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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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sich langsam gegen den Uhrzeigersinn zu drehen. Seth ging vor Überraschung noch ein paar weitere Schritte zurück und klammerte sich fest an seine Fackel, doch Daniel kannte diesen Zauber und fürchtete sich deshalb nicht. Es war ein Fluchbrecher, der einen Bann auflöste und als das Pentagramm weiß glühte, wusste er, dass es funktioniert hatte. Ein dumpfes Grollen schwoll in den Katakomben an, die Wand ruckelte und Staub rieselte auf sie alle hinab. Dann schwang sie auf und gab den Durchgang zu einem engen, niedrigen Tunnel frei, dessen Treppe geradewegs in die Tiefe führte. Und in diesem Augenblick hörten sie die Stimmen.
         Zuerst war es nur ein leises Flüstern, ein unterschwelliges, kaum wahrnehmbares Wispern, das aus den Wänden selbst zu kommen schien. Doch es wurde lauter, gewaltiger, wie ein Inferno, das von weitem heranrückte. Es schwoll an zu einem Gewirr aus lautem Gelächter, aus Schreien und Fauchen und Joe wurde bewusst, dass sie mit dem Öffnen dieser Türe die Toten erweckt hatten.
         „Verdammt!“, zischte er. „Ich habe nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde! Michael!“
         Michael verstand sofort. Er nickte und drehte ihnen den Rücken zu. Mit einer einzigen Handbewegung legte er seinen Mantel ab und ballte die Hände zu Fäusten. Joe schubste Daniel voran, die Treppe hinunter und auch Seth lief schnell hinterher.
         „Wir müssen uns beeilen!“, schrie Joe. „Michael kann sie in der Zwischenzeit aufhalten!“
         Daniel warf einen hastigen Blick zurück, als er die Treppen hinunter stieg und sah, wie Michaels Körper große, lodernde Flammen warf. Von weitem glaubte er einige schattenhaft groteske Gestalten zu sehen, die sich langsam auf Michael zu bewegten, doch einen Augenblick später war er die Treppe schon so weit hinuntergestiegen, dass er aus seinem Blickfeld verschwand.
         „Schneller!“, wies Joe sie an.
         Auch die Treppe schien kein Ende nehmen zu wollen. Stufe um Stufe zog sie sich hin, immer weiter in die Tiefe und die vielen Schritte hallten laut von den Wänden wider. Nach Stunden, so kam es Daniel vor, erreichten sie endlich eine kleine Kammer, kaum größer als eine Kapelle. An den Wänden befanden sich vier Fackeln in metallenen Körben, die Joe mit einer lässigen Handbewegung entzündete. Der Schein des Feuers warf lange Schatten und tauchte den Raum in helles, tanzendes Licht. Daniel zögerte keine Sekunde schöpfte einen kläglichen Rest Salz aus einem der Krüge in seinem Rucksack und zog damit eine Linie vor den Eingang. Dann huschten seine Augen suchend und angespannt durch die Kammer.
         In einer Ecke stand eine große, hölzerne Truhe, verziert mit seltsamen Symbolen und Zeichnungen. Es war das einzige Artefakt in dem Raum, ansonsten fiel die Kammer nur durch ihre offensichtliche Leere auf.
         „Ist es da drin?“, fragte Daniel und deutete mit einem zitternden Finger auf die schlichte Truhe.
         „Wahrscheinlich“, antwortete Joe.
         Sie gingen auf die Truhe zu und besahen sie genau. Sie hatte keine Verschlüsse und war auch nicht auf irgendeine andere Weise versiegelt, dennoch stachen einem die in den Deckel geschnitzten Wörter sofort ins Auge. Es waren sieben Wörter, die ein kunstvoll verschlungenes Oval um ein kleines Hexagramm bildeten und merkwürdig verbrannt und geschwärzt aussahen.
     
    SUPERBIA  AVARITIA  INVIDIA  IRA  LUXURIA  GULA  ACEDIA
     
          „Das sind die lateinischen Namen der sieben Todsünden“, sagte Joe ehrfurchtsvoll. „Es ist also tatsächlich wahr. Sie beschützen das Siegel!“
         Wie gebannt starrten sie auf die Worte, die eine unheilvolle Aura zu verströmen schienen und ihnen in Mark und Bein fuhr. Seth hatte mittlerweile begonnen, haltlos zu zittern und seine Augäpfel hüpften beunruhigend.
         „Wir sollten gar nicht hier sein!“, hauchte er hysterisch. „Das geht über unsere Fähigkeiten, wir schaffen das nicht, das ist viel zu hohe Magie...!“
         „Reiß dich zusammen, Seth!“, herrschte Daniel ihn an, doch auch seine Stimme bebte. „Wir sind nicht zum Spaß hier, wir haben einen Auftrag!“
         Schwer atmend ging er auf die Knie und öffnete vorsichtig den Deckel der Truhe. Aus dem Inneren rauschte mit einer Urgewalt ein eiskalter Luftzug in sein Gesicht und raubte ihm für einen Moment den Atem. Er glaubte ein Brüllen zu hören und stinkenden, fauligen Atem zu

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