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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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umgestürzten Fahrzeug geschleudert worden war. Sie empfahl ihm Ruhe und wies darauf hin, daß er dem Zusammenbruch nahe sei, doch er wollte nichts davon wissen und bestand darauf, daß er noch etwas zu erledigen habe, bevor sie anfingen, die Stadt mit Lachgas zu besprühen: Er müsse zu Casey.
    Er bat sie um ein Aufputschmittel, das seinen erschöpften Körper aufrecht halten würde, und als sie sah, daß er entschlossen war, auf jeden Fall zu gehen, willigte sie mit der Warnung ein, daß sie nicht sagen könne, wie lang die Wirkung des Mittels in seinem erschöpften Zustand anhalten werde. Darauf meinte er, es genüge, wenn er es nach Haus zu Casey schaffe; dann werde er sich mit Vergnügen niederlegen und schlafen, während die Stadt besprüht würde. Seine Entschlossenheit steigerte sich noch, als sie versuchten, seine Wohnung über ihr Notsystem telefonisch zu erreichen, doch war in ganz London der Strom ausgefallen, und ihre einzige Verbindung mit der Außenwelt blieb der Funkverkehr. Sie erläuterten ihm, daß die Sprühaktion im Südwesten und im Nordosten Londons beginnen werde, da die Sprühflugzeuge abschnittweise operieren müßten. Er rechnete sich aus, daß er unter diesen Umständen seine Wohnung erreichen konnte, bevor das Lachgas ihn narkotisierte. Um ihm zu helfen, stellte man ihm ein Militärfahrzeug zur Verfügung, einen kleinen, leicht gepanzerten Spähwagen des Heeres, nur konnte man ihm bedauerlicherweise keinen Begleiter mitgeben; der Nebel mochte noch immer so viele Krankheitserreger enthalten, daß die Schutzanzüge keine vollkommene Sicherheit boten. Nach Lage der Dinge würden sie Freiwillige benötigen, um den Behälter zu bergen, das aber sei ein zu rechtfertigendes Risiko.
    Schließlich fuhr er, notdürftig versorgt und gesäubert und in einer geliehenen Lederjacke, um Schulterhalfter und Revolver zu bedecken, mit dem Spähwagen aus dem unterirdischen Bunkersystem. Die Droge begann bereits zu wirken und mobilisierte verborgene Reserven in seinem erschöpften Körper.
    Er stieg die Treppe hinauf, und bevor er die vierte Etage erreichte, fühlte er die bleierne Mattigkeit wieder in seine Gliedmaßen kriechen; die Wirkung des Aufputschmittels schien bereits nachzulassen. Vielleicht war es die Fahrt gewesen, die seine Reserven so rasch verbraucht hatte, denn die Schreckensszenen dauerten unvermindert an. Irgendwie hatte er die naive Vorstellung gehegt, daß mit der Zerstörung des Kernbereiches der Mykoplasmen alles ausgestanden sei, doch wenn dies auch in einem gewissen Umfang zutreffen mochte, so waren die Folgen damit nicht beseitigt. Noch immer gab es ungezählte gräßliche und makabre Zwischenfälle, die Einzelpersonen betrafen, nun aber schien die Mehrzahl der Menschen sich herumziehenden Horden angeschlossen zu haben, die allem Anschein nach auf mehr oder weniger direktem Weg dem Fluß zustrebten. Holman hatte befürchtet, daß es zu einer Wiederholung der Tragödie von Bournemouth kommen würde, wenn das Lachgas sie nicht vorher erreichte, und hatte über das Funkgerät des Spähwagens seine Beobachtungen dem Hauptquartier mitgeteilt. Von dort war ihm versichert worden, man wolle die Einsatzleitung der Sprühfahrzeuge verständigen, daß die Uferbereiche der Themse auf beiden Seiten vorrangig eingesprüht werden sollten, bevor der Rest der Stadt an die Reihe käme. Wenn es ging, war er den Menschenmengen ausgewichen, aber mehr als einmal hatte er langsam und vorsichtig durch sie hindurchfahren müssen. Glücklicherweise hatten sie ihn ignoriert; er hatte den Eindruck, daß sie jetzt nur noch von dem Gedanken an Selbstzerstörung beherrscht waren.
    Noch auf der Treppe hörte er von Ferne das Motorengeräusch der niedrig fliegenden Maschinen, die ihr einschläferndes und hoffentlich lebensrettendes Gas ausspien.
    Er langte auf seiner Etage an und atmete erleichtert auf, als er seine Wohnungstür fest geschlossen sah. Mit der Faust schlug er an die Tür und rief Caseys Namen, ohne die schattenhafte Gestalt zu sehen, die auf den zum Dachgeschoß führenden Stufen saß. Sie hatte dort den größten Teil des Tages in geduldigem Warten verbracht.
    Holman hörte Caseys gedämpfte Stimme hinter der Tür. »John, bist du es?«
    »Ja, Schatz!« rief er zurück, so munter er konnte, und verzog das schmerzende Gesicht zu einem breiten Lächeln. »Ich bin's. Alles wird in Ordnung kommen. Mach auf.«
    Er hörte, wie sie ein Möbelstück wegrückte, dann wurde der Riegel gezogen, das Schloß

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