Unheil
gab Holman den Sekundenbruchteil, den er brauchte, um sich auf ein Knie zu erheben und aus dieser Position heraus erneut anzugreifen. Sein Kopf traf Barrow in die Magengegend, trieb ihm die Luft aus der Lunge und ließ ihn zurücktaumeln. Vom eigenen Schwung vorwärtsgetragen, fiel Holman über Barrows Beine und erhielt einen harten Kniestoß gegen das Kinn. Er fiel seitwärts gegen die Wand und verlor kostbare Augenblicke in dumpfer Benommenheit, bevor er versuchte, sich an der Wand hochzuschieben — aber zu spät. Er fühlte den kalten, dünnen Draht um den Hals und brachte es im letzten Moment noch fertig, einen Arm hochzureißen, um zu verhindern, daß er sich vollständig um seinen Hals schloß. Barrow hatte die beiden Handgriffe gekreuzt, kniete vor Holman und zog sie mit aller Kraft in entgegengesetzte Richtungen.
Der Draht schnitt tief in Holmans Nacken, und sein Arm, glücklicherweise geschützt durch die geborgte Lederjacke, war alles, was ihn vor der Erdrosselung schützte, obwohl er nahe daran war. Seine Hand wurde gegen sein Gesicht gepreßt, festgehalten von dem Draht, und es gelang ihm trotz aller Anstrengung nicht, sich gegen Barrows enormen Druck Luft zu verschaffen; er spürte, wie seine Kräfte ihn verließen. Vor seinen Augen verschwamm alles, und der Schmerz sandte Wellen weißglühender Hitze durch seinen Kopf. Er begann das Bewußtsein zu verlieren.
Dann ließ der Druck wie durch ein Wunder ein wenig nach. Sein Gesichtsfeld begann wieder klare Umrisse anzunehmen, als er aus dem Zustand halber Bewußtlosigkeit zurückkehrte, doch schien eine Ewigkeit zu verstreichen, bevor er sehen konnte, was vorging — doch dann bemerkte er, daß Casey Barrow bei den Haaren gepackt hatte und seinen Kopf zurückzog. Ihr Gesicht war naß von Tränen, und ihr Körper zitterte vor Anstrengung und Furcht, aber Barrow war gezwungen, einen der Handgriffe loszulassen, um sich zu befreien. Er griff hinauf und erwischte eines ihrer Handgelenke, aber sie hielt grimmig fest und zog ihn zurück, bis er das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel.
Mit einem Wutgebrüll kam er wieder auf die Beine und wandte sich gegen sie, ohne auf Holman zu achten. Sein Schlag traf ihr Gesicht und warf sie rücklings gegen die gegenüberliegende Wand. Ihre aufgeplatzten Lippen begannen zu bluten, und sie stand schluchzend da, eine Hand im Gesicht, wo er sie getroffen hatte. Er kam näher und schlug wieder zu, schweratmend starrte er ihr mit seinem leeren Blick ins Gesicht. Dann stellte sich das Grinsen wieder ein, er faßte nach dem Kragen ihrer dünnen Bluse und riß sie mit einer schnellen Abwärtsbewegung auf. Der Anblick ihrer kleinen Brüste ließ ihn innehalten, und sein Lächeln wurde breiter.
Er starrte Holman beinahe verständnislos an, als er an der Schulter gepackt und herumgedreht wurde. Sein Gesicht hatte kaum Zeit, sich zu einem Ausdruck von Wut zu verziehen, bevor die Faust Holmans ihn am Kopf traf. Er flog rückwärts gegen das Mädchen, wehrte sich aber sofort mit einem Fußtritt gegen Holmans Hüfte. Dann ließ er einen Faustschlag folgen, der Holman nur an der Stirn streifte, aber Wucht genug hatte, daß er um seine Achse gedreht und ein paar Schritte zurückgeworfen wurde. Barrow schickte sich an, ihm zu folgen und ihm den Rest zu geben, aber Casey hakte mutig einen Arm um seinen Hals und versuchte ihn zurückzuziehen. Er fuhr erneut herum, stieß sie gegen die Wand und preßte seinen Körper so an sie, daß ihr keine Bewegungsfreiheit blieb. Mit einer Hand packte er sie bei der Schulter und riß ihr die Bluse herunter, die andere fuhr abwärts zu ihren Hüften. Sein Gesicht drückte ihr den Kopf fest gegen die Wand, und sie fühlte sein heißes Schnaufen und die Nässe seiner Lippen an ihrer Wange. Sie wollte um Hilfe rufen, aber das Entsetzen lahmte ihre Stimmbänder, und sie brachte keinen Laut hervor.
Holman hatte sich wieder gefangen. Er mußte jetzt ein Ende machen, oder Barrow würde sie beide umbringen. Sein Zorn, als er die Absicht des anderen erkannte, verlieh ihm die zusätzliche Kraft, die er für seinen erneuten Angriff brauchte. Seine Finger umfaßten Barrows Kopf und fanden seine Augenhöhlen. Er bohrte die Fingerspitzen hinein und zog den Kopf mit aller Macht zurück.
Barrow brüllte auf, löste sich von dem Mädchen und riß die Hände ans Gesicht, um Holmans gnadenlosen Griff zu brechen. Dabei stieß er sich selbst zurück, so daß er mit Holman gegen die andere Wand prallte, doch selbst als
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