Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers
lebenslanger Haft verurteilt. Das Schwurgericht sah es als erwiesen an, dass er seine Ehefrau ermordete, weil er für die jüngere Geliebte frei sein wollte. Die Ankündigung seiner Ehefrau, ihm durch Unterstellung des sexuellen Missbrauchs das Umgangsrecht mit der Tochter zu entziehen, war nach Überzeugung des Gerichts eine reine Schutzbehauptung. Er habe aus krasser Eigensucht gehandelt – und dies sei als niedriger Beweggrund zu werten. Zusätzlich müsse sein Han deln als heimtückisch und grausam bewertet werden, womit drei Mordmerkmale erfüllt und die besondere Schwere der Schuld festzustellen seien. Eine Freilassung nach 15 Jahren war somit ausgeschlossen.
W ir Ermittler sind es gewöhnt, dass unsere Arbeit tendenziell kritisch gewertet wird. In diesem Fall erhielten wir hingegen ein Lob. Sagte doch der Vorsitzende Richter, der Angeklagte sei zwar im Hinblick auf »schwierige Verhandlungen« ausgebildet, aber dem Vernehmungs- und Ermittlungsgeschick der Münchner Mordkommission dennoch nicht gewachsen gewesen. Ich gebe zu, wir waren damals stolz auf diese anerkennenden Worte.
Jeder kann zum Mörder werden: Der Baggerführer
W as die junge Frau sah, als sie ihren Kinderwagen auf dem Gehweg in einer ruhigen Straße im Münchner Westen entlangschob und zur Baustelle auf der anderen Straßenseite blickte, ließ sie augen blicklich erstarren. Mit offenem Mund und weit auf gerissenen Augen beobachtete sie, was sich in etwa 20 Metern Entfernung vor ihr abspielte, ohne es wirklich realisieren zu können. Die Schaufel eines mächtigen Baggers schwebte etwa drei Meter über einer Grube, was normalerweise nicht ungewöhnlich ist. Dass aber ein Mann zwischen den gewaltigen Zähnen eingeklemmt war und dort herumzappelte, war keine Sinnestäuschung. Zumal die Augenzeugin laute Schreie vernahm, ohne sagen zu können, ob diese von der Person kamen, die in der Schaufel des Baggers hing. Sie ver stummten jedenfalls, als diese sich öffnete und der Körper nach unten stürzte. Wie tief die Grube war, die ihn verschluckte, vermochte die Frau nicht zu erkennen. Doch kaum war der Mann verschwunden, wurde auch schon die Greifschaufel ausgeklinkt und fiel ungebremst nach unten, wobei es gar nicht anders sein konnte, als dass sie den dort liegenden Menschen regelrecht zerquetschte. Keine zehn Sekunden später wurde sie wieder in die Höhe gezogen, und hielt erneut den Mann mit ihren riesigen Zähnen fest, der jetzt allerdings völlig leblos wirkte, wie an den erschlafften Extremitäten unschwer zu erkennen war. Die junge Frau schlug eine Hand vor den Mund, mit der anderen hielt sie sich am Kinderwagen fest, in dem ihr Baby friedlich schlief. Sie war unfähig, ihren Blick abzuwenden oder zu schreien. Zumal das Horrorszenario noch nicht beendet war. Die Baggerschaufel öffnete sich erneut und gab den Körper frei, der nun abermals in die Tiefe fiel. Woraufhin sich die Schaufel sofort schloss und dem Körper zum zweiten Mal folgte. Es bedurfte keinerlei Fantasie, um zu wissen, dass der dort unten liegende Mensch nunmehr regelrecht ins Erdreich gestampft worden war. Dann folgte der Höhepunkt: Die Schaufel, noch immer geschlossen und diesmal ohne den Mann zwischen den Zähnen, kam wieder hoch, schwenkte seitlich zu einem großen Kieshaufen, nahm eine ganze Schippe davon auf, schwenkte zurück über die Grube und entleerte den Inhalt in die Tiefe.
Mein Gott, er schüttet ihn zu, schoss es der jungen Frau durch den Kopf. Wobei sie mit »er« den Mann im Bagger meinte.
Der aber stieg, nachdem er das schwere Gerät ausgeschaltet hatte, langsam und bedächtig aus dem Führerhaus und sperrte dieses pflichtbewusst zu. Dann nahm er seine Aktentasche, aus der eine Thermosflasche herausschaute, ging zu einem Fahrrad in unmittelbarer Nähe, spannte den Gepäckträger, klemmte die Aktentasche ein und radelte ruhig und ohne Hast davon. Dabei warf er keinen Blick mehr in die Grube, in der er gerade seinen Polier beerdigt hatte.
Die fünf polnischen Arbeiter, die mit offenen Mündern hinter ihm herschauten, waren nicht weniger geschockt als die junge Mutter auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Unterschied bestand allerdings darin, dass die Frau plötzlich laut aufschrie, heulend in ein Geschäft rannte und die Polizei anrufen ließ. Als diese eintraf, musste zunächst einmal die psychologische Betreuung der Augenzeugin organisiert werden, was das Kriseninterventionsteam ( KIT ) übernahm.
Als die Beamten der Mordkommission ihre
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