist er selbst? Ein Mensch? Ein Mann? Was immer das bedeuten mag .
    Er stützt sich mit den Händen am Boden ab und erhebt sich behutsam auf die Füße . Schwankend steht er da ; seine Beine und Füße haben ihre Bestimmung vergessen . Langsam setzt er einen Fuß vor den anderen und bewegt sich in der dunklen Landschaft .
    Der Himmel über ihm sieht aus wie eine umgestülpte , ultramarinblaue Schale . Müssten da nicht Sterne sein? Hier gibt es keine Sterne , nur den bleichen Abglanz seiner eigenen , weißen Gliedmaßen in der Bläue . Er geht weiter . Die Erde unter seinen Füßen ist hart . Er stolpert über kleine Steine . Kein Anzeichen von Vegetation . Er sieht keine anderen Lebewesen . Lange Zeit läuft er weiter .
    Schließlich erreicht er ein mächtiges Tor . Es besteht aus einem dunklen , in fantastische Formen gegossenen und geformten Metall . Eiserne Vögel und gehörnte , mit Klauen und Flügeln bewehrte Ungeheuer starren ihn aus ehernem Blattwerk an . Er kann nicht erkennen , was hinter dem Tor liegt , denn die Zwischenräume zwischen den metallenen Pfosten sind zu schmal , um mehr als flüchtige Einblicke und schwache Eindrücke zuzulassen .
    Licht . Er kann sehen , weil es Licht gibt . Ein emporstrebendes , flackerndes Licht , wie eine Flammensäule . Dahinter steht eine schweigende Gestalt vor dem Tor . Zwei Hände , zwei Arme , zwei Beine , ein Kopf mit einer kleinen , über der Stirn züngelnden Flamme . Mensch? Nicht wirklich . Zwei große , gefiederte Auswüchse entspringen seinen Schultern . Im Licht der Flammen schimmern sie blau und golden . Flügel .
    Was?
    Nein , nicht wirklich ein Mensch .
    Hat es einen Namen?
    Hallo?

    »Das ist der Dozentengarten«, sagte Emma Dolby und ging voraus. Durch ein rustikales Tor betraten sie einen Pfad, an dessen Rändern Sträucher und Stauden wuchsen, die aussahen, als stünden sie schon seit Jahrhunderten dort.
    »Sehr hübsch«, lobte Kate Ivory, bewunderte einen Busch mit grau-grünen Blättern und wünschte, es wäre nicht alles so erschreckend geschmackvoll. Ein Beet mit einfachen, bunten Blumen hätte den Garten aufheitern können. Ringelblumen vielleicht, oder Mohn.
    »Die Frau des Rektors ist eine begeisterte Gärtnerin und bemüht sich, den Dozentengarten wieder so zu gestalten, wie der ursprüngliche Entwurf es vorsah.«
    »Also eine Art Garten Eden?«
    »Der Entwurf stammt von einer der ganz großen Garten-Architektinnen Anfang diesen Jahrhunderts«, fuhr Emma fort. »Ich glaube, es war Nancy Lancaster.«
    Obwohl sich die grüne Oase nur wenige hundert Meter von der dicht befahrenen High Street entfernt

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