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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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blickte gespannt auf, als die Tür plötzlich geöffnet wurde und zwei Männer forschen Schrittes hereinkamen. Einer war der junge Kriminalbeamte, der ihn festgenommen hatte. Er blieb im Hintergrund und musterte Holman mit eisigem Blick, während der andere, ein älterer, umgänglicher aussehender Mann, sich ihm gegenüber an den Tisch setzte. Chefinspektor Wreford hatte Holman geschickt verhört und seinen jüngeren Kollegen die Rolle des Widersachers spielen lassen, während er selbst die des verständnisvollen und väterlichen Mahners übernahm. Holman hatte diese Schauspielerei bald durchschaut und erkannt, daß der freundliche, höfliche Beamte tatsächlich ein scharfsinniger und aufmerksamer Vernehmer war. Zunächst hatte Wreford versucht, festzustellen, ob Holman ein gefährlicher Irrer oder ein schlauer Lügner war, der aus vorerst noch obskuren, jedenfalls aber schlimmen Motiven gehandelt hatte. Bislang war er noch nicht sicher.
    »Wir haben die Schulen in Andover überprüft...« Er machte eine Pause, um Holmans Reaktion zu prüfen.
    Holman beugte sich vorwärts. »Ja? Und?«
    »... und nichts gefunden.«
    Holmans enttäuschter Ausdruck war zu natürlich, um gespielt zu sein.
    »Es liegt jedoch eine Meldung über einen Brand in einer Schule am Stadtrand vor«, fuhr der Chefinspektor fort.
    »Das muß sie sein! Das ist es!«
    »Nun, noch gibt es keinerlei Gewißheit. Anscheinend entstand das Feuer in einer dem Schulgebäude benachbarten Turnhalle, und man glaubt, daß ungefähr dreißig Jungen dort eingeschlossen waren. Die Überlebenden stehen unter Schock und können noch nicht vernommen werden. Wir haben nicht alle Tatsachen, wissen aber zumindest den Namen der Schule.« Sein Blick wurde kaum merklich schärfer. »Die Schule heißt Craytons.«
    Holman blickte stirnrunzelnd auf die nackte Tischplatte und versuchte, sich zu besinnen. »Nein, nein, ich glaube nicht, daß es das war. Der Lehrer sagte mir den Namen, aber ich kann mich einfach nicht erinnern. Ich erinnere mich jedoch, daß der Lehrer nur einen Arm hatte, aber das wird Ihnen nicht viel nützen.«
    Der Chefinspektor beobachtete Holman eine Weile schweigend, dann sagte er: »Gut, das war nicht der richtige Name. Ich werde Ihnen eine Liste zeigen — sehen wir, ob Sie einen der Namen darauf wiedererkennen.«
    Er übergab ihm ein Blatt Papier, und Holman überflog rasch die maschinengeschriebene Liste. Er schüttelte den Kopf und las sie wieder durch, diesmal langsamer. »Es hilft nichts«, sagte er schließlich. »Keiner der Namen sagt mir etwas. Einer oder zwei kommen mir bekannt vor, aber —« Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Der Name der Schule ist Redbrook. Redbrook House. Erinnern Sie sich?«
    »Es hört sich richtig an, aber ich könnte es nicht beschwören.«
    »Das glaube ich Ihnen gern«, warf der jüngere Beamte ein.
    »Lassen Sie mich machen, Barrow«, sagte Wreford mit einiger Schärfe. Manchmal wurde er der Härte seines Untergebenen überdrüssig. Zwar verwendete er ihn oft als Gegengewicht gegen seine angenommene Milde, aber er fragte sich immer öfter, ob Barrow nicht zu viel Gefallen an der Rolle fand, die er zu spielen hatte.
    »In Ordnung, Mr. Holman«, sagte er in geschäftsmäßigem Ton. »Wir werden Sie noch kurze Zeit festhalten müssen, während wir weitere Nachforschungen anstellen.«
    »Soll das heißen, daß Sie einen Haftbefehl gegen mich erwirkt haben?«
    »Gewiß nicht. Aber Sie müssen zugeben, daß die Umstände, gelinde gesagt, verdächtig sind.«
    »Das mag sein. Aber was ist mit Casey? Sie wird mich brauchen.«
    »Miß Simmons wird gut versorgt.«
    »Wo ist sie?«
    »Gegenwärtig liegt sie in einem Krankenhaus in Middlesex und schläft. Man hat ihr Beruhigungsmittel gegeben. Es scheint, daß sie noch unter dem Schock leidet.«
    »Aber sehen Sie nicht, daß es an dem Nebel liegt? Es ist eine Reaktion darauf!«
    »Ob es sich so verhält oder nicht, werden wir bald herausbringen. Und sagen Sie mir etwas, Mr. Holman: Wenn dieser Nebel durch das Land zieht und die Leute um den Verstand bringt, warum haben wir dann keine Meldungen darüber erhalten? Warum sind nicht alle in den betroffenen Landesteilen lebenden Menschen zu tobenden Wahnsinnigen geworden?« Ein Unterton von Ungeduld lag bei der letzten Frage in seiner Stimme.
    »Ich weiß es nicht! Ich denke, daß es so ist, weil der Nebel kein sehr großes Gebiet überdeckt. Und vergessen Sie nicht, es gibt dort viel offenes Land. Es mag sein, daß bisher noch nicht

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