Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
abzuwehren.
    Plötzlich erschien ein Gesicht über ihm. Es grinste herab und eine Stimme sagte: »Das ist nicht der rechte Zeitpunkt, sich von der Arbeit zu drücken und aufs Ohr zu legen, Mr. Holman.«
    Eine Hand wurde ausgestreckt und half ihm, aus seiner schauerlichen Ruhestatt zu klettern.

16

    Voller Befürchtungen ging Holman durch den langen Korridor zum Beobachtungsraum 3, wo Casey untergebracht war. Nach seiner Rückkehr zum Forschungszentrum war es ihm nicht gelungen, Janet Halstead zu sprechen, denn sie hatte die Nacht durchgearbeitet, um Krankenhäuser im ganzen Land für den Notstand zu organisieren, und trotzdem noch Zeit gefunden, Caseys Behandlung zu überwachen, aber nun gönnte sie sich ein paar Stunden Schlaf. Ein anderer Arzt hatte ihm gesagt, daß die Strahlenbehandlung gut verlaufen sei, und nun warteten sie, daß Casey erwachte, bevor sich sagen ließ, ob sie auch erfolgreich gewesen war.
    Auch Holman brauchte Schlaf. Seine Erlebnisse am Vormittag hatten ihn erschöpft; die Erinnerung, wie er in einem Grab zu sich gekommen war, in das ein Verrückter Erde geschaufelt hatte, überwog im Rückblick noch die anderen Schrecken, die er durchgemacht hatte.
    Ein Militärhubschrauber hatte ihn nach London zurückgeflogen. Professor Ryker war verständlicherweise enttäuscht gewesen, als Holman unverrichteter Dinge zurückgekehrt war, hatte jedoch Verständnis für Holmans angegriffene Nerven und drängte ihn nicht zu einem neuen Versuch. Der unerwartete Wetterwechsel trieb den Nebel ohnedies zu rasch weiter, als daß es möglich gewesen wäre, sein Zentrum zu lokalisieren.
    Städte und Ortschaften, die in seiner Bahn lagen, wurden evakuiert, doch war die Richtung, in die der Nebel trieb, glücklicherweise nicht allzu dicht besiedelt. Polizei- und Armeefahrzeuge, gelenkt von den Überwachungshubschraubern, rasten im Vorfeld der sich heranwälzenden grauen Masse zu kleinen Dörfern und abgelegenen Häusern und luden die Bewohner in Busse und Lastkraftwagen. Waren diese voll, bogen sie im rechten Winkel ab und verließen die Gefahrenzone. Dann entluden sie ihre menschliche Fracht und fuhren auf einer anderen Route zurück, um das Verfahren zu wiederholen. Es war anstrengend und nervenaufreibend, und zahlreiche schwere Unfälle ereigneten sich bereits am ersten Tag, aber insgesamt erwies sich die Aktion als erfolgreich.
    Unglücklicherweise war es eine Methode, die nicht unbegrenzte Zeit festgesetzt werden konnte, und die Leiter der Operation fürchteten den Augenblick, wenn der Nebel eine Großstadt erreichen würde. Alles hoffte, daß der Wind seine östliche Richtung beibehielt; andernfalls würden Basingstoke, Farnham, Aldershot und London selbst in Gefahr geraten. Die größte Sorge war gegenwärtig Haslemere, die größte, unmittelbar in der Zugrichtung des Nebels gelegene Stadt, aber sie war bereits größtenteils geräumt. Die meisten Einwohner waren nach Norden geflüchtet, da sie fürchteten, im Süden gegen die Küste gedrängt zu werden; das Schicksal der Bewohner von Bournemouth beeinflußte ihre Wahl. Man konnte sie nicht überzeugen, daß ihre Befürchtungen unbegründet seien — der Nebel war noch immer nicht breiter als zwei Kilometer und konnte leicht umgangen werden -, und die Straßen nach Norden waren verstopft von Fahrzeugen aller Art und fliehenden Menschen zu Fuß und auf Fahrrädern.
    Der Premierminister war nach London zurückgekehrt und leitete die Operation mit der Hilfe seiner militärischen, wissenschaftlichen und medizinischen Berater von einem besonderen Hauptquartier aus, einem weitläufigen unterirdischen Atombunker, eineinhalb Kilometer vom Unterhaus entfernt, dessen tatsächliche Lage vor der Öffentlichkeit strikt geheimgehalten wurde. Die Bunkeranlage wurde bereits für Bewohner eingerichtet und mit Proviant versehen, da mit weiterer Ausbreitung des Nebels gerechnet wurde und sein Eindringen in London nicht auszuschließen war. Man hoffte, daß die Schutzvorrichtungen gegen radioaktive Verseuchung die Erreger dieser anderen tödlichen, von Menschen erzeugten Gefahr in gleicher Weise abwehren würden.
    Der Vorschlag, in London große Feuer zu entzünden, um den Nebel aufzulösen, wenn er in die Stadt eindränge, wurde diskutiert, und der Befehl zu den nötigen Vorbereitungen erteilt. Doch sollte nur in größter Not zu diesem Mittel gegriffen werden; die Gefahr, daß ganz London in Flammen aufgehen könnte, war eine beängstigende Vorstellung, die nicht unbeachtet

Weitere Kostenlose Bücher