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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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merkte er auch, daß es die Stimme aus dem Funkgerät war. Das Hauptquartier wollte wissen, was geschehen sei.
    Er mußte aus dem Fahrzeug geschleudert worden sein, wußte aber noch nicht, ob es für ihn ein Glück gewesen war oder nicht. Offenbar hatte der Bus beim Zusammenstoß die Tür beschädigt, die dann aufgeflogen war, als das Fahrzeug sich überschlagen hatte. Er hatte nicht das Gefühl, daß etwas gebrochen war; sein Gesicht fühlte sich roh und schmerzhaft an, als wäre er darauf über die Straße geschliddert und beide Knie schmerzten höllisch, aber abgesehen davon schien er wohlauf zu sein. Er versuchte, sich aufzurappeln und fand, daß er es konnte, obwohl ihm ein wenig taumelig zumute war.
    Mason! Wo war Mason? Holman kam nun rasch zur Besinnung, stützte sich mit einer Hand auf dem Straßenpflaster ab und wandte sich dem Fahrzeug zu. Mason mußte noch drinnen sein. Gott, hoffentlich war er nicht zu schwer verletzt! Zitternd kam er auf die Beine und schwankte zum offenen Einstieg.
    »Mason!« Er steckte den Kopf in das halbdunkle Innere. Es war leer.
    Er wandte sich um, lehnte sich gegen das Fahrzeug. »Mason!« rief er, diesmal lauter. Dann sah er die graugekleidete Gestalt.
    Mason stolperte vom umgestürzten Fahrzeug fort, vornübergebeugt, beide Hände wie in Schmerzen vor dem Gesicht. Er hielt auf den roten Bus zu, ob absichtlich oder weil er nichts sah, war nicht zu erkennen, und als er näherkam, stiegen mehrere Leute von der Heckplattform des Busses und starrten ihn schweigend an. Einer zeigte auf Mason und begann zu kichern.
    »Mason, kommen Sie zurück!« rief Holman. Ohne den Helm war sein Begleiter dem Nebel ausgesetzt.
    Aber Mason hörte ihn nicht. Als er die Leute erreichte, die noch immer aus dem Bus stiegen, fiel er auf die Knie. Mehrere von ihnen begannen jetzt zu lachen, zeigten auf ihn und riefen ihren Mitpassagieren zu, daß sie kommen und sich den lächerlich aussehenden Mann anschauen sollten. Der vordere Teil des Busses steckte tief in einem Laden, dessen Schaufenster er durchbrochen hatte, aber nun kam von dort eine Gestalt aus der Stätte der Verwüstung gewankt, seine Schritte knirschten durch das zersplitterte Glas, und er hielt sich mit einer Hand an der verbeulten Flanke des Busses aufrecht. Der Mann trug die Uniform eines Fahrers der Londoner Verkehrsbetriebe, und aus einer Kopfwunde rann Blut über sein dunkelbraunes Gesicht. Er grinste breit.
    Holman tat unwillkürlich einen Schritt vorwärts, Mason zu warnen oder zu beschützen, aber er war noch wacklig auf den Beinen und fiel schmerzhaft auf die Knie. Wieder rief er Mason zu, eine Hand ausgestreckt, aber kein Mensch schien ihn zu hören.
    Der Fahrer stand jetzt vor Mason, der am Boden kauerte und leise stöhnend vor Schmerz mit dem Oberkörper vor und zurückschaukelte. Der Schwarze versetzte ihm einen Fußtritt, dann trat er zurück und brüllte vor Lachen, als die gekrümmte Gestalt auf die Seite fiel. Ein zweiter trat vor und versetzte dem Liegenden einen Fußtritt, um sich danach wieder zurückzuziehen. Die übrigen Zuschauer stimmten in das Gelächter ein. Auf einmal versammelten sie sich wie in stummer, allseitiger Übereinstimmung um den Unglücklichen und begannen, ihn mit Fußtritten zu traktieren.
    »Hört auf, hört auf!« schrie Holman, aber die Leute, ganz auf ihr Tun konzentriert, nahmen keine Notiz von ihm. Zu seiner Verblüffung sah er Mason auf allen Vieren aus dem Gewirr der Beine hervorkriechen, durch den schweren Anzug vor der schlimmsten Wirkung der Fußtritte geschützt. Sein Blick fiel auf Holman, und er mußte ihn erkannt haben, aber als er den Mund auftat, um etwas zu rufen, wurden ihm die Beine weggezogen, sein entblößter Kopf schlug hörbar auf den Asphalt, und er blieb bewegungslos auf der Straße liegen. Das Gelächter der Menge nahm eine neue, hysterische Tonlage an, und sie sprangen wie die Wilden auf ihn und stampften ihn zu Tode.
    Holman raffte sich mit einem Wutschrei auf und wankte auf sie zu. Seine Erbitterung pumpte ihm Adrenalin in den Körper und ließ seine Kräfte rasch wiederkehren. Ohne lange zu überlegen, sprang er in das Gewühl, riß mehrere Leute mit sich zu Boden und war sofort wieder auf den Beinen, um Faustschläge und Fußtritte auszuteilen. Sie wichen geduckt zurück, fürchteten den Zorn dieses berserkerhaften Mannes, fürchteten ihn, weil sie spürten, daß er nicht wie sie war.
    Alle bis auf den Busfahrer. Er fürchtete niemanden. Er brüllte auf, als er sah,

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