Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
meine Pläne nicht durchkreuzen!“
Sie schlug Daniel fest ins Gesicht, woraufhin er eine Menge Blut spuckte und ihm ein Zahn ausbrach.
„Ihr hättet nicht hierher kommen sollen“, fuhr sie drohend fort. „Ihr hättet wie eure Artgenossen in den Krieg ziehen und dabei sterben sollen! Doch so oder so kommt es auf das Gleiche raus. Die Menschen werden von diesem Erdboden getilgt und schaffen somit Platz für die nächste Stufe der Evolution, der heiligen Rasse der Vampire! Ihr seid nichts weiter als Gewürm, welches wir höchstens als Nahrung betrachten! Ihr verdient dieses Paradies auf Erden nicht!“
Joe, der sich langsam erholte und dessen Wunden zu heilen begannen, stand mühsam auf und stützte sich an der Wand ab.
„Wer lässt dich glauben, dass du es verdient hast?“, schnaubte er verächtlich. „Die Menschen gab es schon lange vor den Vampiren! Ohne sie wären wir heute nicht das, was wir sind!“
„Lüge!“, kreischte Amelie wahnsinnig und schleuderte Joe erneut gegen die Mauer. „Alles Lüge! Sie wollen uns töten, uns vernichten, weil sie nichts begreifen! Sie fürchten die Dinge, die sie nicht verstehen! Wir stehen auf der Leiter der Evolution weit über dem Menschen und damit rechtfertigt sich auch unsere Vorherrschaft! Wir brauchen die Menschen nicht!“
Joe spürte seine Kräfte schwinden. In diesem Augenblick wurde er sich Amelies Stärke und Macht bewusst und er begriff, dass er nicht die leiseste Chance gegen sie hatte. Auch Daniel fühlte sich wie gerädert und konnte hören, wie Seth einige Meter hinter ihm vor Schmerz wimmerte.
„Warum?“, keuchte er und richtete sich auf die Knie. „Warum dieses ganze Theater und warum ausgerechnet jetzt?“
Amelie funkelte ihn an und ein diabolisches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich zu Daniel hinab beugte.
„Du begreifst es einfach nicht, oder?“, sagte sie leise. „Ich habe dich benutzt! Marius hat dich benutzt! Er wusste, dass die Jäger nie und nimmer einen der Unseren in ihren Reihen willkommen heißen würden. Er hat sich eure Schwächen zunutze gemacht. Im Grunde seid ihr es, die das alles hier zu verantworten haben. Wenn du nicht versucht hättest Kyra umzubringen, wenn du ihr nur ein bisschen Vertrauen entgegen gebracht hättest, dann wäre das alles nicht passiert. Dann stünde Kyra nun auf eurer Seite.“
Daniel hob den Kopf und blickte ihr hasserfüllt ins Gesicht.
„Was soll das heißen?“, fauchte er wütend. „Bist du daran schuld, dass so viele Jäger sterben mussten?“
„Nicht direkt.“
Amelie lachte. Es klang wie das hohe Kreischen eines wild gewordenen Tieres und Daniels Eingeweide krampften sich bei diesem schrillen Klang zusammen.
„Das alles war von langer Hand geplant. Du musst verstehen, dass Lilien bei weitem nicht die stärksten Vampire sind. Vor einigen hundert Jahren wurden wir uns dessen gewiss, als sich ein neues Mitglied in unsere Gemeinschaft reihte. Illyria.“
Daniel legte die Stirn kraus und dachte kurz nach. Illyria war eine der Ratsmitglieder, doch mehr wusste er nicht.
„Illyria besitzt eine äußerst seltene Blutgruppe, die bei ihrer Verwandlung eine Mutation hervor rief. Sie kann Gedanken manipulieren, sie ins Chaos stürzen. Das macht sie für jeden Menschen und Vampir sehr gefährlich. Schon damals haben Marius und ich uns überlegt, sie als Waffe einzusetzen, um die Auswirkungen der Inquisition auf unsere Rasse ins Gegenteil umzukehren und die Menschen zu vernichten. Doch wir waren zu wenige, viel zu wenige, um uns den Jägern zu widersetzen und den Krieg zu gewinnen. Schwerer kam hinzu, dass Illyria immer große Sympathien für die Menschen hegte und niemals zulassen würde, dass sie alle sterben. Sie war verdorben bis ins Blut und kam somit für unsere Pläne nicht länger in Frage. Wir wussten, dass wir eine andere brauchten, jemandem mit demselben Gendefekt, die allerdings vollkommen unvoreingenommen aufwachsen und reifen sollte. Und wir mussten warten, bis sich unsere Population wieder erholt hatte. Und so schloss ich mit dem Orden des Weißen Schwans eine Allianz, heuchelte Kooperationsbereitschaft und beschloss, zu warten. Marius musste sich verstecken, denn als der letzte der Ältesten würden die Jäger nicht ruhen, bis sie ihn getötet hatten. Ich aber wartete viele Jahrhunderte, abgeschnitten von meinem
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