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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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verkeilten. Daniel, dessen Kiefer ziemlich wehtat, spuckte erneut einen Mund voll Blut und glaubte kurz, die Schmerzen würden ihm den Verstand rauben. Jeder Zentimeter seines Körpers fühlte sich an, als wäre er mit einem Gummihammer bearbeitet worden und sein linker Knöchel war eindeutig verstaucht, doch er konnte sich nicht ausruhen. Joe hatte Recht, sie mussten ihren Auftrag zu Ende bringen, um zumindest Samael aufzuhalten, der von allen ihren Feinden am gefährlichsten war. Er richtete seinen Blick auf Seth, der wimmernd und verängstigt in einer Ecke hockte und sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.
         „Reiß dich zusammen!“, sagte Daniel harsch und half ihm auf. „Hast du etwa geglaubt, es würde leicht werden? Ab und zu muss man für seine Ziele schon mal etwas riskieren! Und jetzt hör auf zu zittern und hilf mir! Übersetze die restlichen Buchstaben!“
         Seth bebte und atmete sehr flach, dennoch ballte er entschlossen die Hände zu Fäusten, griff nach einem kläglichen Rest Kreide und beugte sich über die Truhe. Daniel indessen hob eine Hälfte der Ars Goetia auf und blätterte sie fieberhaft durch. Den größten Teil der Beschwörungsformel hatte er noch im Kopf, doch den Rest musste er nun mühsam selbst übersetzen. Da der Kreis und das Dreieck durch den Kampf halb zerstört wurden, besserte er sie mit Kreidestaub aus und stellte sich dann in den Kreis.
         „Wie weit bist du?“, rief er Seth nervös zu.
         „Ich ... ich kann das nicht so schnell, ich kenne mich nicht aus mit Sigillen“, antwortete Seth stotternd. „Es kann ein wenig dauern -“
         „Wir haben aber keine Zeit mehr! Streng dich an, es sind doch nur noch ein paar Buchstaben!“
         Seth sah aus, als würde er jeden Moment einen Nervenzusammenbruch bekommen und das laute Brüllen, welches aus dem Treppenschacht zu ihnen hinunter wehte, ließ ihn regelmäßig zusammenzucken. Er hatte eine große, golfballgroße Beule am Hinterkopf, die durch sein dichtes Blondhaar schimmerte und bläulich grün pulsierte. Dennoch schien er sich langsam zu sammeln und studierte nun konzentriert das Siegel. Daniel war sich sicher, dass Seth dieser Aufgabe gewachsen war. Er hatte immer fleißig gelernt und konnte viele, alte Sprachen fließend sprechen. Seth besaß eine nahezu außergewöhnliche Kombinationsgabe und nach wenigen Sekunden schon kritzelte er eifrig verschnörkelte Buchstaben an die Wand. Ein Donnern ertönte, gefolgt von einem irren Kreischen und wieder polterten Steine, so groß wie Fußbälle, die Treppe hinunter, gefolgt von einer heißen, wirbelnden Stichflamme.
         „Beeilung!“, drängte Daniel, dem nun sichtlich die Panik im Gesicht stand.
         Seth bekam Schweißausbrüche und seine Augen traten beunruhigend weit aus ihren Höhlen, doch er arbeitete mit immenser Geschwindigkeit, auch wenn er dabei knallrot anlief und die Backen blähte, was selbst in dieser brenzligen Situation komisch aussah, fast, als würde er versuchen, ein sehr großes Ei zu legen.
         „Ich hab es!“, schrie er schließlich. „Ich ... ich bin fertig!“
         Er schnappte nun ein wenig über und begann, wie blöd zu lachen, doch sein Gesicht glich mehr einer gelifteten Fratze und eiskalter Schweiß lief ihm über die Stirn. Anscheinend hatte er vorübergehend den Verstand verloren, da sein Körper das viele Adrenalin nicht mehr verkraftete. Daniel gab ihm eine kräftige Ohrfeige und rüttelte ihn grob.
         „Beruhige dich gefälligst!“, schrie er ihn an, wobei Seth immer noch zaghaft grinste. „Sobald wir Samael beschworen haben, müssen wir sofort die Formel für seine Verbannung übersetzen! Jonathan hat gesagt, dass Samael uns nichts tun kann, wenn man ihn beschwört! Hör sofort auf zu lachen, oder ich schlage dir alle Zähne einzeln raus!“
         Seth schnappte nach Luft und schloss den Mund. Allmählich wurde er wieder klar und guckte entsetzt drein wie eh und je. Er nickte schlapp und ließ es zu, dass Daniel ihn am Kragen in den Kreis schliff, wo er zitternd stehen blieb.
         „Diesmal mach ich es selber!“, schimpfte Daniel und rollte seine Ärmel hoch. „Du hast anscheinend nicht die Nerven dazu. Und dass du mir bloß in diesem Kreis bleibst, hörst du? Wehe, du verlässt ihn!“
         Er warf einen Blick in das Buch und begann die Beschwörungsformel von neuem.
         „Du großer, mächtiger Geist Samael. Ich beschwöre
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