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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Barrow bitten mußte, sie zu wiederholen.
    »Ich sagte, daß der Nebel sich aufgelöst hat«, sagte Barrow. »Er ist verschwunden.«

17

    Corporal Wilcox fluchte, als er im Dunkeln die steile Böschung hinunterrutschte. Das feuchte Gras erhöhte seine Geschwindigkeit, und er blieb mit dem Fuß an einer Wurzel hängen, verlor vollends das Gleichgewicht und purzelte hinunter. Er hörte das brüllende Gelächter der beiden Soldaten, die seinen ungezügelten Abstieg verfolgten, wo er abrupt von einem Holunderstrauch gebremst wurde.
    »Euch werd' ich noch die Ärsche aufreißen, verlaßt euch darauf!« rief er den beiden zu, als er unter dem Strauch hervorkroch und seine verlorengegangene Taschenlampe barg. Er leuchtete zu den beiden feixenden Gestalten hinauf. »Kommt runter jetzt, ihr zwei!«
    »Schon unterwegs«, erwiderten sie wie aus einem Munde, steckten ihre Taschenlampen ein und schlitterten halb laufend, halb fallend, die steile Böschung zu ihm herunter. Zu seiner Befriedigung konnten auch sie sich nicht auf den Beinen halten und kollerten das letzte Stück prustend durch das knietiefe Gras. Er schwenkte den Lichtkegel seiner Lampe absichtlich weg, so daß sie kaum etwas sehen konnten. Sollen die verrückten Scheißer sich die Hälse brechen, murrte er vor sich hin.
    Sie trafen direkt neben ihm ein, und er mußte hastig zurückspringen, um nicht von ihren Armen und Beinen getroffen und umgeworfen zu werden. Dann lagen sie schnaufend auf dem Rücken und grinsten zu ihm auf.
    »Los, aufstehen«, befahl er barsch. »Ich weiß nicht, was mit euch los ist. Ihr kommt mir wie ein paar alberne Schulmädchen vor.«
    »Tut mir leid, Eddie«, sagte der eine, »aber mein Freund Bernard ist immer so, wenn er abends länger aufbleiben darf.«
    »Für dich immer noch Corporal, Evans«, sagte Wilcox in einem Ton, der seine Abneigung gegen den kleinen Londoner und dessen Freund von der Insel Man erkennen ließ. Diese zwei waren ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen, weil sie ständig Dummheiten machten, aber nie so weit gingen, daß er sie disziplinieren oder bestrafen konnte. Sie mußten nicht einmal den Mund auf zu tun; er brauchte bloß in ihre grinsenden Mondgesichter schauen, und schon hatte er das Gefühl, daß sie sich über ihn lustig machten.
    Die beiden rappelten sich auf, klopften ihre Uniformen ab und ächzten über imaginäre Prellungen.
    »Was sollen wir eigentlich hier unten, Corp?« fragte Soldat Buswell, dessen leiernde Redeweise Wilcox zusätzlich reizte. »Auf die Schienen legen und den nächsten Zug abwarten?«
    »Wir haben Befehl, jeden Quadratzentimeter abzusuchen!« sagte der Corporal und schwenkte den Lichtkegel seiner starken Lampe über den Schienenstrang, der nicht mehr silbrig glänzte, sondern stumpf und rostig aussah.
    »Ich frag mich bloß, wozu es gut sein soll«, bemerkte Evans. »Ich meine, jetzt suchen wir schon seit zwei Tagen!«
    »Sie glauben, er habe sich aufgelöst. Aber wir müssen nachsehen, ob es stimmt.«
    »Ja, aber diese Sprühaktion hat ihn erledigt, nicht?«
    »Man nimmt es an.«
    »Und wenn sie ihn bloß aus den Augen verloren haben?« sagte Buswell.
    »Das ist bei der Überwachung schwerlich möglich, aber es war komisch, wie er einfach verschwand«, sagte Wilcox. »Sie besprühten ihn den ganzen Tag, und das Zeug muß gewirkt haben, denn auf einmal war das Ding in der Mitte nicht mehr da.«
    »Ja, gut, was ist es also, dieses Ding in der Mitte? Es soll eine Art Bazillus sein, nicht wahr?« fragte Evans. Er schaltete seine Stablampe ein und richtete sie zum Himmel, um zu sehen, wie weit der Lichtstrahl reichte.
    »Die Krankheit, das ist es. Sie wollen sichergehen, daß sie fort ist.«
    »Ja, nun, ich bin nicht scharf darauf, sie zu finden.«
    »Keine Bange, wir brauchen nicht nahe heranzugehen«, versicherte ihm Wilcox, dann fügte er geringschätzig hinzu: »Außerdem seid ihr zwei Trottel schon bescheuert genug. Auf euch würde es gar keine Wirkung haben.«
    »Ganz recht, Corp«, erwiderte Evans grinsend. »Bernard und ich sind Verrückte, also würde ich an deiner Stelle gut aufpassen, weil wir Kugeln für unsere Gewehre haben.«
    »Ja, Corp«, sagte Buswell, und sein Lächeln ging in einen Ausdruck der Verwunderung über, »warum haben wir eigentlich Munition bekommen?«
    »Nur für den Fall, Buswell, daß wir auf richtige Verrückte stoßen.«
    »Heißt das, daß wir sie erschießen müssen?«
    »Wenn wir den Lichtschein finden und auf Schwierigkeiten stoßen, die uns

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