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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Wilfling
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eine andere, scheinbar bessere Idee, ausgelöst von der Befürchtung, dass es beim Vater nicht so einfach sein würde wie bei der Mutter. Ihm müsste er frontal gegenübertreten und in die Augen sehen. Dazu gehörte Mut, den er nicht hatte. Außerdem, so überlegte er, wäre seine Täterschaft mit der Tötung des Vaters offenkundig geworden. Also änderte er seinen Plan und suchte nach einer anderen Möglichkeit. Warum selbst ins Gefängnis gehen? Er würde den Vater des Mordes an seiner Frau beschuldigen und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    René K. stellte das Schwert in die Abstellkammer gleich neben dem Schlafzimmer, rief die Polizei an und versuchte mit einer bühnenreifen Vorstellung seinem Vater den Mord an der Mutter in die Schuhe zu schieben. Damit, so dachte er, sei er nicht nur die verhassten Eltern los, sondern bekäme auch die Eigentumswohnung. Und das sonstige Vermögen hätte ihm in naher Zukunft ebenfalls gehört. Möglicherweise würde der wachsweiche Vater vielleicht sogar die Tat gestehen und freiwillig ins Gefängnis gehen, um ihn zu schützen.
    D er psychiatrische Sachverständige beschäftigte sich ausführlich mit dem Angeklagten. Im Rahmen der Hauptverhandlung vor dem Münchner Schwurgericht führte er aus, dass bei Ren é K. keinerlei Hinweise auf eine krankhafte seelische Störung vorlägen. Auch eine tief greifende Bewusstseinsstörung im Sinne eines hochgradigen Affekts sei auszuschlie ßen. Die Behauptung des Angeklagten, er wollte das Schwert vor der Tat eigentlich gegen sich selbst richten, sei lediglich als Versuch zu werten, eine Verzweiflungssituation vorzutäuschen. Er habe die Tat überlegt geplant, wenngleich nur kurzfristig, wobei seine immer stärker werdende Wut über das Ultimatum seiner Eltern wohl den Ausschlag gab. So konnte der Psychiater auch nach der Tat keine schwere Erschütterung oder tiefe Betroffenheit feststellen. Er habe vielmehr nach der Tötung seiner Mutter situationsangepasst und überlegt weiteragiert.
    René K. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, aber aufgrund der Tatsache, dass er noch sehr jung war, ohne Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Angerechnet wurde ihm dabei, dass er zuletzt die beabsichtigte Tötung des Vaters einräumte. Das Gericht sah übersteigerte Wut als Tatmotiv und damit das Mordmerkmal eines niedrigen Beweggrunds erfüllt. Aus Wut darüber, dass er seinen Eltern den Triumph des Rechthabens gönnen musste, habe er ihnen das Lebensrecht abgesprochen. Ihnen, die ihm stets jeden Wunsch von den Augen abgelesen, ihm immer alle Schwierigkeiten und Probleme aus dem Weg geräumt hatten. Als sie dann erstmals wirklich konsequent waren, ernteten sie, was sie gesät hatten. Aus Liebe und Geborgenheit, die sie ihrem Kind gaben, war tödlicher Hass entstanden.
    Mein Gott, dachte ich nach dem Urteilsspruch, was haben diese Menschen nur falsch gemacht? Dieses Ehepaar wollte nur das Beste für sein Kind. Sie hatten alles getan, sich größte Mühe gegeben, ihrem Jungen den Weg ins Leben zu ebnen, auch wenn sie ihn vielleicht etwas zu sehr behüten wollten. Abertausende junger Menschen wachsen unter schwierigsten Bedingungen auf und werden trotzdem nicht zu dem, was René K. wurde: ein eiskalter Mörder, ein vor Selbstmitleid zerflie ßender Narziss, ohne Gefühl, ohne Mitleid, ohne Reue.
    Beide Eltern waren übrigens zum Zeitpunkt des Verbrechens damit beschäftigt, in der Zeitung nach Stellenanzeigen für ihren Sohn zu suchen. Die Mutter am Küchentisch sitzend, der Vater im Schlafzimmer.

Jeder kann zum Mörder werden: Der Gigolo
    T imo T. war ins Schwitzen gekommen. Gerade noch hatte er den Leichnam seiner 33 -jährigen Lebensgefährtin Ingrid B. in den Keller bringen und notdürftig die Urin- und Sekretspuren im Wohnzimmer aufwischen können, als es auch schon läutete. Es war Susanne K., seine 29 Jahre alte Geliebte. Sie hatte ihren Besuch ganz überraschend und erst kurz zuvor angekündigt, stand bereits eine Stunde später vor der Tür und kam damit erstmals in die Wohnung ihres neuen Freundes in München, ohne zu ahnen, dass dieser ihre Vorgängerin etwa eine Stunde vorher umgebracht hatte. Unbefangen nahm sie auf jener Couch Platz, neben der ihr Geliebter kurz zuvor seine langjährige Lebensgefährtin, von deren Existenz sie nichts wusste, erwürgt hatte.
    Timo war wie immer freundlich, nett, zuvorkommend. Sie küssten sich, er bot ihr ein Glas Wein an, sich selbst schenkte er ein Bier ein. Dann schauten sich die

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