Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers
biologischer Vater, was aber seinen Jungen in keiner Weise interessierte. Für ihn sei er sein Papa und werde es immer bleiben, sagte er. Er freue sich, wenn er endlich freikäme und sie zusammenleben könnten. Was nach wenigen Jahren auch tatsächlich der Fall war. Wer der Vater von Manuel war, kam nie heraus. Dieses Geheimnis nahm die untreue Karin mit ins Grab.
Jede kann zur Mörderin werden: Die Geliebte
M artina K. war 43 Jahre alt, geschieden und kinderlos. Sie arbeitete in der Personalabteilung eines großen Konzerns und verdiente sehr gut, hatte also keine finanziellen Sorgen. Sie lebte in einem Einfamilienhaus in einer Kleinstadt in der Nähe von Iserlohn. Sie entstammte einem gutbürgerlichen Elternhaus, konnte auf eine schöne Kindheit und Jugend zurückblicken, war intelligent, gebildet und vielseitig interessiert. Sie galt als humorvoll, großzügig, tolerant und lebenslustig. Noch nie war sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, mit Ausnahme einiger Strafzettel wegen Falschparkens.
An einem schönen Herbsttag im Sommer 2007 fuhr sie mit dem Zug nach München, um ihren langjährigen Geliebten umzubringen. Sie wollte ihn erschießen. Die dafür notwendige Pistole samt Munition entwendete sie dem Schützenverein, dem sie einige Monate vorher eigens beigetreten war, um das Schießen zu erlernen. Sie hatte sich ein täu schend echt aussehendes Imitat besorgt, das sie heim lich gegen die echte Waffe, die sich in einem Panzerschrank befand, austauschte. Niemand bemerkte die Manipulation.
Am Tattag wartete sie morgens gegen 6.30 Uhr im Untergeschoss einer Wohnanlage in Deisenhofen mit geladener Waffe auf ihren Exgeliebten. Sie kannte die Örtlichkeiten genauestens und wusste auch, dass er pünktlich um 7.30 Uhr zu seiner Tiefgaragenbox gehen würde. Damit er die Gittertür nicht öffnen konnte, verstopfte sie das Schloss mit Zahnstochern. Die Fahrzeugboxen sind entlang einer unterirdisch verlaufenden Straße angeordnet, die auch für den allgemeinen Verkehr freigegeben ist. Auf diese Weise verläuft der gesamte Fahrzeugverkehr in dieser Wohnanlage im Untergrund, sodass an der Oberfläche himmlische Ruhe herrscht.
Pünktlich wie immer tauchte Jörg B. auf. Als er vergeblich versuchte, die Tür zu seinem Abstellplatz aufzuschließen, trat sie hinter einer Säule hervor und näherte sich ihm bis auf einen halben Meter. Mit entschlossen klingender Stimme rief sie ihn an: »Jetzt begleiche ich mein Konto bei dir. Ich bringe erst dich um und dann mich.«
Jörg B. fuhr herum. Was er sah, vermochte er nicht sofort einzuordnen. Martina hatte eine Pistole im Anschlag und zielte auf ihn. Aber warum trug sie große gelbe Kopfhörer? Im ersten Moment schoss es Jörg B. durch den Kopf, sie könnte vielleicht kalte Ohren haben. Durch ihre fünfjährige Beziehung wusste er, dass sie in dieser Hinsicht sehr empfindlich war. Tatsächlich jedoch handelte es sich um einen Gehörschutz, den Martina auch auf dem Schießstand zu tragen pflegte. Angesichts der Waffe in ihrer Hand wusste er sofort, was sie plante und was sie bereits in Briefen, E-Mails und SMS angedeutet hatte: Sie wollte sich rächen, sie wollte ihn töten.
Panisch und in einer Art Reflex stürzte er sich auf sie, packte ihre Arme und versuchte, ihr die Schusswaffe zu entreißen. Es gelang ihm nicht. Sie wehrte sich energisch. Obwohl sie kleiner und schwächer war, entwickelte Martina enorme Kräfte. Schließlich brachte er sie zum Stolpern, und beide stürzten zu Boden, er auf sie. Dann krachte ein Schuss. Genau in diesem Moment näherte sich zufälligerweise eine Polizeistreife, die wegen der häufigen Autodiebstähle regelmäßig hier patrouillierte. Die Beamten sahen die beiden am Boden kämpfenden Personen und reagierten sofort. Sie warfen sich dazwischen. Ein Polizist umklammerte Jörg B. von hinten und zog ihn hoch, der andere versuchte der Frau die Schusswaffe zu entwinden, die sie noch immer in der rechten Hand hielt. Es gelang ihnen schließlich, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Minuten später traf auch Verstärkung ein, die die Beamten zuvor durch Notruf angefordert hatten. Erst jetzt bemerkte man, dass Martina K. an der linken Hand blutete. Sie hatte sich selbst durch den linken Ringfinger geschossen, an dem sie bis vor Kurzem einen Ring getragen hatte, den ihr Jörg B. einst geschenkt und den sie ihm dann zurückgeschickt hatte. Ihr Exgeliebter war unverletzt geblieben.
Martina hatte den 47 -jährigen Jörg B. als Kollegen in der
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