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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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Zeit. Sie mussten sich beeilen.
         „Ich werde versuchen, das henochische Alphabet auf dem Siegel zu entschlüsseln!“, sagte Joe. „Und ihr malt derweil mit Kreide diese Symbole auf den Boden!“
         Er zeigte ihnen ein Abbild auf einer Seite des Buches, welches einen großen Kreis und ein Dreieck mit merkwürdigen Zeichen enthielt. Dann hastete er zu der Truhe, beugte sich darüber und studierte eingehend die Ornamente auf dem darin liegenden Siegel. Daniel fiel auf die Knie, stöberte in seinem Rucksack nach einem Packen Kreide und warf Seth ein paar Stücke davon zu.
         „Beeil dich!“, sagte er zu ihm, während er schon begann, den Kreis zu zeichnen.
         Das erwies sich allerdings als ziemlich schwer, denn der sandig staubige Boden ließ es nicht zu, dass sich die Kreide darauf festigte.
         „Daniel, das klappt nicht!“, schrie Seth hysterisch, da er es nicht schaffte, ein ordentliches Dreieck zu zeichnen. „Der Boden ist zu locker!“
         „Dann zerreib die Kreide und mal mit dem Staub!“
         Nach wenigen Minuten hatten sie es geschafft, einen großen Kreis und daneben ein ebenso großes Dreieck zu zeichnen, beide bestückt mit Symbolen und fremdsprachigen Wörtern, die keiner von ihnen verstand. Um den Kreis herum malten sie in gleichmäßigem Abstand neun Pentagramme. Joe indessen hatte sich ebenfalls ein Stück Kreide besorgt und zeichnete die Übersetzungen des henochischen Alphabets an die Wand.
         „Wir sind fertig!“, schrie Daniel schwitzend und klopfte sich den kalkartigen Staub von den Händen.
         „Ich nicht!“, knirschte Joe.
         Ein erneutes Poltern dröhnte durch die Kammer. Dann hörten sie eine gewaltige Explosion und eine Stichflamme schoss die Treppen hinunter. Seth und Daniel gingen zitternd in Deckung, doch Joe arbeitete verbissen und unbeirrt weiter, als könne er das Geschehen um sich herum überhaupt nicht wahrnehmen. Er hatte bis jetzt erst die Hälfte des Alphabets geschafft und die Zeit spielte eindeutig gegen sie, denn Michaels Geschrei wurde immer lauter, immer hysterischer. Zwischen seine Rufe mischten sich hunderte fremder, kreischender Stimmen.
         „Ich will dich ja nicht bedrängen, Jonathan“, rief Daniel bebend. „Aber so langsam solltest du fertig werden, ich weiß nicht, wie lange Michael noch durchhält...“
         „Halt die Klappe!“, schrie Joe und raufte sich die Haare. „Ich mach ja schon so schnell, wie ich kann! Nerv mich nicht!“
         Joes Hände zitterten stark und seine Augen leuchteten mittlerweile so weiß wie der fahle Vollmond, als erneut eine Explosion das Gewölbe erschütterte. Staub rieselte von der Decke und eine Menge weg gesprengter Steine kullerten die Treppe hinunter.
         „Wenn Samael hier auftaucht, bevor wir ihn beschworen haben, kriegen wir ein Problem!“, rief Joe laut. „Die Beschwörung bindet ihn nämlich an die Bedingung, denjenigen nicht zu verletzten, der ihn gerufen hat! Und wenn ich mich nicht stark irre, wird auch Marius alles daran setzen, uns aufzuhalten! Ihr solltet lieber jetzt schon mit der Beschwörung anfangen. Eine Weile kann Samael dann in Schach gehalten werden!“
         Daniel und Seth sahen sich skeptisch an.
         „Bist du sicher, dass wir das nicht erst machen sollten, wenn du mit den Übersetzungen fertig bist?“, fragte Daniel nervös.
         „Ich hab es fast! Nur noch zehn Buchstaben, also beeilt euch gefälligst!“
         Daniel schwante Übles. Diese ganze Aktion war so absurd, dass er es stark bezweifelte, dass sie glatt über die Bühne gehen würde. Dennoch, die Explosionen und die herab polternden Steine nahmen immer mehr zu. In der Kammer war es jetzt unerträglich heiß und staubig und Michaels Geschrei war nun gar nicht mehr zu hören. Es wurde von den anderen Geräuschen einfach verschluckt. Daniel spähte die Treppe empor. Ein gleißend heller Schein flackerte am oberen Ende und sagte ihm, dass die gesamten Katakomben in Flammen gehüllt sein mussten.
         „Also gut“, sagte er. „Fangen wir an!“
         Auf den Knien rutschte er über den sandigen Boden, schnappte sich die aufgeschlagene Ars Goetia und blätterte fieberhaft eine Seite weiter. Dort stand das Ritual zur Aufrufung von Geistern und Dämonen, natürlich auf Latein. Daniel stöhnte genervt und presste die Lippen aufeinander. Latein war nicht seine Stärke.
         „Gott, das dauert
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