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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Wilfling
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Frischverliebten einträchtig ne beneinandersitzend und Händchen haltend das Fuß ballländerspiel zwischen England und Deutschland an, das in London ausgetragen wurde und mit einem 1:2 -Sieg für die deutsche Mannschaft enden sollte. In der Halbzeitpause hatten sie Sex auf der Couch.
    Am nächsten Morgen – Susanne war nicht über Nacht geblieben – verpackte Timo die tote Ingrid in blaue Müllsäcke, schleppte ihren Leichnam vom Kellerabteil in die Tiefgarage und verstaute ihn in seinem VW Lupo. Dann fuhr er in Richtung Niederbayern und suchte sich in der Gegend bei Lands hut ein einsames Waldstück, legte die Leiche im dichten Unterholz ab und bedeckte sie vollständig mit Reisig und Laub.
    Da Ingrid B. noch nie ihrem Arbeitsplatz ferngeblieben war – sie leitete die Filiale eines großen Lebensmittelmarkts –, machten sich Familienangehörige, Freunde und Arbeitskollegen Sorgen. Am meisten besorgt aber schien Timo T. selbst über das Verschwinden seiner Lebensgefährtin zu sein.
    Man erstattete Vermisstenanzeige. Die Polizisten orteten Ingrids Handy und fanden es im Fahrzeug der Vermissten, das eigenartigerweise am S-Bahnhof Fasanenpark aufgefunden wurde, zwei Stationen von Timos Wohnung entfernt. Was wollte sie hier? Und warum war die Seitenscheibe eingeschlagen, während Handy und Handtasche samt Geldbörse unberührt auf dem Beifahrersitz lagen? Und woher kamen die Blutspuren im Bereich der linken Kopfstütze?
    »O mein Gott«, jammerte Timo, »sie muss entführt worden sein.« Oder war sie überfallen, getötet und irgendwo verscharrt worden? Alle Möglichkeiten wurden erörtert, und es begann eine große Such aktion, an der sich neben einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei auch eigens angereiste Familienangehörige, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen beteiligten und die bis weit nach Mitternacht andauerte. Dann erst zogen sich der offensichtlich schwer leidende Timo, dem von allen Seiten Mit gefühl und Trost entgegengebracht wurde, und die Angehörigen der Vermissten in seine Wohnung zurück.
    Die Mordkommission wurde eingeschaltet.
    Timo T. konnte nicht vernommen werden, weil er in der Nacht einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Ingrids Angehörige, die bei Timo übernachteten, hörten frühmorgens Geräusche und fanden ihn leblos im Wohnzimmer. Er wollte offensichtlich aus Kummer und Schmerz über Ingrids Verschwinden seinem Leben ein Ende setzen, vermuteten sie. Anhand leerer Tablettenverpackungen ließ sich feststellen, dass er wohl größere Men gen Paracetamol, Ibuprofen und Novaminsulfon- Tropfen zu sich genommen hatte, um einen zwar seltenen, aber lebensbedrohlichen Schock auszulösen, vor dem ausdrücklich in den Beipackzetteln gewarnt wird.
    Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Suizidversuch ein Ablenkungsmanöver war und Timo nie die Absicht hatte, Selbstmord zu begehen. Er wusste, dass er um 6.00 Uhr geweckt würde, und hatte die Tabletten erst kurz zuvor eingenommen, um auch wirklich rechtzeitig gefunden und gerettet zu werden. Timo T. wurde ins Krankenhaus gebracht und entkam damit der Vernehmung durch die Mordkommission – vorerst.
    Der 39 -jährige Timo T. war ein Frauentyp, groß und gut aussehend. Er war bereits einmal geschieden und hatte zahlreiche Affären, manchmal zwei oder drei gleichzeitig. Er schien einfach nicht Nein sagen zu können, wenn eine Frau auf ihn flog, und war keiner treu. Wobei ihm sein Beruf als Zugbegleiter sehr gelegen kam, da er ständig unterwegs war, woanders übernachtete und dadurch immer neue Frauen kennenlernte. Ingrid B. allerdings begegnete er, als er Faschingsprinz in einer größeren Gemeinde war.
    Ingrid wollte unbedingt ein Kind und eine Familie gründen. Und zwar mit Timo T., dem Mann ihrer Träume, ihrer großen Liebe. Er sei der Richtige dafür, sagte sie gegenüber Kolleginnen, Freunden, Bekannten und Verwandten immer wieder. Während sie sich längst Pläne und Gedanken darüber gemacht hatte, wie sie ihren Beruf und das Muttersein unter einen Hut bekommen konnte. Dass es gut funktionieren würde, stand für Ingrid fest, sie musste nur noch schwanger werden. Deshalb schliefen sie immer dann miteinander, wenn der Eisprung fällig war. »Eiertanz« nannte es Timo T. scherzhaft und konnte sich schon rechtzeitig darauf einrichten, wenn es wieder einmal so weit war.
    Timos Zukunft war also fest verplant, und einer Ehe mit Ingrid, die mittlerweile tatsächlich ein Kind erwartete, hätte er nur durch Flucht entkommen

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