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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Wilfling
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kurzen Moment, schien gar nicht zu begreifen, was sein Sohn damit zum Ausdruck bringen wollte. »Was sagst du da, René?«, fragte er nach, und bevor dieser antworten konnte, war ich schon bei ihnen und zog den Sohn weg vom Vater. Ich wollte verhindern, dass er noch mehr Schaden anrichtete.
    Erst später stellte sich heraus, warum der Sohn diese ungeheuerliche Bemerkung machte. Er hatte seine Mutter im Verdacht, einen Liebhaber zu haben. Beobachtete er doch zufällig einmal, wie sie von einem Mann im Auto nach Hause gebracht wurde. Beim Aussteigen gab sie diesem links und rechts ein Küsschen auf die Wange. Wie sich erweisen sollte, handelte es sich bei diesem ominösen Liebhaber um den Ehemann einer Arbeitskollegin, der sie freundlicherweise nach einer Betriebsfeier heimbrachte. Die Arbeitskollegin saß übrigens hinten im Wagen. Statt seine Mutter direkt zu fragen, wer der Mann gewesen sei, zog er lieber falsche Schlüsse. Vielleicht wollte er die Wahrheit nicht erfahren und hoffte, sein Wissen irgendwann zu seinem Vorteil einsetzen zu können.
    Als wir später durch umfangreiche Vernehmungen ein komplettes Opferbild erstellt hatten und dadurch bewiesen war, dass das Bild, das der Sohn von seiner Mutter zeichnete, einzig seinen hasserfüllten subjektiven Einschätzungen entsprungen war, empfand ich diese Bemerkung als noch hinterhältiger, und leitete auch einen diesbezüglichen Vermerk an das Gericht zur Kenntnisnahme weiter.
    Damit war aber immer noch nicht das Ende erreicht. Irgendwann fragte René K., ob er etwas Essbares bekommen könne, er halte es vor Hunger nicht mehr aus. Seit fünf Tagen habe er außer Leitungswasser nichts mehr zu sich genommen. Ich ließ ihm zwei Wurstsemmeln holen, die er schneller hinunterschlang, als es ein hungriger Wolf gekonnt hätte. Wir staunten. Etwas Vergleichbares hatte ich bis dahin nur in Filmen gesehen. Ich kramte daraufhin noch zwei Schokoriegel und einen schon ziemlich verschrumpelten Apfel aus meinem Schreibtisch. Verblüfft sah ich zu, wie er vom Apfel nicht einmal das Gehäuse übrig ließ. Er schien tatsächlich kurz vor dem Verhungern zu stehen. Was war da bloß abgelaufen in dieser Familie?
    René hatte bis 6.00 Uhr morgens an diesem Tag vor dem PC gesessen und gespielt. Er bevorzugte ausschließlich sogenannte Killerspiele der gehobenen Klasse, sah sich als Profi auf diesem Gebiet. Dann legte er sich ins Bett und schlief bis 11.30 Uhr. Kaum aufgestanden, kamen plötzlich seine Eltern ins Zimmer und stellten ihn zur Rede, weil er von seiner Mutter heimlich Zigaretten genommen hatte. Die leere Packung, erkennbar an der tschechischen Banderole, lag noch im Abfalleimer, sodass er es nicht abstreiten konnte. Innerlich baute sich Wut und Zorn in ihm darüber auf, dass sie im Recht waren und er den Vorwurf nicht bestreiten konnte, wie er es sonst immer tat. Dann forderten sie ihn auch noch ultimativ auf, bis Ende der Woche auszuziehen. Er verlangte eine schriftliche Kündigung, bekam sie in Aussicht gestellt und war mit seinen Gegenargumenten am Ende. Diesmal schienen seine Eltern Ernst zu machen, und das ärgerte ihn dermaßen, dass er sogar das unglaubliche Hungergefühl unterdrückte, das ihn inzwischen plagte. Aber zu Kreuze kriechen und um etwas Essen zu bitten, dazu wäre er nie und nimmer bereit gewesen. Obwohl er sich sicher war, dass ihm sein Vater sofort etwas besorgt hätte.
    Die Eltern verließen das Zimmer und Renés Wut wuchs. Es kochte in ihm. Eine ganze Stunde lang. Dann entschloss er sich, beide zu töten.
    Das Samuraischwert bewahrte er im Bettkasten auf. Er zog es aus der Scheide, öffnete die Zimmertür und spähte in den Flur. Seine Mutter saß in der Küche am Tisch, mit dem Rücken zu ihm. Sie las Zeitung und ahnte nichts Schlimmes. Nur mit Socken an den Füßen schlich er sich von hinten an sie heran.
    Als er in der Küche unmittelbar hinter ihr stand, setzte er mit dem Schwert zum Hieb an, indem er weit ausholte. Er zog die scharfe Klinge von rechts oben nach links unten in Richtung des Halses seiner Mutter kräftig durch, um sie zu töten. Die Klinge traf zielgenau an der rechten Halsseite auf und trennte den Kopf nahezu vollständig vom Rumpf ab. Tödlich getroffen, sank Monika K. lautlos zu Boden.
    Dann begab sich René K. zum elterlichen Schlafzimmer, in dem der Fernseher lief. Er wusste, dass sein Vater dort wie immer an Feiertagen nach dem Mittagessen etwas fernsehen und dann ruhen würde. Er wollte auch ihn töten. Plötzlich aber kam ihm

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