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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Wilfling
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wurde die Telefonnummer einer Anschlussinhaberin ermittelt, die Peter L. am Tattag um 16.46 Uhr angerufen hatte, während er beim Joggen war. Bei der Dame handelte es sich um seine Geliebte. Seit über einem Jahr bestand diese außereheliche Beziehung – die erste Abweichung von den Angaben unseres Beschuldigten. Es handelte sich um eine Arbeitskollegin, Juristin wie Peter L. Sie reagierte kühl und abweisend, als sie erfuhr, dass ihr Geliebter sich in Haft befand, weil er seine Ehefrau umgebracht hatte. Da ihr kein Zeugnisverweigerungsrecht zustand, musste sie aussagen.
    »Da wäre er vom Regen in die Traufe gekommen«, sagte der Vernehmungsbeamte hinterher, und fügte hinzu: »Die ist ja kalt wie ein Fisch.«
    Langsam, aber sicher begann ich an meiner Menschenkenntnis zu zweifeln. Konnte ich mich derart getäuscht haben? Obwohl ich mir hinsichtlich der Echtheit seines emotionalen Zusammenbruchs sicher war, blieben Fragen. War die Geliebte in Wahrheit der Grund, warum er seine Ehe beenden wollte? Wusste seine Frau bereits, dass er eine Geliebte hatte?
    Sie wusste es. Inzwischen waren auch mehrere Ar beitskolleginnen von Christine L. vernommen wor den, sodass sich das sogenannte Opferbild allmählich vervollständigte. Die Abteilungsleiterin war tatsäch lich eher gefürchtet als beliebt gewesen. Sie galt als karrieresüchtig, kalt und ehrgeizig. Insofern entsprach Peter L.s Aussage der Wahrheit. Mit einigen Kolleginnen allerdings hatte Christine L. doch engeren, fast schon freundschaftlichen Kontakt gepflegt. Diese kannten auch die Eheprobleme ihrer Chefin. Sie wusste von der Beziehung ihres Mannes zu einer wesentlich jüngeren Frau. Christine L. litt darunter, aber wohl mehr aus verletztem Stolz. Einer Mitarbeiterin gegenüber war bei einem Glas Wein nach der Arbeit eine Andeutung gefallen, die zu dem passen konnte, was sie Peter L. angedroht haben soll. Sinngemäß äußerte sie damals, Mittel und Wege zu kennen, um ihm ganz gehörig die Suppe zu versalzen. Falls er glauben sollte, er könne ihr Lisa entfremden und mit seiner jungen Schlampe eine Ersatz mutter schaffen, würde er sich täuschen. Konkreter sei sie jedoch nicht geworden. Wieder einmal wurde mir klar, dass Gehässigkeiten, Bösartigkeiten und andere negative Eigenschaften absolut nichts mit dem sozialen Status und der Bildung zu tun haben.
    Die Angehörigen jenes fahrenden Volkes, die sich Stunden vor der Tat beim Anwesen der Familie aufgehalten hatten, erwiesen sich übrigens als äußerst kooperativ. Die Leute bestätigten, zur angegebenen Zeit bei der Frau gewesen zu sein, man habe ihr drei Mobiltelefone abgekauft, zu einem fairen Preis, wie sie immer wieder betonten. Sie seien keine Betrüger und hätten auch nichts gestohlen, rechneten indes damit, dass man ihnen Derartiges unterstellen würde. Als sie hörten, dass es um Mord ging, brach die Hölle los. Einige weinten, andere warfen sich auf die Knie und schworen, nichts verbrochen zu haben. Als sie endlich begriffen, dass sie nicht unter Verdacht standen, sondern als Zeugen benötigt wurden, schlug die Stimmung schnell ins Gegenteil um. Sie freuten sich unbändig, boten Essen und Trinken an und küssten sogar einigen Ermittlern die Hand. So erleichtert können nur Menschen sein, die überall dort, wo sie auftauchen, unter einer Art Generalverdacht stehen.
    Im Wald fanden die Ermittler unter einem Baumstamm eine Plastiktüte, in der sich all das befand, was Peter L. versteckt hatte. Neben einigen Schmuck stücken, einem Bündel Geld, circa 1 500 Euro, und den ausgeschalteten Handys des Opfers auch der Tathammer, dessen Stiel zerbrochen war. Doch der akribische Erkennungsdienstbeamte entdeckte noch etwas: einen zweiten Hammer. Irritiert fragte er den neben ihm stehenden Peter L., ob er etwa zwei Hämmer benutzt habe, denn auf beiden seien Blutantragungen erkennbar. Peter L. antwortete kleinlaut:
    »Das weiß ich nicht mehr, es kann schon sein, dass ich auch einen weiteren Hammer benutzt habe.«
    Es war der nächste Schlag, der meinen Glauben an eine Affekttat ins Wanken brachte. Wie später die Obduktion der Leiche im Institut für Rechtsmedizin in München ergab, durchschlug bereits der erste Hieb mit dem 1 000 Gramm schweren Hammer, der die Frau direkt von vorne traf, die Schädeldecke. Christine L. fiel in Rückenlage zu Boden, war mit hoher Wahrscheinlichkeit aber noch nicht tot. Die Rechtsmediziner konnten nicht mehr exakt feststellen, wie viele Schläge es insgesamt waren. Jedenfalls weit

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