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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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runter.“
         Behände sprang er in das Loch und landete katzengleich auf einer rissigen Sandsteinstufe. Daniel jedoch zögerte.
         „Wir brechen uns sämtliche Knochen, wenn wir einfach so da runter springen!“
         „Wir fangen euch auf“, ertönte Joes Stimme aus dem Schacht. „Jetzt springt!“
         Daniel schnaubte, warf zuerst den Rucksack hinunter und sprang dann hinterher. Joe fing ihn tatsächlich, jedoch sehr knapp und Daniel vermutete, dass er das wahrscheinlich mit Absicht gemacht hatte. Seth kam nur wenige Sekunden später hinterher und blickte sich mit großen Augen um.
         Sie standen in einem niedrigen Gewölbe auf einer schiefen Treppe, die rund fünfzig Stufen in die Tiefe führte. Die Wände und auch die Treppe waren aus grobem Sandstein gehauen und rochen widerlich muffig. Es fiel ihnen schwer zu atmen, doch durch das Loch über ihnen strömte allmählich Frischluft nach unten. Am Fuße der Treppe befand sich eine Tür aus Lehm, die schon beim bloßen Ansehen zu zerfallen schien. Daniel war sichtlich angewidert.
         „Muss wohl schon eine Weile her sein, seit hier das letzte Mal jemand war“, meinte er trocken.
         „Fast dreihundert Jahre“, sagte Seth, schnappte sich ein Knicklicht und hielt es vor sich her. „Und keiner von ihnen war bisher erfolgreich. Ich frage mich, wie weit wir es wohl schaffen.“
         „Nur nicht so optimistisch“, sagte Joe sarkastisch und schritt dann die Treppe hinunter. „Sonst denkt noch einer, das hier wäre wie ein Ausflug in den Streichelzoo.“
         Er rückte sein Jackett zurecht, wobei eine feine Wolke gelblichen Staubes aus allen Falten hervor wirbelte und drückte mit beiden Handflächen gegen die Türe.
         „Sie lässt sich nicht öffnen“, sagte er kurz angebunden.
         Er strich einige Male über die grobe, schroffe Oberfläche, dann, ohne Vorwarnung, schlug er mit der Faust dagegen. Es krachte laut und die Türe fiel mit trommelfellzerfetzendem Getöse in sich zusammen und bedeckte sie alle erneut mit Staub und Schmutz. Seth spuckte einen Mund voll Dreck auf den Boden und blickte angewidert aus den Augen. Mittlerweile hatte er noch schlechtere Laune als selbst Daniel, denn die dicke Schicht von Lehmstaub kratzte unter seinen Klamotten und schmeckte ekelerregend auf seiner Zunge.
         Rabenschwarze Dunkelheit empfing sie, als sie durch den Torbogen gingen und ließ ihre Sinne vibrieren. Nicht einmal Michael und Joe, deren Sehsinn um einiges besser ausgeprägt war als der der Menschen, konnten weiter als vier Armlängen sehen. Dazu kam, dass ihnen ein intensiver Geruch nach Fäulnis in die Nase stieg, der ihnen beinahe den Atem raubte.

     „Mein Gott, das ist ein Massengrab!“, sagte Michael und hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht unwillkürlich würgen zu müssen.
         Daniel holte aus dem Rucksack zwei lange Fackeln heraus und entzündete sie mit einem Feuerzeug. Durch den Schein des Feuers konnten sie etwa drei Meter weit sehen und bemerkten, dass sie in einer weitläufigen, quadratischen Halle mit extrem niedriger Decke standen. Die Wände waren kahl und rissig und ein wenig feucht. Schimmel bildete sich in den Ecken und verströmte einen ekelerregenden Gestank. Die Luft war dick wie Sirup und ungewöhnlich heiß. Auf Seth's und Daniels Gesichter bildete sich bereits jetzt feiner Schweiß. Am Ende der Halle gab es einen weiteren, offenen Torbogen, der zum Tempel führte. Joe lief unerschrocken voran, die Sinne geschärft und achtete dabei auf jedes Geräusch. Ein leises Flüstern schien von den Wänden widerzuhallen, doch vermutlich war es nur das Wasser, welches durch die darüber liegenden Rohrleitungen floss. Daniel stellten sich die Haare auf und Seth sah aus, als würde er jeden Moment schreiend weglaufen wollen. Seine Haut hatte im Gesicht bereits eine zarte, grüne Farbe angenommen und seine Lippen bebten unaufhörlich.
         „Das Siegel ist nicht im Tempel“, sagte Daniel. „Also passt auf, ob ihr irgendetwas anderes findet. Eine versteckte Tür oder irgendein Zeichen.“
         Sie teilten sich auf. Seth und Michael blieben in der Kammer und suchten die Wände ab, während Daniel und Joe durch den Torbogen in den Tempel gingen. Er war riesig und vollkommen leer, bis auf ein großes, steinernes Podest, wo früher vermutlich der Altar gestanden hatte, und einigen verblichenen Malereien an den Wänden, die kaum noch

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