Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
würde.
    Der Innenminister verzichtete weise, aber mit erkennbarer Enttäuschung darauf, ihm den Befehl zur Ausführung des Auftrags zu erteilen; er sah, daß der Mann in besserer Verfassung von größerem Nutzen sein würde. Inzwischen konnten Vorrichtungen in der Zugrichtung des Nebels aufgestellt werden, Behälter, die durch Fernsteuerung geschlossen wurden, wenn Sensoren die Botschaft übermittelten, daß der Kern des Nebels in der Nähe sei. Es war eine unsichere Methode, aber die einzige, die gegenwärtig zur Verfügung stand.
    Holmans nervöse Unruhe erreichte ihren Höhepunkt, als er die Klinke der mit 3 gekennzeichneten Tür niederdrückte. Durch das eingesetzte Fenster konnte er die blasse Gestalt reglos im Bett liegen sehen. Eine Schwester saß neben dem Bett, bereit, bei den ersten Anzeichen wiederkehrenden Bewußtseins Janet Halstead zu rufen. Sie lächelte Holman entgegen.
    »Wie geht es ihr?« fragte er.
    »Sie hat ruhig geschlafen«, erwiderte die Krankenschwester, »aber sie mußte für die Strahlenbehandlung und die Bluttransfusion mit starken Beruhigungsmitteln behandelt werden, da sie gewalttätig war.«
    »Kann ich eine Weile bei ihr bleiben?«
    »Ja, selbstverständlich.« Die Schwester stand von ihrem Platz auf, noch immer lächelnd. »Ich werde Sie eine Weile verlassen, sollte die Patientin jedoch erwachen, drücken Sie bitte auf diesen Knopf. Wir werden dann sofort kommen, denn das Resultat der Strahlenbehandlung interessiert uns natürlich sehr.«
    »Sind die Zeichen gut?«
    »Nun, die Zeichen, die auf körperliches Befinden hindeuten, sind gut, aber offen gesagt, Mr. Holman, wir wissen es nicht. Ich glaube, Dr. Halstead hat es Ihnen erklärt.«
    Holman nickte und setzte sich auf den freigewordenen Stuhl. Nachdem sie dem Mädchen zum sechsten Mal seit ihrem Dienstantritt den Puls gemessen hatte, verließ die Krankenschwester das Zimmer, ohne auf Holmans fragenden Blick einzugehen.
    Er saß da und betrachtete minutenlang Caseys Gesicht. Ihre Blässe und Zerbrechlichkeit bereitete ihm Sorgen. Sie hatte so viel durchgemacht, daß die Vorstellung, sie werde jemals wieder dieselbe sein, selbst wenn der Parasit bezwungen worden war, unmöglich schien. Würde sie ihn wiedererkennen, wenn sie die Augen aufschlug, oder würde noch immer dieser verlorene, glasig-abwesende Ausdruck darin sein, der so quälend war, so schrecklich? Unter der weißen Decke waren ihre Handgelenke an das Bett geschnallt, und das Wissen darum trieb ihm Tränen in die Augen, die er nicht vergießen konnte. Er hätte gern geweint, um seine nervöse Anspannung zu lösen, wollte sich aber in dieser Situation nicht gehenlassen.
    Er streckte die Hand aus, ihr Gesicht zu streicheln. Der Wunsch zu weinen, war noch nicht bezwungen, nur widerwillig unterdrückt, die Unfähigkeit mehr eine Bürde als eine Stärke.
    Seine Fingerspitzen berührten ihre Lippen, dann ihre Wange, ihren Hals. Sie bewegte sich ein wenig und runzelte die Stirn. Gleich darauf entspannten sich ihre Züge wieder. Er sprach ihren Namen aus, nicht, um sie zu wecken, sondern weil er ihn aussprechen mußte, und ihre Augenlider zuckten. Und dann öffneten sie sich.
    Ihr Blick begegnete dem seinigen, und zuerst schien sie ihn nicht zu erkennen. Er saß starr und mit angehaltenem Atem, und in dieser Sekunde existierte nichts, war nichts wirklich, und es gab keine Zeit und keine Fragen.
    Dann wurden ihre Augen lebendig, weil sich Gefühl darin spiegelte, und sie lächelte.
    »Warum nennst du mich Casey, John?« fragte sie, und schlief wieder ein.
    Janet Halstead war erfreut, als Holman ihr von Caseys Worten erzählte. Gewißtheit, sagte sie, könne es erst geben, wenn Casey wieder bei vollem Bewußtsein wäre, aber die Annahme sei gerechtfertigt, daß ihr Gehirn normal funktionieren würde. Sie bedrängte Holman, sich ein paar Stunden schlafen zu legen, und versprach ihm, ihn zu wecken, sobald Casey aufwachen würde. Sie fand ein ruhiges Zimmer, wo es eine Couch gab und ließ ihn ruhen, während sie zurückging, Caseys Krankenblatt mit den Eintragungen der Schwester zu studieren.
    Drei Stunden später schüttelte Barrow ihn wach.
    »Sie ist aufgewacht, Holman, und es geht ihr gut.«
    Holman setzte sich aufrecht, rieb sich das Gesicht und grinste. »Himmel«, sagte er, »ich muß mich rasieren.«
    »Ich glaube nicht, daß es ihr etwas ausmachen wird.«
    »Gibt es neue Entwicklungen mit dem Nebel?« fragte er den Inspektor, als er hastig in sein Jackett fuhr.
    »Allerlei,

Weitere Kostenlose Bücher