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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Unterarm unter dem Kinn des anderen, bis dieser mit dem Hinterkopf gegen die Ziegelmauer schlug. Es gab ein vernehmliches Geräusch, und der Mann brach in die Knie, eine
    Hand zum Hinterkopf erhoben und stieß ein mitleiderregendes winselndes Schluchzen aus. Mit der anderen Hand tastete er blindlings nach Holmans Bein, aber der trat zu-
    rück, wandte sich um und lief davon.
    Als er haltmachte, sah er sich vollständig vom Nebel isoliert. Er mußte auf die Straße hinausgelaufen sein, denn er
    konnte in keiner Richtung etwas ausmachen. Er schlug die
    Richtung ein, die nach seinem Orientierungssinn die richtige sein mußte, und ging rasch weiter, diesmal jedoch hellwach und bereit, jeder Gefahr auszuweichen. Zu seiner Linken hörte er wieder einen Schrei, einen langen und durchdringenden Schrei, der in einem Übelkeit erregenden,
    dumpf patschenden Aufschlag endete. Etwas Nasses traf
    seine Wange, und er wischte es mit der Hand weg. Als er
    auf seine Finger sah, waren sie mit Blut beschmiert. Heftig
    wischte er sich die Wange mit dem Ärmel, abgestoßen von
    dem Gedanken daran, was geschehen war. Jemand, ein
    Mann oder eine Frau, war aus einem Fenster gesprungen,
    und der aufschlagende Körper hatte weithin Blut verspritzt. Wieder beschleunigte er seinen Schritt. Je länger er
    brauchte, Westminster zu erreichen, um so mehr Menschen
    würden auf den Straßen sein. Er mußte sich beeilen. Konnte er
    das Risiko auf sich nehmen, einen Wagen zu nehmen? Er
    würde praktisch blind fahren müssen, aber es mochte der
    Mühe wert sein. Dann hörte er Gesang, nicht weit entfernt
    und näherkommend. Es war eine laute und klare Männerstimme, und sie hörte sich fröhlich an. Plötzlich tauchte aus
    dem Nebel der dunkle Umriß eines Radfahrers auf, der in
    langsamen Schlangenlinien die Straße daherkam, scheinbar
    weltvergessen und ganz auf seinen Gesang konzentriert. Er
    sah Holman und fuhr in einem Kreis um ihn, lächelnd und
    singend, ohne den Blick von Holmans Augen zu lassen,
    doch weder herausfordernd, noch kriegerisch. Friedrich. Als der Radfahrer seine zweite Umkreisung beendete,
    dachte Holman daran, ihm das Rad abzunehmen und selbst
    zu gebrauchen, entschied sich aber dagegen, denn es könnte gefährlicher sein als das Gehen. Mit einem Winken verschwand der Mann wieder im Nebel, und Holman lauschte
    der Stimme, die sich in der wattigen Luft bald verlor. Er
    fühlte sich noch einsamer als zuvor.
    Kaum hatte er seine Wanderung wieder aufgenommen,
    wurden hinter ihm rennende Schritte hörbar, und er flog
    herum, aber sie liefen vorbei, ohne daß er mehr zu sehen bekam als eine schemenhafte Gestalt, die aus dem Nebel auftauchte und im nächsten Augenblick wieder darin verschwand. Er begriff, daß es so nicht weiterging. Seine Nerven waren übermäßig angespannt, und er kam langsam vorwärts; bei diesem Tempo würde er Stunden benötigen um
    Westminster zu erreichen, und lange vorher würden die
    Straßen von Menschen wimmeln. Er mußte einen Wagen
    nehmen. Es konnte nicht allzu schwierig sein, einen zu finden, und er wußte, wie er ohne Zündschlüßel starten konnte. Er suchte den Weg zurück zur Bordsteinkante und benutzte sie als Leitlinie. Hier mußte er bald auf einen abgestellten Wagen stoßen.
    Er passierte eine Frau, die mit einem gewöhnlichen Hausbesen den Rinnstein kehrte, sich über den aufgehäuften
    Schmutz erregte und die Welt verfluchte.
    Kurz darauf stieß er auf einen Körper, der ausgestreckt am
    Boden lag. Er hielt sich nicht mit einer Untersuchung
    auf, ob er tot oder lebendig, männlich oder weiblich war. Er passierte einen Hund, der vom Kadaver eines anderen
    fraß. Er blickte auf und knurrte drohend und beobachtete
    ihn aufmerksam, bis der Nebel ihn wieder verschluckt hatte.
    Holman schnaufte mittlerweile wie jemand, der vom Laufen außer Atem geraten ist, und wußte selbst nicht recht, ob
    es an der unreinen Luft oder an seiner inneren Spannung
    lag. Er mußte bald einen Wagen finden.
    Dann sah er einen Lichtschein, der mit seinem Näherkommen immer heller wurde. Zuerst dachte er, es könne
    ein Feuer sein, dann ein beleuchtetes Schaufenster, weil es
    in seiner Stärke gleichmäßig blieb, aber als er auf zehn Meter
    heran war, erkannte er den Ursprung der Lichtquelle. Der
    Anblick zeigte ihm, wie er rasch und mit weit geringerem
    Risiko durch London kommen konnte. Es würde furchterregend sein, das wußte er, aber nicht so beängstigend wie eine Fahrt mit dem Wagen. Er begann zu laufen.
    Eine gute

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