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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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zu erkennen waren und eigentlich nur aus undefinierbaren Farbklecksen bestanden. Von der hier deutlich höheren Decke tröpfelte ein wenig Wasser, das in dem sandigen Boden versickerte und so einige hübsche Schlammlöcher zauberte. An der linken Wandseite waren noch die Konturen einer weiteren, geschlossenen Lehmtür zu sehen und Daniel ahnte schon, wohin sie führen würde.
         „Dort geht es zu den Katakomben“, sagte er leise, während er an die Türe heran schritt. „Ich frage mich, warum man die Leichen nicht geborgen hat. Stattdessen lässt man sie dort achtlos verrotten.“
         „Das gehört hier zur Tradition“, antwortete Joe. „Die Toten dürfen nicht in ihrer Ruhe gestört werden und sie aus ihrem Grab zu heben wäre ein folgenschwerer Frevel. So etwas nennt man Grabräuberei.“
         „Ach ja? Pharaonengräber zu entweihen ist aber in Ordnung, was?“
         Joe wedelte ungeduldig mit der Hand, als ob er eine lästige Fliege verscheuchen wollte.
         „Die meisten Pharaonengräber werden doch von westlichen Wissenschaftlern entdeckt, die keinerlei Moral besitzen. Die Landsleute hier jedoch würden niemals ein Grab ausräumen, erst recht nicht Katakomben. Für die armen Seelen, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, interessiert sich doch sowieso niemand.“
         Sie inspizierten die Türe eingehend, doch obwohl sie völlig harmlos und unschuldig wirkte, konnten beide den eiskalten Luftzug spüren, der durch die Lücken und Schlitze zu ihnen herein pfiff. Eine merkwürdige Panik staute sich in Daniel an, denn er wusste, der einzige Weg zum Schlüssel des Salomon war der durch die Katakomben, vorbei an den hunderten von Geistern, die das Siegel schützten.
         „Ich denke nicht, dass wir sofort angegriffen werden“, sagte Joe. „Die Katakomben wurden inspiziert, bevor das Museum gebaut wurde und es ist nie etwas passiert. Es muss einen Auslöser geben, einen Schlüsselreiz, der sie aufweckt und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie uns erst angreifen, wenn wir das Siegel gefunden haben und in der Falle sitzen. Das heißt, wir sollten Vorkehrungen treffen.“
         „Welche Vorkehrungen willst du gegen tausende von Geistern treffen?“, fragte Daniel. „Willst du etwa Trickfallen aufstellen?“
         „Red keinen Blödsinn!“, sagte Joe. „Ich hoffe doch, ihr habt Salz dabei?“
         „Salz und Spiritus, natürlich.“
         „Dann werden wir die Gräber vorher damit präparieren. Wenn wir angegriffen werden, ist es leicht, sie zu vernichten. Keiner ist besser im Feuer machen als Michael.“
         Daniel gefiel nicht, wie Joe bei dieser Mission die Führung übernahm, doch er musste zugeben, dass er ihnen eine sehr große Hilfe war und ohne ihn wären sie wahrscheinlich bis jetzt nicht einmal halb so weit gekommen. Darum brummte er nur zustimmend und sparte sich einen giftigen Kommentar.
         „Trotzdem“, sagte er. „Denkst du nicht, das hätten andere vor uns schon versucht? Die Geister sind nicht das Problem, sondern das Siegel selbst. Es wird von Schlimmerem als von Geistern bewacht!“
         „Ich weiß!“, fauchte Joe. „Aber Menschen können nie so schnell Feuer legen wie Vampire. Michael muss nur einmal mit dem Finger schnippen und die Sache ist erledigt! Einige der Geister dürften sowieso schon von unseren Vorgängern vernichtet worden sein, die Sache ist also relativ einfach für uns. Und jetzt geh mir nicht auf die Nerven, sondern hol die anderen beiden!“
         Daniel zischte und war drauf und dran, Joe mit der Fackel eins über die Rübe zu ziehen, doch er riss sich zusammen und stampfte wütend zurück in die Kammer. Im Gegensatz zu Daniel und Joe schienen sich Michael und Seth ausgesprochen gut zu verstehen. Sie arbeiteten einträchtig zusammen und behandelten sich mit Respekt und Höflichkeit.
         „Wir haben die Katakomben gefunden“, herrschte Daniel die beiden an und verschwand dann sofort wieder Richtung Tempel.
         Seth und Michael warfen sich vielsagende Blicke zu.
         „Der hat ja eine Laune“, sagte Seth unbeeindruckt. „Ich weiß, dass er Joe nicht leiden kann, aber ich dachte, jetzt, wo wir auf der gleichen Seite stehen...“
         „Sind beide ziemliche Starrköpfe“, meinte Michael achselzuckend. „War ja klar, dass sie sich wieder in die Haare kriegen.“
         Sie gingen in den Tempel und standen schließlich mit Joe und

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