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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Wilfling
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regelmäßig einmal in der Woche. Es seien übrigens viele Verheiratete unter seinen Kunden, fast mehr als Prostituierte. Die ließen sich das was kosten, immerhin 90 Euro pro Nacht. Stundenweise Anmietung werde nicht angeboten, egal wie lange man das Zimmer nutzte. Allerdings, so räumte er ein, gebe es einige Stammkundinnen, die nur die Hälfte zahlen müssten. Dafür blieben sie meist nur eine oder höchstens zwei Stunden, und da sie immer dieselben Zimmer belegten, müsste auch nicht jedes Mal die Bettwäsche gewechselt werden.
    Manche Kunden gingen also nach zwei Stunden wieder, viele kamen tagsüber, nur wenige blieben die ganze Nacht. Diese Frau, berichtete er, verließ mit ihrem Liebhaber das Haus meist schon vor Mitternacht und fuhr gemeinsam mit ihm in seinem großen BMW weg.
    Gestern Abend, so erinnerte sich der Portier, sei zuerst der Mann gekommen und etwa eine halbe Stunde später die Frau. Sie schien gewusst zu haben, in welchem Zimmer sich ihr Liebhaber befand, denn sie grüßte kurz und ging sofort zur Treppe. Er kenne weder den Namen der Frau noch den ihres Liebhabers. Auch das Autokennzeichen habe er sich nicht gemerkt oder notiert. Es sei aber ein Münchner Kennzeichen gewesen. Ob er den Mann wiedererkennen würde? Selbstverständlich, meinte er. Schließlich handle es sich um eine sehr markante Person, immer sehr auffallend gekleidet, groß und kräftig. Wie ein ehemaliger Boxer habe er auf ihn gewirkt, entsprechend schief sei auch seine riesige Nase.
    Auf die Frage, wer sich sonst noch zur fraglichen Zeit im Hotel aufhielt , wir bräuchten eine komplette Gästeliste, zuck te er hilflos mit den Schultern. Gestern sei es relativ ruhig gewesen, allenfalls 20 Zimmer waren belegt. Alle Gäste mussten an der Rezeption vorbei, wie wir erfuhren, denn es gab keinen anderen Ein- oder Ausgang. Erinnern könne er sich nur an einen Mann, der allerdings zielstrebig zur Treppe ging. Er sei davon ausgegangen, dass dieser schon am Nachmittag bei seinem Kollegen eingecheckt hatte. Der Mann sei ihm deshalb in Erinnerung geblieben, weil er ihn kurz vorher, als er zum Dienst kam, draußen auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesehen habe. Aufgefallen sei er ihm deshalb, weil er eine komische Brille mit ungewöhnlich dicken Gläsern trug. Wiedererkennen würde er ihn allerdings nicht, dazu habe er ihn nicht gut genug gesehen.
    Wir mussten also den unbekannten Liebhaber finden. Schließlich dürfte er derjenige gewesen sein, der zuletzt mit der Frau zusammen war. So wurde der Portier für den nächsten Morgen ins Polizeipräsidium vorgeladen, um dort eine Lichtbildsuchung durchführen zu lassen, das heißt, er sollte uns aus der sogenannten Verbrecherkartei den Mann heraussuchen. Falls er dort verzeichnet war. Was wiederum voraussetzte, dass er schon einmal straffällig geworden und deshalb erkennungsdienstlich behan delt worden war. Zunächst aber mussten wir die Familie des Opfers aufsuchen. Hatte doch die Frau laut Einwohnermeldedatei einen Ehemann und einen Sohn, mit denen sie im gutbürgerlichen Ortsteil Harlaching wohnte.
    Es war bereits 23.00 Uhr, als wir an dem gepflegten Wohnblock eintrafen. Wir läuteten insgesamt dreimal, bis endlich die zaghafte Stimme eines Mannes aus der Sprechanlage zu hören war: »Ja, wer ist denn da?«
    »Die Kriminalpolizei«, antwortete ich. »Wir müss ten Sie dringend sprechen, Herr G.«, fügte ich hinzu.
    Der Türöffner summte, wir fuhren mit dem Aufzug in den vierten Stock. Dort stand ein Mann in der geöffneten Wohnungstür, der so weiß war wie die Wand im Treppenhaus. Ein Mittvierziger, sehr schlank, stark gerötete Augen, in einem Schlafanzug. Er wirkte, als wüsste er bereits, was passiert war. Nein, dachte ich, der wirkt nicht nur so, der weiß Bescheid. Als ich seine Brille sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Dies war keine Brille, sondern fast schon ein Fernglas. Und was war dem Portier aufgefallen? Ein Mann mit dicken Brillengläsern hatte das Hotel beobachtet und war dann nach oben gegangen. Als Herr G. uns hereinbat, schaute ich meinen Kollegen an und wusste, dass er dasselbe dachte wie ich: Wir haben den Täter vor uns.
    Normalerweise beginnt man sehr vorsichtig und behutsam bei der Überbringung von Todesnachrichten. Jeder Polizist kennt diese unangenehmste und belastendste aller Aufgaben. In diesem Fall informierte ich den Mann vor mir absichtlich ganz direkt.
    »Ihre Frau wurde tot aufgefunden. In einem Hotel. Ermordet«, sagte ich leise, aber

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