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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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sich auf Dauer jedem Zauber. Versuch also nicht noch einmal, diesen Spruch anzuwenden, es wird dir nicht viel helfen.“
         Joe spuckte vor ihr auf den Boden und starrte sie zornig an. Er hatte im Laufe des Kampfes so viel Blut verloren, dass die Wundheilung nicht mehr so zuverlässig verlief und ihm einiges an Schmerzen bereitete.
         „Und nun“, sagte Amelie eisig, „werdet ihr sterben. Ihr habt mir schon genug Ärger bereitet.“
         „Das wird nicht nötig sein“, sagte eine Stimme hinter ihr, worauf Amelie den Kopf wandte und innehielt. „Jedenfalls jetzt noch nicht.“
         Daniel sah einen hochgewachsenen Mann mit dunklen Haaren die Treppe hinab steigen, der zweifellos Marius sein musste. Und hinter ihm bemerkte er ein bekanntes Gesicht, bei dessen Anblick sich sein Herz schmerzhaft verkrampfte. Kyra betrat den Raum, doch sie sah so anders aus. Ihr Körper steckte in einem schwarzen Overall und ihre Augen leuchteten nun dauerhaft rot. Jegliche freundlichen Züge waren aus ihrem Gesicht gewischt und sie sah merkwürdig maskenhaft und wächsern aus, als ob sie ein Zombie wäre. Marius legte einen Arm um Amelies Hüften und bedachte Joe, Daniel und Seth mit einem mörderischen Blick.
         „Dieses Vergnügen obliegt nicht dir, Amelie“, sagte er leise. „Ich möchte unserer Gefährtin doch nicht den Genuss vorenthalten, sich selbst an ihren Peinigern zu rächen.“
     
     
    Der Schlüssel des Salomon  
     
         Nach außen wirkte Kyra hart, emotionslos und unnahbar, doch keiner konnte sehen, welcher Sturm in ihrem Inneren tobte. Als sie von der Ferne Michaels halb verbrannte Leiche sah, die am Sockel der Treppe in einer Lache aus Blut lag, wäre sie beinahe zusammengebrochen. Erinnerungen kamen in ihr hoch. Die Tage, die sie bei Michael verbrachte und dabei gelernt hatte, ihn zu mögen. Wie sehr er sich um sie bemüht hatte. Doch sie durfte keine Regung zeigen, nicht offenbaren, wie sehr sie der Anblick von Michaels totem Körper mitnahm. Marius hatte ihr gesagt, dass sie ihre Vergangenheit loslassen musste und nie wieder zurückschauen durfte. Wie schwer ihr das fiel, wurde ihr in dem Moment bewusst, als sie Daniels Blick auf sich ruhen sah. Er sah fürchterlich aus, war vollkommen blutverschmiert und ihm fehlte ein Zahn. Sein Haar war zerzaust und blutverklebt, seine Klamotten schmutzig und staubig. Es war ein Bild des Jammers, doch nichts im Vergleich zu Joes Zustand, bei dessen Anblick sie wahrhaftiges Entsetzen packte. Kyra hatte ihn nie sonderlich gemocht, doch sie konnte nicht umhin zuzugeben, dass er ihr in diesem Augenblick ein wenig Leid tat. Doch ihr Mitleid flaute sehr schnell ab, als sie sich in Erinnerung rief, was er ihr angetan hatte. Und auch die Enttäuschung und Wut auf Seth und vor allem auf Daniel stiegen wieder an, als sie sich vor Augen führte, wie sehr die beiden sie verletzt hatten. Sie waren bereit gewesen, sie zu töten, ohne jegliches Mitleid.
         „Es ist Kyras gutes Recht, sich an jenen zu rächen, die sie verletzt haben“, fuhr Marius kalt lächelnd fort. „Und hier haben wir sie alle versammelt. Jonathan, der sie gebrandmarkt hat. Die beiden Jäger, die schon zu Beginn nach ihrem Tod dürsteten und bereit waren, sie ohne die geringsten Beweise eines Verbrechens zu töten. Alle sind sie hier. Und nun werden sie zusammen gerichtet werden.“
         Amelie lachte schrill und Marius folgte ihrem Beispiel. Samael ließ sich nur zu einem boshaften Grinsen herab, während Kyra nach vorne schritt, an Marius vorbei, bis sie schließlich direkt vor Joe stehen blieb. Dieser blickte keuchend zu ihr auf, sagte jedoch nichts. Kyra betrachtete ihn, ohne dass er erraten konnte, was sie gerade dachte. Sie sah nun nicht mehr wie ein verlorenes Kind aus, sondern wie eine regungslose Statue, aus kaltem Marmor gemeißelt. Nur das rote Leuchten ihrer Augen ließ darauf schließen, dass noch etwas Lebendiges in ihr war. Joe wusste, sollte sie ihn angreifen, wäre er dem Tode geweiht. Er hatte zu viel Blut verloren und sich im Kampf mit Amelie maßlos verausgabt. Er brachte nicht mehr die Stärke auf, sich gegen irgendjemanden zu wehren, soviel war ihm klar. Vielleicht war es schon immer sein Schicksal gewesen, dass er von einem Vampir getötet wurde, jenen Wesen, die er so leidenschaftlich jagte und die er mehr als alles andere verabscheute. Hier rächten sich seine Taten an den Blutsaugern. Welche Ironie, dass es ausgerechnet Kyra war,
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