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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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allzu viele Menschen damit in Berührung gekommen sind. Und es scheint eine verzögerte Reaktion zu geben. Wir kamen gestern damit in Berührung, Spiers am Tag davor. Es muß eine Weile dauern, bis die schädliche Wirkung als Geistesverwirrung in Erscheinung tritt.«
    »Aber Sie erzählten uns, daß Sie verrückt gewesen seien, als man Sie aus der Erdspalte barg«, sagte Barrow, verdrießlich, daß sein Vorgesetzter sich solches Zeug überhaupt anhörte.
    »Weil ich einer massiven Dosis ausgesetzt war! Ich war das erste Opfer!« Holman schlug zornig mit der Hand auf den Tisch.
    »Dann verraten Sie uns, Mr. Holman«, sagte Wreford in ruhigem Ton, »warum Sie jetzt nicht verrückt sind. Oder sind Sie es?«
    Plötzlich herrschte Stille in dem kleinen Raum. Drei Augenpaare sahen ihn aufmerksam an.
    »Sehen Sie«, sagte er resigniert, »ich weiß es einfach nicht. Ich bin kein Arzt, kein Wissenschaftler — vielleicht kann Ihnen das Verteidigungsministerium weiterhelfen.«
    Die beiden Kriminalbeamten sahen einander an. »Was wollen Sie damit andeuten?« fragte der Chefinspektor.
    »Auf der Ebene von Salisbury gibt es ein ausgedehntes militärisches Sperrgebiet mit verschiedenen Einrichtungen. Dort werden im Interesse der Nation Experimente durchgeführt — gefährliche Experimente! Vielleicht haben sie dort Antworten.«
    »Na, hören Sie mal...« begann Barrow mit höhnischem Lächeln, wurde aber von seinem älteren Kollegen unterbrochen.
    »Wollen Sie damit sagen, das Verteidigungsministerium sei dafür verantwortlich? Daß es eine Art — « Wreford suchte nach Worten — »eine Art Nervengas freigesetzt hat?«
    »Ich weiß es nicht, in Gottes Namen! Aber es ist eine Möglichkeit!«
    »Müssen wir uns das anhören, Sir?« Barrow sah aus, als hätte er sich am liebsten auf Holman gestürzt.
    »Nein, wir müssen nicht. Wenn wahr ist, was Sie sagen, Mr. Holman, dann sollten wir es binnen kurzem erfahren. Bis dahin, fürchte ich, werden wir Sie festhalten müssen.«
    »Gut, von mir aus. Aber sorgen Sie dafür, daß man sich um Casey kümmert. Sie muß ständig bewacht werden.«
    »Sie ist in guten Händen, Mr. Holman, seien Sie dessen versichert.«

8
    Herbert Brown sorgte sich um seine Tauben. Er trank seinen Whisky aus und blickte gedankenvoll in das leere Glas.
    »Noch einen, Herby?« fragte der Barmann und nahm ein neues Glas vom Regal, da er wußte, daß dieser Gast nicht aus dem alten trinken würde.
    »Ja, Harry. Und schenk dir auch einen ein.«
    Harry wußte, daß dieses Angebot kommen würde, und es erklärte, warum er stets eifrig bestrebt war, Herbert zu bedienen.
    »Danke. Werde mir ein kleines Helles genehmigen«, sagte er und lächelte durch lückenhafte, vom Rauchen bräunliche Zähne. Er war ein kleinwüchsiger, untersetzter Mann, uninteressant für die meisten seiner Gäste, von Herbert Brown aber immer gut behandelt.
    »Nein, nimm 'nen Kurzen.«
    »In Ordnung, Herby. Dann Gin und Tonic.« Er schenkte ein und nahm die Pfundnote von der Theke, wohin Herbert sie nonchalant gelegt hatte. Er kurbelte die Registrierkasse und kratzte rasch das Wechselgeld heraus, wobei ein Zehnpencestück den Weg in seine eigene Tasche fand.
    »Da hast du, Herby. Prost.« Er hob sein Glas und schlürfte den Gin. Herby war ein guter Kerl. Immer bereit, einen zu trinken. Nie zählte er sein Wechselgeld nach. Mindestens drei Abende in der Woche verbrachte er in der Wirtschaft gegenüber seinem Laden in der Hackney Road, und an den meisten Tagen war er außerdem Mittagsgast. Herbert stand gewöhnlich früh auf, um fünf oder sechs, und fuhr zum Markt, um für sein Obst und Gemüsegeschäft einzukaufen. Um elf war für ihn der Tag gelaufen, und auf einen Besuch beim Buchmacher folgte stets eine Einkehr in der Wirtschaft, während es seiner hart arbeitenden Frau überlassen blieb, im Laden zu verkaufen. Sie, hatte sich längst mit der Tatsache abgefunden, daß Herbert sich nie ändern würde, dies hinderte sie jedoch nicht daran, ihn scharfzüngig auszuschimpfen. Und je mehr sie ihn schalt, desto mehr trank er. Und je mehr er trank, desto mehr wurde er gescholten. Es war ein Teufelskreis, aber keiner der beiden Ehepartner konnte es sehen. Für sie war es eine Lebensweise geworden.
    «Ich an deiner Stelle würde mich nicht um sie sorgen, Herby. Sie werden schon auftauchen.« Harry lehnte sich über die Theke, einen falschen Ausdruck von Mitgefühl in den Zügen. Er konnte nicht begreifen, wie jemand sich um verdammte Tauben sorgen,

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