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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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warf sie den Kopf von einer Seite zur anderen, ohne auf den Schmerz zu achten, wenn er auf den harten Boden schlug. Dann erschlaffte ihr Körper plötzlich, ihre Augen wurden glasig, als sei sie in einem tiefen Trancezustand, und von Holmans Blut rosa verfärbter Speichel rann von ihren Lippen auf den Boden.
    Er wälzte sie wieder herum und wischte ihr besorgt Schweiß von der Stirn. Sie starrte geradeaus, als sähe sie nichts. Er hob sie behutsam auf, trug sie zum Bett und legte sie darauf, dann stützte er ihr Kopf und Schultern mit zwei Kissen. Er zog die Hälften ihrer aufgerissenen Bluse zusammen und bedeckte ihre Brüste und zog den Rock gerade, daß er ihre Schenkel bedeckte, die weichen Schenkel, die er so oft liebevoll geküßt hatte. Dann wischte er ihr mit einem Zipfel vom Bettzeug Speichel und Blut vom Mund, zog sein Taschentuch hervor und hielt es an die Stelle seines Halses, die ihre Zähne aufgerissen hatten. Die Berührung ließ ihn vor Schmerz zusammenzucken, und als er das Taschentuch vom Hals nahm, war es voller Blut, aber er glaubte nicht, daß es mehr als eine Fleischwunde war.
    Er saß im Halbdunkel auf dem Bett und starrte das Mädchen an, eine Hand mit dem Taschentuch an seinem Hals, die andere leicht auf ihrem Knie. Sie reagierte nicht, als er ihren Namen aussprach. Wie stark hatte das Gas, der Nebel
    was es auch war — sie geschädigt? Würde sie jemals wieder normal sein, würde sie versuchen, sich selbst zu töten, wie Spiers es getan hatte? Selbst er, Holman, hatte versucht, sich in die schwarze Tiefe der Erdspalte zu werfen und wollte, als das verhindert worden war, sich mit zerbrochenem Glas die Kehle durchschneiden. Das kleine Mädchen war durch den Nebel gestorben. Es war, wie er selbst, im Inneren der Erdspalte den Nebelschwaden ausgesetzt gewesen, und ihr kindlicher Organismus hatte den Auswirkungen nicht widerstehen können. Seine einzige Hoffnung war, daß Casey nur einer geringen Dosis ausgesetzt gewesen war. Sie hatte sich die meiste Zeit im Wagen aufgehalten. Aber machte es wirklich einen Unterschied? Die nächsten Tage würden darauf eine Antwort geben. Jetzt kam es darauf an, sie zu einem Krankenhaus zu bringen, wo man sie in einem Bett anschnallen konnte, bis sie die Krise überwinden, oder — er verdrängte den Gedanken. Von den Ärzten im Krankenhaus wußte er, daß ihre Behandlung sich auf die Verabreichung von Beruhigungsmitteln beschränkt hatte, während in seinem Gehirn der Kampf getobt hatte. Würde Caseys Vernunft stark genug sein, allem zu widerstehen, was sie zerfraß?
    Zehn Minuten später, als die Polizei an die Tür schlug, saß er noch immer im Halbdunkel des Schlafzimmers.
    Er lief zur Tür, um Casey nicht zu lang allein zu lassen. Er war überrascht, die Polizei zu sehen, und vermutete als erstes, daß ein Nachbar, durch den Lärm aufgeschreckt, sie verständigt habe. Sie waren zu zweit, einer in Uniform, der andere in Zivil. Er wußte nicht, daß ein dritter im Erdgeschoß das Treppenhaus bewachte.
    »John Holman?« fragte der Mann in Zivil ohne Vorrede.
    »Ja. Gut, daß Sie gekommen sind...«
    Der andere ließ ihn nicht zu Wort kommen, hielt ihm den Dienstausweis vor die Nase, steckte ihn gleich wieder ein und ging an ihm vorbei in die Wohnung. »Inspektor Barrow. Wir haben Anweisung, Sie mitzunehmen.«
    »Was? Ach so, Spiers. Hören Sie, rufen Sie einen Kranken-«
    »Wir wurden unterrichtet, daß Sie als einziger Zeuge zugegen waren, als sich vor kurzem ein, äh, Unfall im Gebäude des Umweltministeriums ereignete.« Der Kriminalbeamte war jung und Holmans Vorstellung von einem Kriminalbeamten unähnlich. Er trug ein wollenes Polohemd und eine lange Wildlederjacke; sein Haar, obgleich nicht eigentlich lang, wirkte ungepflegt und war jedenfalls nicht >hinten und an den Seiten kurz<, wie die Polizeivorschrift es verlangte. Er sah sich in der Wohnung um, offensichtlich erstaunt über die zugezogenen Vorhänge.
    »Ja, das stimmt. Mein Chef beging Selbstmord, aber —«
    »Warum verließen Sie das Gebäude?« Der Kriminalbeamte ging langsam hin und her, öffnete Türen und schaute in Nebenräume. Holman wandte sich dem vierschrötigen Polizisten zu, der in der offenen Wohnungstür stehengeblieben war. »Sehen Sie, wir müssen sofort einen Krankenwagen rufen«, sagte er, ohne die Frage des Kriminalisten zu beachten.
    »Mein Gott!« hörte er, wandte sich um und sah den Kriminalbeamten im Durchgang zum Schlafzimmer stehen.
    »Halten Sie ihn, Turner!« rief der

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