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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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töten; ein oder zwei Menschenleben seien bedeutungslos, verglichen mit den Millionen, die zu retten er mithelfen könne, wenn er selbst unverletzt blieb. Das Mädchen hatte einstweilen zu bleiben, wo es
    sei; es sei zu riskant, die Wanderung durch die Stadt gemeinsam zu unternehmen. Sollte Holman etwas zustoßen,
    würden sie Mittel und Wege finden, sie zu erreichen. Sie
    könnten ihr Sonderfahrzeug schicken, um ihn abzuholen,
    aber das würde Stunden in Anspruch nehmen, da der Fahrer durch die begrenzte Sicht in dem dichten Nebel praktisch blind sei. Wenn er es nicht schaffen würde, müßten sie
    diese Methode versuchen, um das Mädchen zu holen. Douglas-Glyne legte auf, sobald Holman gesagt hatte, er
    habe verstanden und werde die Anweisung befolgen. Während er sich hastig ankleidete, erklärte er Casey, was er zu
    tun hatte, und bemühte sich nach Kräften, einen ruhigen und selbstsicheren Ton zu wahren. Sie weinte und protestierte nicht, da sie einsah, daß die äußeren Umstände ihr Handeln bestimmten, daß sie nicht mehr Herren ihres eigenen Geschickes waren und den Weg gehen müßten, den die Ereignisse ihnen diktierten. Er riet ihr, die Tür hinter ihm zu verriegeln und sich dann in seinem Schlafzimmer einzuschließen. Sie verloren wenig Zeit mit dem Abschied, denn die Versuchung, sich einzuschließen, abgesondert von der Außenwelt und ihrem Wahnsinn, war zu groß; die leiseste Andeutung von ihr oder ihm hätte allzu leicht Anlaß gegeben, ihr nachzugeben. Statt dessen küßten sie einander,
    und dann ging er ohne ein weiteres Wort.
    Er benutzte die Treppe, um zur Straße hinunterzukommen, da er den selbst in normalen Zeiten unzuverlässigen
    Aufzug nicht zu benutzen wagte. Sobald er auf die Straße
    kam, nahm der Alptraum eine neue Dimension an.
    Beängstigend war vor allem das Gefühl von Leere, von
    völliger Hohlheit. Nichts war substantiell, nichts ganz wirklich. Er hielt sich nahe an den Häuserfronten, um nicht die
    Orientierung zu verlieren, doch obwohl er fürchtete, hier in
    Hauseingängen und Durchfahrten auf Menschen zu stoßen,
    sehnte er sich gleichzeitig danach, irgendeinen Menschen
    von Fleisch und Blut zu sehen. Einmal hörte er ein seltsames
    Winseln und erkannte, daß es aus einer menschlichen Kehle
    stammen mußte. Kurz darauf hörte er einen Wagen, der mit
    hoher Geschwindigkeit im Nebel vorbeifuhr; er entfernte
    sich rasch, dann endete das Fahrgeräusch in einem dumpfen Krachen, gefolgt von kalter Stille. Er hörte eine Frau
    kreischen, vermischt mit Gelächter. Dem hysterischen Gelächter eines Irren. Aber es wirkte alles fern und unwirklich,
    wie die unechten Gruseleffekte einer Geisterbahn.
    Er war dankbar, daß es noch früh am Morgen war und die
    meisten Leute entweder schliefen oder gerade erst aufstanden. Vor seinem inneren Auge sah er ein Bild des Tollhauses, in das die Stadt sich später am Tag verwandeln würde,
    und er beschleunigte seinen Schritt. Er konnte sich denken,
    von welcher Art die Aufgabe sein würde, die man ihm stellen wollte, doch nun begrüßte er sie. Wenigstens würde es
    aktives Handeln sein, und nicht bloß ein Herumstolpern im
    Nebel, ein Abwarten, daß etwas geschehe. Und er würde
    wieder unter Menschen sein, hoffentlich normalen Menschen. Er dankte Gott, daß Casey nun immun war. Wie der
    Plan auch aussah, den sie sich ausgedacht hatten — und er
    hatte seine Vermutungen —, im Falle des Scheiterns wollte
    er zu Casey zurückkehren und mit ihr die Stadt verlassen.
    Zum Teufel mit den Herren von der Regierung; sie hatten
    die Schweinerei angerichtet, sollten sie damit fertig werden.
    Er hatte schon genug getan.
    Zu spät sah er den dunklen Schatten vor sich, und sie
    prallten zusammen, daß der andere Mann zu Boden fiel.
    Ohne zu überlegen, bückte sich Holman, der liegenden Gestalt
    aufzuhelfen. Der Mann streckte die Hände aus und ergriff Holmans Schultern, und erst dann, als ihre Gesichter
    nicht mehr als dreißig Zentimeter auseinander waren, bemerkte Holman das seltsame Grinsen im Gesicht des Mannes. Er wich zurück, aber der andere klammerte sich an ihn.
    Aus dem grinsenden Mund kamen glucksende, knurrende
    Geräusche. Holman wollte ihn wegstoßen, aber ein Arm
    umfaßte seinen Nacken und zwang seinen Kopf abwärts. Er
    schlug in Panik zu, und das Glucksen wandelte sich zu einem wütenden Gurgeln, und der Mann revanchierte sich
    mit einem bösartigen Tritt gegen Holmans Knöchel. Holman warf sich auf ihn und stieß ihn rückwärts, einen

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