Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Wilfling
Vom Netzwerk:
an ihrem Mann zu rächen. Je mehr er zum hilflosen körperlichen Wrack wurde, umso mehr entwickelte sich seine Frau zu einem seelischen Wrack, mit der Tendenz zur Bösartigkeit. Aufgrund des jahrelangen Martyriums musste es so kommen. Niemand erträgt so viel Leid, Schmerz, Brutalität und Demütigung, ohne Schaden zu nehmen.
    Klara ergriff die Chance, die sich ihr bot. Mittlerweile hatte sie eine Freundin in der Firma gefunden und mit dieser zusammen eine kleine Wohnung gemietet. Sie hatte keine Angst mehr vor dem Vater, stellte er doch keine Gefahr mehr für sie dar – bis er eines Tages abgemagert bis auf Haut und Knochen und in Selbstmitleid versunken vor ihrer Wohnungstür stand. Ihre Freundin, die über alles Bescheid wusste, lernte erstmals den Mann kennen, der seine Tochter mehr als ein Jahrzehnt lang sexuell missbraucht hatte. Es passierte etwas Unglaubliches. Nachdem er zwei Stunden sein Leid geklagt hatte, begann er doch tatsächlich, der hübschen Freundin Avancen zu machen. Sie solle doch einmal Klara fragen, welch guter, zärtlicher Liebhaber er gewesen sei. Ein todkranker Mann, Ende fünfzig, machte einem jungen, 18 -jährigen Mädchen ein unmoralisches Angebot. Das war wohl der Moment, wo in Klara der Verdacht aufkeimte, ihr Vater sei möglicherweise seelisch krank oder abartig veranlagt. War er vielleicht jemand, der gar nicht anders konnte, als bis zur letzten Sekunde seinen unheilvollen Trieb auszuleben?
    Klara war, was man eine Seele von einem Menschen nennt. Es grenzte an ein Wunder, dass sie trotz ihres Martyriums keinerlei aggressive Wesenszüge angenommen hatte, vielmehr als äußerst hilfs bereit und vollkommen selbstlos galt. Sie schien leidensfähig bis zur Schmerzgrenze, denn sie entschloss sich, fortan den kranken Vater zu pflegen. Statt Hass und Rachegefühle auszuleben, schenkte sie ihm ihre Zuwendung. »Er hat mir Schlimmes angetan. Aber er war doch mein Vater.« Das war der Satz, den sie später zu Protokoll geben würde.
    Klara behielt zwar ihre Wohnung, besuchte jedoch täglich den immer schwächer werdenden Vater. Sie fütterte ihn, sie wusch ihn, und sie begleitete ihn zur Toilette. Sie pflegte ihn so lange, bis er in ihren Armen starb. Wobei er, geistig bis zum letzten Atemzug vollkommen klar, seine Tochter kein einziges Mal um Verzeihung bat.
    Klaras Leben veränderte sich nach dem Tod ihres Vaters völlig. Im Alter von 20 Jahren lernte sie einen 55 -jährigen Ingenieur kennen, der damit fast so alt war wie ihr Vater. Zufall? Liebe? Etwas anderes? Sie wusste es selbst nicht, als sie ihn heiratete – außer dass es nicht aus Liebe geschah, sondern eher aus einer Sehnsucht nach Geborgenheit heraus.
    Ihr Ehemann war ein ruhiger, intelligenter Mann, bei dem sie genau jenes Verständnis fand, das sie suchte. Sie konnte sich bei ihm aussprechen, er besaß die Gelassenheit, über die ältere Männer meist verfügen, das tat ihr gut. Allerdings entwickelte er eine Eigenschaft, die sich für sie als zunehmend belastend erweisen sollte. Er entpuppte sich als hoch gradiger Masochist, der die übelsten Praktiken pfleg te. Beginnend mit leichteren Quälereien musste sie ihm am Ende einen Trichter in seinen After einführen und dann – man mag es nicht glauben – Reiß nägel einfüllen. Die Schmerzen, die das verursachte, lösten bei ihm das entsprechende Lustgefühl aus.
    Fünf Jahre hielt Klara es mit dem Ingenieur aus, bis sie nicht mehr konnte. Als er auch noch verlangte, ihn mit seinem eigenen Kot zu füttern, floh sie aus der Wohnung. Da sie nicht wusste, wohin, begab sie sich zu ihrer Mutter, inzwischen eine bösartige, misstrauische und völlig isoliert lebende alte Frau.
    Es klingt seltsam, aber Klara suchte in ihrer Not ausgerechnet in der Wohnung Zuflucht, in der sie schlimmste Qualen durchlebt hatte, und bei jener Frau, die zwar ihre Mutter war, ihr jedoch nie Geborgenheit und Liebe zu vermitteln vermochte.
    Klara hatte Mühe, von ihrer Mutter überhaupt eingelassen zu werden. Tief verzweifelt flehte sie die Mutter an, sie wenigstens für dieses Wochenende bei sich wohnen zu lassen, ab Montag könne sie bei einer Freundin unterkommen. Die Mutter zeterte, Klara solle verschwinden. Als diese sich trotzdem Zugang verschaffte, indem sie die Mutter einfach zur Seite schob, versuchte diese wiederum, Klara aus der Wohnung zu drängen. Die Tochter, körperlich überlegen, wich ihr aus und lief in das elterliche Schlafzimmer. In den Raum, den ihre Mutter seit ihrem Auszug und seit dem

Weitere Kostenlose Bücher